Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach
Am 8. Mai 1945 wurde die deutsche Bevölkerung nicht befreit – sie wurde endgültig besiegt, nachdem sie bis zum bitteren Ende und darüber hinaus die Naziherrschaft unterstützt hatte. Der Nationalsozialismus ist nun einmal eine echte Volksbewegung gewesen. Unsere Repräsentation des Lebens und Werks von Dietrich Bonhoeffer (Wikipedia) handelt von der Entität (1) des Christentums und seiner Menschen in schwierigen Zeiten, von einem der auszog kein Nazi zu werden, von einem der Allianzen im Widerstand schmiedete um bis zu seinem Lebensende Christ zu bleiben.
Die musikalische Theaterproduktion ist der mal unterhaltsame, mal bedrückende Versuch, das gesellschaftliche Zusammenspiel von den deutschen Christen bis 1945 zu hinterfragen, aber auch das Spiegelbild der deutschen Gesellschaft nach 1945 zu durchleuchten, die den Anspruch auf Normalisierung erhebt. Alles wieder gut? Diese Vorstellung ist durch die politischen Entwicklungen der letzten Zeit fragwürdiger geworden, als sie vielleicht ohnehin schon war. Sie zeigt sich ebenso am eigenartigen Verhältnis der Gesellschaft zu ihrer Vergangenheit, wie in der grundsätzlichen Art und Weise, in der hierzulande die Zugehörigkeit vor Gott gelebt und diskutiert wird.
Das Vermächtnis Bonhoeffers ist Treibstoff (2) – die Inhalte sind für Gottlose und Gottnahe eine Tiefenbohrung. Die Produktion stellt einen Beitrag zu einer der wichtigsten gesellschaftlichen Debatten der kommenden Jahre dar und macht handfeste Vorschläge, wie man sich in ihr positionieren kann.
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