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Sport

„Tage wie dieser“ – der 34. und letzte Spieltag.

Dienstag, 21. Mai 2013 | Text: Roger Lenhard | Bild: Design Work, Köln

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Am Wochenende war nicht nur der Rasen grün, sondern auch der Himmel blau, und die Stadien wurden von Sonnenlicht mit etwas Kraft durchflutet. Mit der unerwarteten Andeutung von Sommer verabschiedete sich die Bundesliga von einer nasskalten Saison in die Sommerpause. Absurderweise wird der Ligabetrieb wie immer in den für den deutschen Fußballsport eigentlich idealen Monaten Juni und Juli eingestellt.

 

In einer spannungsarmen Saison wurde Bayern München mit dem besten Team aller Zeiten Deutscher Meister und Greuther Fürth als schlechteste Mannschaft aller Zeiten Tabellenletzter. Beides stand schon früh, viel zu früh, fest, um von einer aufregenden Saison sprechen zu können. Die Luft war einfach raus. So blieb es dem letzten Spieltag vorbehalten, dramatische Schlusspunkte zu setzen – im Endspiel zwischen Freiburg und Schalke um die lukrative Champions-League Qualifikation und vor allen Dingen im Abstiegskampf zwischen Düsseldorf, Augsburg und Hoffenheim. 

 

Mit „Glück auf“ und viel Kampf siegten die blauen Knappen in Freiburg 2:1 und können auf den großen Geldsegen durch die Champions-League hoffen. Die Gründe, warum die Saison der Schalker einer Achterbahnfahrt glich, zeigten sich im direkten Vergleich gegen die Underdogs aus Freiburg: Statt präziser Kombinationen sah man lange und ungenaue Pässe. Statt schnellem Umschaltspiel behäbiges Verschieben. Von Offensivpressing keine Spur. Dass die Schalker es besser können haben sie gegen Dortmund und Arsenal London unter Beweis gestellt, doch eine Spitzenmannschaft zeichnet eben Konstanz aus, die mein Lieblingsverein noch nicht hat. Der unterlegene SC Freiburg (Etat 16,5 Mio.) wird Fünfter und krönt eine phantastische Saison mit der Spielberechtigung für die Europaliga. Die Entwicklung unter Christian Streich, der den Verein in der Vorsaison als Tabellenletzter übernommen hat, ist noch höher zu bewerten als der Qualitätssprung Bayern Münchens unter Jupp Heynckes in dieser Spielzeit. Für mich ist Christian Streich vor Heynckes und Jürgen Klopp Trainer der Saison. Armin Veh, der mit dem Aufsteiger Eintracht Frankfurt ebenfalls europäisch spielen darf, platziert sich in meinem Trainerranking auf Rang fünf.

 

Triumph und Tränen im Abstiegskampf

Das was sich am Samstag in Dortmund abspielt hat, können die Toten Hosen unmöglich gemeint haben mit ihrem Song „Tage wie dieser“. Wie durch ein Wunder gewann die hoffnungslos unterlegene Mannschaft von 1899 Hoffenheim gegen den BvB mit 2:1 durch zwei berechtigte Elfmeter und hat nun die Gelegenheit, in zwei Relegationsspielen gegen den 1.FC Kaiserslautern in der Liga zu verbleiben. Das letzte Mal stieg Hoffenheim vor neun oder zehn Jahren von der Bezirksliga in die Kreisklasse ab, bevor der  Milliardär Dietmar Hopp den Verein zur Herzenssache erklärte und zig Millionen in den Verein und den Neubau des Stadions steckte. Das ist grob wettbewerbsverzerrend, und ich wünsche mir, dass sich die „Roten Teufel“ aus Kaiserslautern am 23. und 27. Mai durchsetzen und in die 1. Liga aufsteigen.

 

Während die Hoffenheimer Spieler noch fassungslos vor Glück waren, flossen in Hannover und Düsseldorf die Tränen, weil die Fortuna mit der 3:0 Niederlage gegen H96 auf Rang 17 rutschte und nach nur einem Jahr in Liga eins wieder absteigt. Der Grund ist aber nicht das Ergebnis in Dortmund, sondern sind die mickrigen neun Zähler in der Rückrunde nach 21 Punkten in der ersten Halbserie. Spiegelbildlich dazu schaffte Augsburg nach nur neun Punkten in der Hinrunde die fast aussichtslose Rettung durch das 3:1 gegen Fürth. Unter dem neuen Coach Markus Weinzierl holte Augsburg satte 24 Punkte, weshalb sich der junge Trainer in meiner Trainerbestenliste auf Platz vier wiederfindet.

 

Bemerkenswert bei meinem persönlichen Trainerranking ist die Tatsache, das Klopp, Streich und Weinzierl nie erstklassig gespielt, alle aber Sport studiert haben.

Nimmt man die Akademiker Mirko Slomka und Thomas Tuchel noch hinzu, die auch keine großartigen Spieler waren, muss man von einer ganz neuen Trainergeneration sprechen. Anscheinend sind diese versierten, selbstbewussten Fußballfachleute bestens in der Lage, ihre Ideen zu vermitteln, ein Team zu führen und zu motivieren, mit jungen Spielern zu arbeiten und für eine gute Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Die Zeit der wortkargen Eigenbrödler (Thomas Schaaf), kantigen Haudegen (Huub Stevens) und diktatorischen Schleifer (Felix Magath) neigt sich dem Ende zu.

 

Definitiv zu Ende ist die beeindruckende Trainerkarriere von Jupp Heynckes, der als Spieler und Trainer höchst erfolgreich mehr als 1000 Spiele in der Bundesliga bestritt. Er besitzt all die Fähigkeiten, die ich ansonsten eher der neuen Trainergeneration zuschreibe. Sein Abschied, der nach dem Spiel der Bayern gegen Gladbach an seiner alten Wirkungsstätte stattfand, war bewegend. Jupp weinte, die Journalisten klatschten respektvoll Beifall. Ich bin gespannt, wie Pep Guardiola die Lücke, die dieser großartige Sportsmann und Mensch in der Liga und bei Bayern München hinterlässt, ausfüllen wird.

 

Glück auf 1.FC Köln bei der Trainersuche!

 

Glück auf Bundesliga bei einer spannenderen Saison!

 

Glück auf Schalke sowieso!

 

Glück auf!

 

Die Ergebnisse des 34. Spieltages

Gladbach – München 3:4

Dortund – Hoffenheim 1:2

Hamburg : Leverkusen 0:1

Hannover – Düsseldorf 3:0

Freiburg – Schalke 1:2

Augsburg – Fürth 3:1

Frankfurt – Wolfsburg 2:2

Nürnberg – Bremen 3:2

Stuttgart – Mainz 2:2

 

Die Tabelle nach Beendigung der Spielzeit 2012/2013

1. Bayern München – 91 Punkte

2. Borussia Dortmund – 66 Punkte

?3. Bayer 04 Leverkusen – 65 Punkte

4. FC Schalke 04 – 55 Punkte

5. SC Freiburg – 51 Punkte

6. Eintracht Frankfurt – 51 Punkte

7. Hamburg – 48 Punkte

8. Borussia Mönchengladbach – 47 Punkte

9. Hannover 96 – 45 Punkte

10. 1. FC Nürnberg – 44 Punkte

11. VfL Wolfsburg – 43 Punkte

12. VfB Stuttgart – 43 Punkte

13. FSV Mainz – 42 Punkte

14. Werder Bremen – 34 Punkte

15. FC Augsburg – 33 Punkte

16. 1899 Hoffenheim – 31 Punkte

17. Fortuna Düsseldorf – 30 Punkte

18. SpVgg Greuther Fürth – 21 Punkte

 

Die ersten 3 Mannschaften (München, Dortmund & Leverkusen) qualifizieren sich direkt für die Champions League. Das Team auf Platz 4 (Schalke 04) nimmt an der Champions League-Qualifikation teil. Die Mannschaften auf Platz 5 bis 6 (Freiburg & Frankfurt) qualifizieren sich für die Europa League. Die Elf auf Platz 16 (Hoffenheim) spielt in der Relegation gegen den Dritten der 2. Liga (Kaiserslautern). Die beiden letzten Mannschaften (Düsseldorf & Fürth) steigen in die 2. Liga ab.

 

 

 

 

Text: Roger Lenhard

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