Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Öffentliche Diskussion mit den AutorInnen der Poetica
Was können Worte bewirken, wenn nicht ein Demagoge sie missbraucht, sondern eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller sie sorgsam abwägt, wenn Sprache also zum Material der Kunst wird? Wie ließe sich von dort aus, aus dem Reich der Metapher und des Klangs, Wirkung ausüben auf die Welt der Machtspiele und der Ungerechtigkeiten, der Realpolitik und des Faktischen, zumal in einer Zeit, in der Fakten nicht mehr zu zählen scheinen, in der Worte gedreht und Wahrheiten gewendet werden, die Rohheit triumphiert und kalkuliert Gift in die Rhetorik geträufelt wird?
Nichts, gar nichts bewirke die Poesie, so schrieb W.H. Auden in seiner herrlichen Elegie auf William Butler Yeats, obschon Auden lange Zeit selbst als hochpolitischer, engagierter Autor galt und über den spanischen Bürgerkrieg schrieb, und so gesteht er denn der Sprachkunst immerhin ein bisschen Einfluss zu: „In unserem Zeitalter ist das Erschaffen eines Kunstwerks an sich schon ein politischer Akt“, so Auden, weil es „das Management“, so nennt er es, an etwas erinnere, an das Manager stets erinnert werden sollten, daran nämlich, dass die von ihnen Gemanagten Leute mit Gesichtern seien, nicht anonyme Nummern, dass im Homo Laborans, im Arbeitenden, immer auch ein Homo Ludens, ein Spielender, stecke. Ließe sich womöglich noch mehr zugunsten der Poesie sagen? Die Autoren der sechsten Poetica suchen gemeinsam nach den umstürzlerischen Qualitäten der Dichtkunst.
Leider wird Herta Müller nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen können.
Moderation: Jan Wagner
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt.