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Südstadt

Streifzug in die vernachlässigte Heimat

Freitag, 18. Juni 2010 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Sonja Alexa Schmitz

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Als ich neulich für meinen Artikel „Die Südstadt heute“ auf Photosafari war, geriet ich in die Kneipe „Schmidt“. Eigentlich wollte ich zum „Schmitze Lang“, um dort ein paar Photos machen zu können. Ich gebe zu, alleine der Name macht mir die Kneipe sympathisch. Aber ich fand vor lauter Baustelle den Eingang nicht. Gegenüber sah ich dann das „Schmidt“ und das passte auch zu dem, was ich suchte. Lust auf Kneipe. Lust auf Kölsch. Lust auf Köln.
Drinnen gab es nur die Wirtin und eine Frau, die an der Theke saß. Sie hatte zwar ein Kölschglas vor sich (so ein kleines, noch kleiner als die üblichen Kölsch-Gläser, die haben auch einen speziellen Namen, nicht wahr?!), aber es war kein Kölsch darin, sondern Wasser.
Ich fragte, ob ich ein paar Photos machen dürfe, und erklärte, dass ich urige kölsche Orte suche. Das gefiel ihnen, und sie zeigten gleich auf sechs verschiedene Ecken, die ich fotografieren sollte. Die alten Bilder und Orden, die FC-Fahne, den Banner „Jot jebützt“, noch mal Orden, noch mal alte Photos, aber vor allem drängten sie mich, die Tafel anzuschauen. Eine Tafel, auf der steht „Sunndachs ab 14 Uhr, Dinsdachs zoo“, und zwischendrin hängt ein Hammer. Ich versteh nix, die Frauen kichern. Im Duett übersetzen sie: Sonntags ab 14 Uhr, Dienstags hammer zu.“
Die zwei sind lustig, gefällt mir. Ich erkläre ihnen, wo es demnächst über sie zu lesen gäbe, und da rückt die Wirtin ihre Visitenkarte raus. Ich bin beeindruckt und freue mich. Da sagt sie gut gelaunt: „Super, ne?! Damit kannste jetz doheim deine Wand tappeziere.“

Ich finde richtig Gefallen an diesen Orten. Ich werfe mir vor, sie viel zu lange nicht wahrgenommen zu haben. He! Ich lebe schließlich in Köln, fühle mich Kölnerin, verstehe kölscher Platt, bin getauft in der „Schwarzen Muttergottes“, war Funkemariechen, begrüße den Dom jedes Mal, wenn ich ihn sehe, schaue die Lokalzeit auf WDR, habe Grosseltern, die durch das zerbombte Köln liefen, ….
Ich möchte wieder mehr Köln. Und in der Südstadt, gibt es eine Menge davon. Ich möchte die Orte suchen.
Ich möchte nicht die kölsche Selbstbeweihräucherung, suche nicht Zustimmung und Freunde, wenn ich sage: „Wir Kölner..!“ oder „Nur hier…!“ „Kölle is e Jeföhl“ Ja, empfinde ich auch so. Aber ebenso empfindet der Hamburger das wohl ähnlich zu seiner Stadt. Ich habe Köln einfach gerne, ich empfinde Heimat, und ich will mehr an Plätzen sein, an denen ich dieses vertraute Gefühl spüre.
„Köln ist bunt“, aber in meinem Köln fehlte bisher eine entscheidende Farbe. Ich glaube sie ist rot-weiss….
 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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