Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Lesung in deutscher und arabischer Sprache
Moderation: Larissa Bender
Jemand musste ihn verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Abends verhaftet.
Der junge syrische Absolvent der Pariser Filmhochschule kommt nach sechs Jahren in Frankreich am Flughafen von Damaskus an und wird bei der Einreise festgenommen und in eine Abteilung des Geheimdiensts gebracht, wo er sofort gefoltert wird.
Das geschieht Anfang der 1980er Jahre und sollte die erste Station einer dreizehnjährigen Reise durch die Hölle werden. Man wirft dem jungen Mann vor, der verbotenen Muslimbruderschaft anzugehören, obwohl er getaufter Christ ist und Atheist dazu. Es gibt weder eine Anklage noch eine Gerichtsverhandlung. In dem schlimmsten aller Gefängnisse, dem Wüstengefängnis bei der Oasenstadt Palmyra (arabisch Tadmur), gerät er zwischen die Fronten. Er überlebt, indem er sich in sich selbst wie in ein Schneckenhaus zurückzieht und durch ein Loch in der Wand die Vorgänge im Gefängnishof beobachtet.
Mustafa Khalifa hat aus eigenen Erfahrungen heraus geschrieben, er war von 1982 bis 1994 ohne Anklage oder Prozeß in diversen syrischen Gefängnissen inhaftiert, die meiste Zeit in Tadmur. Ein Bericht aus der Hölle, kühl und distanziert, so schmerzhaft wie notwendig. Der Text erschien auf arabisch zuerst im Internet. Er spielte eine wesentliche Rolle beim Beginn der syrischen Revolution.
Larissa Bender übersetzt aus dem Arabischen und ist Herausgeberin des Bandes Innenansichten aus Syrien. 2018 erhielt sie für ihre Übersetzertätigkeit und ihr Engagement im deutsch-arabischen Kulturaustausch das Bundesverdienstkreuz. Sie lebt und arbeitet in Köln.
Im Anschluss an die Vorstellung “Das angehaltene Leben” stellt Mustafa Khalifa im Gespräch mit Übersetzerin Larissa Bender und seinen Roman vor. Für Besucher*innen des “Angehaltenen Lebens” kostenfrei.
Bild: A. Abdelwahab