Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Klaus Mosettig zeichnet, immerzu, und voller Leidenschaft innerhalb eines selbst gewählten strengen Regelwerks. Sein Medium ist der gespitzte Bleistift. Sein Stilmittel ist die Schraffur. Sein Hilfsmittel zur Transformation seiner Vorlagen ist der Diaprojektor. Die Vorlagen für seine oft großformatigen Zeichnungen findet er bei Künstlern wie Jackson Pollock oder Josef Albers und in der eigenen Lebenswelt.
Klaus Mosettig wählt die Vorlagen für seine in Serien entstehenden Zeichnungen sehr sorgfältig aus. Er weiß, wie zeitaufwendig das detailgetreue Abzeichnen mittels der von ihm entwickelten Technik ist. Mit Hilfe eines Diaprojektors projiziert er ein Dia auf das an der Wand befestigte Zeichenpapier und beginnt mit gespitzten Bleistiften in mit konstantem Druck von links unten nach rechts oben ausgeführter Schraffur das Motiv zu übertragen. Nach Tagen, oft Wochen oder Monaten ist eine einzelne Zeichnung fertig. Viel Zeit wird so gebunden, die die Betrachter*innen beim genauen Hinschauen und Erleben jedes einzelnen Strichs nachempfinden können.
Als Reaktion auf den Corona bedingten Rückzug auf die engste private Welt entscheidet sich Mosettig im Frühjahr 2020 dafür, anders als in allen vorangegangenen Werkgruppen seine Zeichnungsvorlagen für die Werkgruppe “Typeface Corona“ selber herzustellen. Er beschmiert, bespritzt in zum Teil zorniger Manier Glasdiarahmen und projiziert diese aufs Papier. Zu den zum Teil sehr zeitaufwendig hergestellten Bildern zeichnet er an den unteren Bildrand Begriffe und Textfragmente – wie Empfindungshektik oder Frustrationstoleranz -, die in den Medien oder privaten Gesprächen, in Büchern oder in der Erinnerung in den kommenden Monaten auftauchen. Die hierfür verwendete Schrifttype “Corona“ gibt der Werkgruppe mit bitterer Ironie ihren Namen.
Es lässt sich viel und trefflich über Kunstwerke schreiben, aber nichts kann das in Augenschein nehmen, das direkte Erleben ersetzen. Bei Klaus Mosettigs Zeichnungen ist es besonders wichtig.
Ausstellungsdauer: 21. August bis 18. September 2021
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 14-18 Uhr sowie Samstag von 11-15 Uhr