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Sport

Tempo, Leidenschaft & Moral – der 7. Spieltag.

Dienstag, 9. Oktober 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

In einem fulminanten Spiel trennten sich Hannover und Dortmund 1:1. Es war das beste Spiel der Saison mit zwei Mannschaften, die sich auf Augenhöhe begegneten. Zu sehen waren alle Elemente des modernen, erfolgreichen Fußballspiels: Pressing und Gegenpressing, das schnelle Umschalten nach der Balleroberung durch präzises Passspiel, Kombinatorik auf engsten Raum unter großem Zeitdruck und schließlich, dass die ganze Mannschaft mit allen Spielern – den ballnahen als auch den ballfernen – das Spiel unterstützt.

Es waren zwei unterschiedliche Halbzeiten. Dortmund war von Beginn an initiativ und hatte mehr Ballbesitz, während Hannover sehr tief stand und überfallartig konterte. Die Niedersachsen erarbeiteten sich drei hochkarätige Torchancen durch chirurgisch präzise vorgetragene Angriffe. Dies ist ein Markenzeichen von Slomkas Elf. Balleroberung, Umschalten und schneller Torabschluss. Im Training wird dies immer wieder eingeübt, und es dürfen nicht mehr als zehn Sekunden zwischen Eroberung und Abschluss vergehen. Dass Dortmund trotzdem verdient mit 1:0 in Führung ging, lag in diesem unglaublichen Offensivwirbel, den der BvB entfachte. Was Lewandowski, Reus, Götze und Blasczykowski – unterstützt durch die beiden Außenverteidigern – an Feuerwerk abbrannten, war atemberaubend. Das erfordert perfekte Technik, höchste Aufmerksamkeit und Handlungsschnelligkeit. Diese Fähigkeiten fallen nicht vom Himmel, sondern werden von Klopp in jeder Trainingseinheit bis zur Verinnerlichung eingeübt.

In der zweiten Spielhälfte hatte zunächst Hannover Glück, weil Dortmund nur den Pfosten traf und Götze nur wenig später im letzten Augenblick am Einschuss gehindert wurde. Doch dann übernahm Hannover das Geschehen und schnürte die Dortmunder in der Hälfte ein, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Erst wurde ein Tor für 96 zurecht nicht anerkannt, doch dann folgten mehrere Großchancen und kurz vor Ende der Spielzeit der verdiente Ausgleich. Waren die ersten 60. Minuten Anschauungsunterricht in Sachen Fußball auf der Höhe der Zeit, so war die letzte halbe Stunde ein Beispiel für Leidenschaft und Moral. Beide Mannschaften hatten in der Woche schon zwei kräftezraubende Spiele in den europäischen Wettbewerben glänzend bestritten. Dortmund musste sich am Mittwoch in Manchester nach überragender Darbietung mit einem unglücklichen Unentschieden begnügen, und Hannover bog die Partie gegen die spielstarke Mannschaft UD Levante nach einem 0:1 Rückstand in ein 2:1 um, obwohl über 80. Minuten in Unterzahl.

Dass nur wenige Tage später so ein Energieleistung möglich war, zeigt die profihafte Einstellung beider Teams. Das zeigt sich übrigens auch darin, dass beide Mannschaften sich beständig weiterentwickelt haben. Der BvB auf internationalem Niveau, denn im Vergleich zum Vorjahr geht das Spiel in England nicht verloren, und Hannover ist in der Lage, von einer defensiven Grundeinstellung in einem Spiel auf aggressiven Angriffsfußball umzustellen. Die Trainer Klopp und Slomka haben den Wandel des Fußballs, verkörpert durch den FC Barcelona, in den vergangenen Jahren nicht nur wahr genommen, sie haben in auch verstanden und auf die Möglichkeiten ihrer Vereine übertragen.
Nicht begriffen hat dies wiederum Felix Magath, der seit 1998 mehr als hundert Spieler eingekauft hat und dessen teambildende Maßnahmen in dem Wasserentzug seiner Spieler bei einem Dauerlauf gipfelten. Bei der glimpflichen 3:0 Niederlage gegen den FC Schalke 04 war weder Spielidee noch Leidenschaft erkennbar. Der Mann hat schlicht ausgedient – und das ist gut so.

Glück auf!

Text: Roger Lenhard

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