Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Männer glauben blitzschnell zu erkennen, wann Frauen hysterisch reagieren. In der umstrittenen Geschichte der Hysterie gilt: Der Mann adelt seine Hysterie, die Frau wird von ihr erniedrigt. Männer kompensieren sie mit überproportionaler “Stärke” und delegieren sie entwertend an die Frauen. Doch was, wenn die Hysterie nicht eine unbefriedigte Gebärmutter ist und sich am weiblichen Hirn festbeißt, sondern Männer die Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und exaltiertes Sprechen ergreift? Dann liegen wir nicht mit Anna O. bei Sigmund Freud auf der Couch, sondern stehen mit Robert De Niro als TAXI DRIVER vor dem Spiegel: “You talkin’ to me?” Oder hören der aufsteigenden Angst von Shakespeares KING LEAR zu: „Hysterisches Leid! Hinab mit Dir, würgende Sorge. Unten ist dein Element.“ Die Hysterie entpuppt sich als Störung derer, die stärker sein wollen, als sie sind.
Doch was, wenn die Hysterie keine Störung ist, sondern Anlass zu Spiel und Verwandlung: Impuls und Lebenszeichen? Auf der Bühne begegnen wir der Professorin MATHILDE MOREJOY, Gründerin des Instituts für hysterische Untersuchungen (IHU), die gemeinsam mit ihren Kolleginnen MORGAN SAPIOLIN und MARIANNA BELARTES die Hysterie-Forschung revolutioniert. Sie wollen DIE HYSTERIKER nicht einfach therapieren, sondern die Hysterie als Akt der Freude zelebrieren.
Bild: Mike Siepmann