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Lükes Liebes Leben

Tampons an Sauerkischen – Lükes liebes Leben

Montag, 28. August 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Alle wieder da? Gesund und  munter? Fein, fein. Ich für meinen Teil war mal wieder beim Franzosen gewesen, bin im Massif Central rumgestapft, habe auf nahezu leeren Zeltplätzen genächtigt und ausgiebig in Käse und Wein gebadet. Nein, deutsche Kreditkarten akzeptieren die Automaten an Tankstellen im Nachbarland immer noch nicht. Dafür halten jetzt viele Einzelhändler und selbst kleinere Supermärkte montags ihre Läden geschlossen. Komplett. Vielleicht nur eine regionale Eigenart der Auvergne? Muss man sich dran gewöhnen. Aber schließlich ist ja am Sonntag Vormittag geöffnet.

Wieder daheim, kommt beim ersten Rundgang durchs Viertel schon nach wenigen Metern eine junge Frau auf mich zu und schenkt mir ein strahlendes Lächeln. Das geht ja gut los, denke ich mir und strahle sicherheitshalber mal zurück. Ich erinnere mich zwar nicht, aber könnte ja sein, dass wir uns irgendwie von irgendwo kennen. Ob sie mir „ein paar wichtige Informationen“ zukommen lasse könne, fragt sie. Aber immer. Nur her damit. Woraufhin sie mir ein schmales Faltblatt reicht. „Lebensfragen. Wo findet man die Antwort?“ steht da geschrieben. Nun weiß ich nicht genau, was „Lebensfragen“ sein sollen (Reicht der Wein für den Abend? Steigt der FC ab?), habe aber natürlich so eine Ahnung, wohin der Hase läuft. Schließlich geht’s weiter im Text hinsichtlich möglicher Fundorte der Antwort: „Ist es in der Wissenschaft, in der Philosophie, in der Bibel?“ Ich tippe mal auf Antwort C und erreiche die volle Punktzahl. „Die Bibel hat die Antwort“, heißt es auf der Rückseite. Und da finden sich dann auch die „Lebensfragen“ aufgelistet. „Hat das Leben einen Sinn?“. Logo. 42. Das weiß doch jedes Kind, das schonmal per Anhalter in der Galaxis unterwegs war. „Ist Gott an allem schuld?“ Aber immer! Wer denn sonst?! „Was ist nach dem Tod?“ Vermutlich auch 42. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht. Hauptsache keine 72 Jungfrauen, die auf mich warten. Den Stress möchte ich mir in meinem Alter denn doch nicht mehr antun. So richtig informativ war meine Erstbegegnung zurück in der Südstadt nicht wirklich. Aber für ein strahlendes Lächeln höre ich mir so ziemlich jeden Blödsinn an.

Holz bei Aldi
Irgendwas Nennenswertes passiert während meiner Abwesenheit? Der Leerstand auf der Severinstraße ist scheint´s noch weiter fortgeschritten und bei Aldi hat man aufgehübscht und Holz für die Regale zum Einsatz gebracht. Soll vermutlich irgendwas wie Naturnähe, Gesundheit o.Ä. suggerieren. Auch der Kasten für leere Batterien hat jetzt eine Holzverkleidung. Ob´s das bringt? Immerhin hat man sich im Zuge des Umbaus offenbar von jenem System verabschiedet, das ein Rad der Einkaufswagen blockierte, sobald irgendwer mit den Vehikeln den Laden verließ. Was die Leute von ihrem Tun nicht abgehalten hat, aber ungeheuer nervte, wenn man als Kunde in der Parkstation der Wägelchen mal wieder so ein teilblockiertes Exemplar erwischte. Das Warensortiment haben sie auch anders eingeräumt. Das braucht Gewöhnung, aber das wird schon. Sieht alles einigermaßen stimmig aus. Nur im Mittelgang gibt´s einen harten Schnitt. Da grenzen Tampons unmittelbar an Sauerkirschen. Also, ihr versierten Warenplatzierer: Da würd´ ich nochmal rangehen und nach Zwischenlösungen suchen. Direkt nebenan vor Alnatura lädt noch immer eine grüne Bank zum Verweilen. Das Angebot wird auch gut angenommen. Allerdings, so mein Eindruck, vorwiegend von Männern mit viel Tagesfreizeit und großem Durst, die ihr Bier eher nicht beim Bio-Discounter holen. Das Möbel dürfte sich als Werbeträger nicht rechnen. Ich sehe da keine gute Zukunft für die Bank.

Bauarbeiter auf der Gamescom
Letzten Donnerstag war ich in der Nähe der Messe unterwegs. Rund zwanzig Meter vor mir schlenderten vier cosplaymäßig gewandete Mitbürger in seltsamen Kostümen. Schon klar, Gamescom. Drei der Figuren konnte Junior, der mit mir unterwegs war, problemlos irgendwelchen Spielen zuordnen. Die vierte, ein wenig hinter den anderen schlurfend, kannte ich selbst. Blaumann-Latzhose und rotgrundiges, kariertes Hemd an und einen gelben Schutzhelm auf dem Kopf: Bob der Baumeister. Wer denn sonst? Doch dann scherte der Typ irgendwann aus dem vermeintlichen Quartett aus und verschwand hinter einem Bauzaun, wo er sich eine Schubkarre nahm und mit ihr ums Eck schob. Nicht jedes Leben ist ein Spiel.

Bundesliga läuft ja wieder. Wenn auch nicht so dolle für den FC. Dafür aber jetzt mit Videobeweis, der geradezu exzessiv zum Einsatz kommt. So gern ich die Schiri-Choreographie mit dem beidarmigen Luftkasten sehe, aber dass die Schwarzkittel jetzt aus einem Kellerstudio in Deutz ferngesteuert werden, mutet irgendwie absurd an. Nun gut, im Fernsehen kann man sich die Wartezeit bis zur höchstrichterlichen Entscheidung mit Wiederholungen der strittigen Szenen vertreiben, aber Radioreporter stehen da echt vor einem Problem. Bislang brüllen sie immer nur „Videobeweis!“ ins Mikro und verfallen dann rund eine Minute lang in hilfloses Schweigen. Wie soll man auch in bewegenden Worten rüberbringen, dass auf dem Rasen gerade der Schiri mit seinem Oberaufseher in Deutz telefoniert? Würden RTL oder Sat1 Bundesliga übertragen, wären diese grotesken Zwangspausen doch eine prima Möglichkeit, kurze Werbespots rauszuhauen, bei denen auch kaum einer abschalten würde.

Eigentlich wollte ich mich ja hier noch über den neuesten Geniestreich von Bernd und Karl-Heinz Ulrich auslassen, die mit ihrer neuen CD „Zauberland“ mal wieder aus dem Stand an die Spitze der deutschen Album-Charts geschossen sind. Aber das Thema verlangt so viel Liebe, Sorgfalt und Platz, dass ich mir das fürs nächste Mal aufhebe.

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