Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Musik »irgendwo zwischen Duke Ellington, Tom Waits und Clärchens Ballhaus«
Ist das Jazz? Blues? Soul? Auf jeden Fall ist seine Musik die, die er selbst gerne morgens um zwei am Tresen seiner Lieblingsbar hören möchte. Deshalb verortet der Kölner Saxophonist Bernd Delbrügge sie auch »irgendwo zwischen Duke Ellington, Tom Waits und Clärchens Ballhaus«.
»Das Schlechte im Guten, das Gute im Schlechten«, besagt das Mephisto-Prinzip, dem wir die Musik von Bernd Delbrügge verdanken. Das Jahr 2020 brachte mehr als genug Zeit und Muße zum Komponieren – für einen viel beschäftigten Profimusiker sonst ein knappes Gut. Delbrügge verbrachte noch mehr Stunden mit dem Saxophon, ging raus in die Stadt, spielte unter Bahnbrücken und ließ sich auf seiner Lieblingsparkbank von der Muse küssen. Dort reiften auch die Ideen für sein Quartett, und schließlich stand die Band mit einem Dutzend eigener Titel im Tonstudio von Dirk Baldringer.
Die Aufnahmen für das Debütalbum der Bernd Delbrügge Band wurden ausschließlich auf analogem Weg mit Oldschool-Klangerzeugern realisiert. Zum Einsatz kamen u.a. originale Wurlitzer- und Fender-Rhodes-Pianos, die legendäre Hammond-B3-Orgel und ein akustischer Konzertflügel. Aufgezeichnet wurde mit einer AEG 2-Zoll 24-Spur-Bandmaschine aus den 70ern, und Delbrügges Telefunken-Mikrofon stammt aus dem Jahr 1963. Ringo Starr hat ein baugleiches Exemplar bei den Aufnahmen der Beatles benutzt.
Delbrügge und seine Bandkollegen Gert Kapo (keys), Gero Gellert (bass) und Dirk Ferdinand (drums) verstehen sich prächtig auf das Anrichten von Grooves und kochen auch solistisch nicht auf kleiner Flamme. Für die vier Musiker gibt es keine musikalischen Grenzen. »il mio Topolino« könnte aus einem Fellini Film stammen, »fünf gerade lassen« erklingt in einem zappaesken 5/4-Takt, und zu »drunken man ́s Boogaloo« nehmen wir den letzten Absacker an der Bar.
Die Band spielte das komplette Album live im Studio ein, und das dabei praktizierte »retro« Aufnahmeverfahren liefert die klangliche Wärme und Komplexität, die ihrer Musik gerecht wird. Für Bernd Delbrügge ein Grund mehr, das Album adäquat auf Vinyl herauszubringen. Es erscheint im April 2022 auf Westpark Music.
Text: Bernd Delbrügge