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Südstadt

Streifzüge-Spezial: Bonner Straßen Fest. Die Vorher-Nachher-Show

Sonntag, 25. April 2010 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Sonja Alexa Schmitz / Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Mein Idee ist gut: Um halb elf am Samstagmorgen schlendere ich über die Bonner Strasse. Da ist die Stimmung so schön, so still, es fühlt sich nach optimistischem Anfang an. Es wird etwas konstruiert, etwas begonnen. Vielleicht ist das ein psychologischer Effekt? So wie Saubermachen einen innerlich bereinigen kann.
 Was ich sehe: Männer am Radl-Stand,  die lauter interessante Prospekte über Radrouten in der Region in den Ständer steckten. Ich sehe Bratwurstverkäuferinnen, die sich die Schürze zubinden. Da sind Frauen, die Preisschilder schreiben. Ein Lebkuchenherz sagt: „Ich liebe dich“. 

Ein Mann, der Schönes aus Holz macht,  erzählt einer lächelnden Kundin,  auf welchen Märkten er sonst zu finden ist. Ein Mann pumpt diese Luftballons auf, die aussehen, als seien sie aus bunter Alufolie. Wenn das Fest startet, wird er eine ganze Traube über sich schaukeln haben. Ich sehe zwei Sonnenschirme mit nichts drunter. Sie stehen da, breiten ihre Arme aus, und scheinen darauf zu warten,  dass unter ihrem Schatten etwas passiert. Ich sehe eine lange Schlange in der Bäckerei Hütten (Hmmm..! Haben die da heute viele Kuchen im Schaufenster!). Vor der Bäckerei,  stehen heute Biertische und Bänke. Nur ein, zwei Menschen sitzen dort, noch fröstelnd.

Apropros fröstelnd: Was für ein herrliches Wetter an diesem Bonnerstrassenfest-Samstag! Und wie wichtig ist doch das Wetter für dieses Event! Es macht alles aus. Es entscheidet darüber, in welcher Stimmung, die Menschen schlendern,  ob sie stehen bleiben, ob sie Bier oder Tee trinken,  ob sie mit ihren Kindern schimpfen, weil sie so trödeln oder ob sie es geduldig aushalten,  und selber trödeln. Das Wetter entscheidet, ob die Händler schwatzhaft sind, oder eher die Schultern hochziehen und den Abend herbeisehnen. Dennoch, und das wundert mich, niemand macht dem Wetter seine verdienten Komplimente. Hey, es ist nicht selbstverständlich, dass heute die Sonne scheint, und es ein richtiger Sommertag werden wird! Das gibt es nicht automatisch zum Strassenfest dazu. Gutes Wetter im Fest inbegriffen.

Sieben Stunden später ist alles anders. Es klingt anders, es riecht anders, es sieht anders aus. Laute Musik, Bratwurst und Menschen. Das ist anders. Es sind viele Menschen da, und die halten sich vorrangig rund um die Bühnen auf. Um die Uhrzeit wollen sie Kölsch trinken und mit dem Fuß zur Musik wippen. An der großen Bühne am Ende der Bonner Strasse wippt so einiges. Die Band spielt rockig im Elvis-Presley-Stil, und das scheint genau das richtige fürs Publikum zu sein. Da wird getanzt auf offener Bonner Strasse.

Die Stimmung nehme ich mit, wenn ich weiter gehe zum Kreisel. Da stehen die Kindertrampoline und erstaunlich wenig Kinder hüpfen dort in den blauen Himmel. Rund um den Kreisel ist es fast so ruhig wie am Morgen. Nur das es jetzt nicht mehr optimistisch, sondern eher traurig wirkt. Die Lebkuchenherzen hängen noch wie unberührt dort. Wollte denn niemand ein süßes, verspieltes „Ich liebe dich“ durch den Lebkuchen sagen?! Die Ving-Chung-Kämpfer geben ihr Bestes, kämpfen miteinander, um das nicht vorhandene Publikum zu animieren.

Weitergehen in Richtung Chlodwigplatz. Ein kleines Sonnenbad auf den Biertischen vor der Bäckerei Hütten und die Welt beobachten. Da ist ja wieder der Luftballonmann. Wie versprochen tänzeln seine luftgefüllten lila Delphine, türkisen Einhörner und gepunkteten Hunde über seinem Kopf. Da geht einer fliegen. Ich schaue ihm hinterher. Die Flucht in die weite Welt gelingt nicht, er bleibt gleich am großen Baum hängen. Und da ist er nicht mal alleine. Die langweiligen weißen Kumpels von „Base“ haben sich dort auch schon aufgehangen.

Resumée der Vorher-Nachher-Show: Auch wenn der Tag für die Händler lang war, und sie vielleicht nicht in der Menge verkauft haben, wie sie es sich gewünscht haben (keiner vor der Pommes Bude, die Cocktail-Shaker stehen still, die schöne Auslage vor dem Messerbänkchen verdient mehr bewundernde Blicke. Der Stand, an dem einen Prospekte in verschiedene, deutsche Ferienregionen locken soll, sieht noch genauso unangetastet aus, wie am Morgen.)

Aber immerhin, die Bratwurstfrau sitzt geschafft auf dem Bordstein und raucht eine Zigarette. Ihre Schürze ist dreckig. Die überquellenden Mülleimer zeugen von Appetit. Das Kölsch fließt. Die Kinder sitzen müde auf Papas Schulter oder schlafen bereits in ihrem Buggy.

Ich würde sagen, das Nachher hat gehalten, was das Vorher versprach. Ein fröhliches, schönes Fest, von dem man noch was mitnimmt. Vor allem eine gute Wurst im Bauch, bisschen Kölsch im Blut und vielleicht noch ´nen Sonnenbrand.

 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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