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Bildung & Erziehung Kultur Südkids

Stadtarchiv und U-Bahn bricht, aber unsere Schule nicht

Freitag, 25. Juni 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Fulvio Zanettini

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin
Das Loreleylied einmal anders… Die ersten Zeilen kommen den Besuchern noch bekannt vor. Ebenso die Melodie. Es ist das Original von Heinrich Heine und Philipp Friedrich Silcher. Doch der Wechsel ist dann abrupt: Zur Melodie von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ erklingt das selbstgedichtete Lied der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße:
Es war einmal vor hundert Jahr´n,
als die Hefte noch Fibeln war´n…

Der Chor der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße steht auf der Bühne, etwa dreißig Kinder in braven Reihen. Das ist fast ein Drittel der Schülerschaft, denn diese Schule ist einzügig. Eine Klasse pro Jahrgang. Hundert Schüler gehen hier zur Schule. Das hat zur Folge, so betont es Birger Heusinger, der seit drei Jahren als Schulleiter die Geschicke der Schule und seiner Schüler lenkt, dass es „eine kleine familiäre Schule ist, in der jeder jeden kennt.“ Welch eine Wohltat, angesichts der großen Massenschulen.

100 Jahre Loreleyschule – eine wechselvolle Geschichte
Vor 100 Jahren wurde die Schule gebaut, vor 99 Jahren eingeweiht. Dieser Tage feierte die Schule also ihr Jubiläum mit einem Schulfest. 1911 drückten hier noch 1000 Schüler die harten Schulbänke. Heute, in Zeiten, in denen sich die Südstadt immer größerer Beliebtheit erfreut, sich durch hohe Mieten und immer weniger Kinder auszeichnet, teilt sie sich das Gebäude mit einer Berufsschule und der Waldorfschule/Michaeli-Schule.

Der Unterricht hat sich in der langen Schulgeschichte ebenfalls deutlich verändert. Wo früher noch das reine Pauken in großen Klassen auf der Tagesordnung stand, da wird heute viel mehr Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder genommen. Die einen bringen sehr gute Vorkenntnisse aus den Kitas mit, andere haben eine extrem geringe Frustrationstoleranz. Die Kinder lassen sich längst nicht mehr über einen Kamm scheren – und sie lassen das auch nicht mit sich machen. Die Grundschule an der Loreleystraße steht somit beispielhaft für kindgerechte Erziehung und Bildung.

Zuversicht, Zeit und Verständnis für Kinder
Wichtig ist dabei, so betont Heusinger in seiner Ansprache weiter, dass die Kinder niemals den Bezug zum Medium Buch verliert. Der Leitspruch der Schule „Lesen macht fit, komm mach mit!“ spiegelt sich hier wider. Der Nutzung neuer Medien steht dies jedoch in keiner Weise entgegen. In diese Kerbe schlägt denn dann auch Schulamtsdirektorin Monika Baum bei ihrem Grußwort. Sie weist darauf hin, dass Kinder heute etwa 10.000 Stunden zur Schule gehen, im gleichen Zeitraum jedoch ca. 15.000 Stunden den Massenmedien und dem Konsum ausgesetzt sind. Kinder wünschten sich deshalb umso mehr taktvolle und zuverlässige Erwachsene. Baum äußert daher drei Wünsche stellvertretend für die Kinder: Schule und Familie sollten ihnen mit Zuversicht, Zeit und Verständnis entgegentreten.

Dass der Verstand der Erwachsenen nicht immer funktioniert, kommt im Refrain des schuleigenen Liedes zum Tragen: Stadtarchiv und U-Bahn bricht, aber unsere Schule nicht… Beim Einsturz des historischen Archivs sind die Geschichten erzählenden Akten der Schule in einem Schlammloch verschwunden. Zur Vorbereitung des Jubiläums war somit keine schnelle Recherche möglich. Doch die Lehrer und Schüler haben sich kurzerhand einer anderen, vielleicht sogar besseren Quelle bedient: Sie haben in den vergangenen Monaten intensiv nach Ehemaligen der Schule geforscht und sie dann zu Gesprächen eingeladen. So ist unter anderem eine spannende Jubiläumsausgabe der Schulzeitung entstanden, in der eine ehemalige Lehrerin und eine mittlerweile 75jährige Schülerin zu Wort kommen.

Bläck Fööss und Heinrich Heine
Den Höhepunkt des Schulfestes bildet ein Auftritt der Bläck Fööss, die mit den SchülerInnen auf dem Schulhof singen. Als Auftakt steht natürlich die „Nationalhymne der Kölner Pänz“ auf dem Programm: En dr Kayjass Nummer Null. Die drei anwesenden Musiker halten sich dezent im Hintergrund, spielen und singen mit den Kindern, denn die stehen im Zentrum des Geschehens.

Die Bühne ist also wieder voll, diesmal bei wunderbarem Wetter unter freiem Himmel. Und so ist das Fest zum 100. Bestehen der Schule wie die Fortsetzung des Liedes von Heinrich Heine:
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
das geht mir nicht aus dem Sinn.


Link zur Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße

 

Text: Stephan Martin Meyer

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