Südstadt im MAKK
Dienstag, 23. November 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Philipp Treudt/Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Einen Kümmelschnaps lichtet Fotograf Philipp Treudt gerade ab, seinen Kümmelschnaps, genannt Chorweiler. Vor einem improvisierten Hintergrund im Gemeinschaftsatelier Getriebe in Lindenthal.
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Living Mindfulness – mit Achtsamkeit durchs LebenSchon seit den Tagen in Papas Dunkelkammer interessiert den Kölner Gastronomen („Schnörres“ in der Südstadt und „Zum scheuen Reh“ am Hans-Böckler-Platz) das Fotografieren.
Der ausgebildete Mediengestalter stellte zeitweise zusammen mit anderen bei so genannten Ausstellungs-Parties bis zu zwanzig Fotografen aus. Während der Corona-bedingten Pause für seine Lokale, beschäftigte er sich wieder intensiver mit dem Bildermachen. Sein „Scheues Reh“ hat er zum Studio umgebaut und Persönlichkeiten aus der Kulturbranche, die genau wie er gerade stillgelegt waren, eingeladen. Erster war Daniel Hug, Leiter der Art Cologne, und rasch entstand daraus die Idee zu einer Serie von Portraits Kulturschaffender: Gamechanger.
Menschen aus dem Hintergrund
Gamechanger kennt man ja gemeinhin aus dem Sport – da liegt die Mannschaft zurück, ein Spieler kommt von der Bank und Bämm, keine Sekunde am Ball, trifft er schon das Tor oder den Korb und das Spiel ist gedreht. „Ich finde den Vergleich ganz gut“ so Philipp Treudt, „Obwohl es mir nicht darum ging, Leute abzulichten, die diesen einen heroischen Moment hatten, der alles veränderte.“ Aber es seien Menschen, die oft im Hintergrund -wie auf der Bank- wirkten und gar nicht so gesehen würden, dabei aber beharrlich an Veränderungen arbeiteten. „Das war wirklich spannend, die Leute bei den shootings auch als unsicher zu erleben. Das sind ja alles Leute, die gar nicht gewohnt sind, dass man sie fotografiert, sondern die eher andere in den Vordergrund, auf die Bühne, ins Bild bringen.“ erzählt Treudt weiter.
Denkmal in schwarz-weiß
Und meint damit Kulturschaffende aus Köln, aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Kultur, die aber alle „Mit sehr viel Herzblut dabei sind, sich mit ihrer Stadt identifizieren und stetig für die Kultur Kölns kämpfen.“, wie er findet. Die Kukturbranche liegt jetzt seit fast zwei Jahren weitgehend brach und dennoch täten diese Menschen viel, um sie am Leben zu erhalten und in Zukunft zu stärken – ihnen wollte er ein schwarz-weißes Denkmal setzen. „Das war tatsächlich meine erste Arbeit in schwarz-weiß und das habe ich einfach während der Aufnahmen so entwickelt – alles andere hätte von den Gesichtern nur abgelenkt.“
Aus der Südstadt sind einige dabei, die Treudt für Gamechanger hält, etwa den Gastronomen („Johann Schäfer“) und Street-Food-Festival-Erfinder Till Riekenbrauk: „Ich finde ihn in vielerlei Hinsicht einen Gamechanger, er hat mit den Streetfood-Festivals ganz Deutschland geprägt und damit eine neue Esskultur, die des „Probierens“. Er hat nie Locations „von der Stange“ gewählt, ist immer innovativ, hat ein Pils für Köln gebraut und setzt sich mit der IG Gastro eben auch für die Kneipenkultur ein und dass diese die Corona-Phase übersteht.“ meint Treudt, der auch Südstädter wie LitCologne-Gründer Reiner Osnowski oder Art Fair-Macher Andreas Lohaus für seine Serie vor der Linse hatte. Und weitere Südstadt-BewohnerInnen.
„Auch Mechtild Tellman ist so eine Gamechangerin – Köln hat ja schon seit Jahren bei den öffentlichen Bühnen kein Drei-Sparten-Haus mehr – mit ihren Tanzproduktionen hat sie es geschafft, Köln überhaupt in Sachen Tanz wieder auf die Karte zu holen.“ lobt Treudt die in der freien Szene arbeitende Südstädterin Tellmann.
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SchokoladenmuseumUnd dann sei da noch Kulturamtsleiterin Barbara Förster, ebenfalls hier im Veedel zu Hause, die ganz entscheidend im Hintergrund für Gelder kämpfe, die in die Kultur fließen.
Etwas, das bleibt
„Man glaubt es nicht, aber sie ist extrem präsent auf Veranstaltungen jeder Art, sie hat ein unglaubliches echtes Interesse an der Kultur und stärkt die verschiedensten Bereiche, ob Proberäume für Musiker, freie Theaterszene, Klub-Kultur – sei ackert wirklich dafür, dass es Kreativschaffenden besser geht.“ ist Treudt überzeugt. Und so hat er diese Kölner Kultur-Köpfe ins Museum gebracht, als ihm die Leiterin des Museums für angewandte Kunst MAKK das Angebot machte. Zwar war kein Geld da für eine Ausstellung und er musste die Kosten selbst tragen, aber das war es ihm wert, auch das 315g-Papier, das eine Struktur hat und Plastizität vermittle – „Wenn man schon mal im MAKK hängt, dann sollte man nicht am Papier sparen.“ findet er. Und will zukünftig mehr Richtung Fotografie machen – etwas das bleibt, wie auch seine Gamechanger, die sich von Corona nicht unterkriegen lassen.
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des MAKK noch bis zum 1. Advent, dem 28.11. zu sehen.
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