Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Gigi Campi – Arno Faust, “Nashorn” und “Heißes Ei”
“Kaltes Eis und heißer Jazz”
Regie Gianni Paggi
Immer wenn die regenschwarze Schlucht der Hohe Straße einmal ich hoch und runter gelaufen war…� Jürgen Beckers Text “Felder” über das legendäre Eiscafé Campi bildet den literarischen Grundton zu den beiläufig beobachtenden Aufnahmen der Gäste. Bilder von der abendlichen Geschäftigkeit zwischen Gläsern und Espressotassen, von Zigarettenrauch und abgewendeten Blicken. Dazwischen Studioaufnahmen der Clark-Boland-Big Band, deren Produzent Gigi Campi war. Jazzklänge im Wechsel mit dem eigenwilligen Sprachduktus und einer melancholischen Ironie des Becker-Textes verleihen dem schwarz-weiß-Film eine kühl-stilisierte Atmosphäre. Piaggi gibt ein ungewöhnliches Porträt des Jazz-Impresarios Campi. Es ist zugleich ein Film, der den Zeitgeist der sechziger Jahre widerspiegelt. Das Foto von Peter Fischer (Historisches Archiv Köln) zeigt Gigi Campi in der Eisdiele in den 1960er-Jahren. Ein Interview mit Pierluigi Campi findet sich unter der Rubrik “Personen”.
“Die Show liegt auf der Straße”
Regie Grytzko Mascioni
Produktion Campi-Music
Der Schuhputzer in der Passage, der Eisverkäufer auf dem Ring, der Polizist auf der Kreuzung – sie alle sind Protagonisten des Alltags, die immer wieder ihr Publikum finden. Der Afroamerikaner Jimmy Woode Junior, ein international bekannter Jazz-Musiker, der Piano, Trombone, aber vor allem Bass mit Größen des Genres wie Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis, Dizzy Gillespie u.a. spielte, bevor er zu der 1959 in Köln gegründeten Kenny Clarke / Francy Boland Big Band stieß, macht einen Nachmittagsbummel durch Köln und zeigt das, was ihm bemerkenswert erscheint. U.a. ist der Kölner Eiscafè-Besitzer und Jazz-Impressario Gigi Campi zu sehen, der das erste Album der Clarke/Boland Big Band produzierte. Woodes Eindrücke von den Eigentümlichkeiten dieser Stadt und ihrer Bewohner gibt ein wunderbar ironischer Off-Kommentar wieder, untermalt – wie könnte es bei dem Musiker anders sein – von der swingenden Jazz-Musik jener Zeit.
“3 gegen uns”
“Arno”, “Nashorn” und “Heißes Ei” sind Originale vom Rhein — ulkig, exzentrisch, trinkfest und Kölner Kneipen-Besuchern wohlbekannt: Arno Faust, 50, zeichnet fürs Lokalblatt; das “Nashorn” Manfred Krumm, 27, handelt mit Schreibmaschinen; das “Heiße Ei” Erich Herzberger, 30, hausiert mit dem Bauchladen.
Bei der Arbeit sind sie freilich in den TV-“Impressionen aus unordentlichen Verhältnissen” (Untertitel) nur selten zu sehen. WDR-Reporter Karalus führt die Lebenskünstler in ihrer Freizeit vor:
Arno (“Ich bin ein ewiger Pfadfinder”) unterhält jede Nacht mit Schunkelliedern und Witzen die Gäste in der Schenke und spielt auf dem “Klimperding”.
Das Heiße Ei, das Würstchen, Kämme oder Ansichtskarten verkauft, lädt am liebsten “ganz junge Mädchen” zum Kölsch. Das Nashorn erledigt seine Geschäfte telephonisch im Bett, läßt seine Korrespondenz mit Verstorbenen von einem Privatsekretär führen und dirigiert in Frack und Zylinder am Kölner Dom ein imaginäres Orchester. “Solange sich die wahren Verrückten nicht zu erkennen geben”, erklärt er, “spiele ich verrückt.”
Drei Wochen lang hat Karalus die drei Neu-Bohemiens in Dokumentarmanier gefilmt. Doch in den besten Szenen spielen Faust, Krumm (Photo) und Herzberger nach des Autors Regie und dem Motto: “Ach, wie ist es am Rhein so schön.” Auf jeden Fall ist diese Narren-Schau viel schöner als alles Bütten-Geblödel zur närrischen Fernseh-Zeit.
Karten gibt es täglich ab 16 Uhr unter 0221 313110 oder an der Kinokass.e