Aufgeschnappt: Buchvorstellung von ArchivKomplex +++ 38. Dauerlauf im Severinsviertel – Anmeldung bis 22. April 23 +++ Maja Lunde in der Comedia +++
Um Anfang der 2000er in der niedersächsischen Provinz auf den Blues zu kommen, braucht es vor allem Interesse. Zugegeben, in Hildesheim war der Weg zum Blues nicht ganz so umständlich, schließlich kommen einige der bekanntesten Blues Bands Deutschlands aus dieser kleinen Großstadt in der Nähe von Hannover.
Als Till Seidel mit 14 Jahren zur Gitarre griff, gab es erstmal nur Musik der härteren Gangart. Doch woher hatte Angus Young seinen „Duck Walk“ und sein Bending? „Den Plattenschrank meines Vaters zu durchsuchen, war wie das Lesen eines Buches, was mit jedem Kapitel spannender wird. Auf einmal war da Chess Records, Howlin‘ Wolf, Muddy Waters, Little Walter und so viel mehr.“ Diese Musik war wie eine Offenbarung. Während im Radio Plastik Pop und Deutsch Rock rauf und runter lief, beschäftigte sich Till Seidel immer mehr mit Musik, die etwas zu erzählen hatte.
„Vorrangig ging es am Anfang noch nicht einmal um die Texte, sondern die Art und Weise Musik zu spielen. Es war rau und ehrlich und hatte Ecken und Kanten. Nicht wie dieser weichgespülte Mist aus Funk und Fernsehen.“ Mit der Zeit schärfte Till Seidel immer mehr sein Profil. „Mit
dieser Art von Musik fand ich meine Nische. Wenn Leute sagen, Blues sei langweilig, könnte ich aus der Haut fahren.
Von den 20ern bis in die 60er Jahre kann wohl kein Genre mehr Vielfältigkeit bieten.“ Während er sich als Sideman in verschiedenen Bands am Anfang mehr dem
50s Blues widmete, um seinen Helden wie T-Bone Walker und Johnny Guitar Watson Tribut zu zollen, schlug er mit seiner eigenen Band einen neuen Weg ein.
„Neu“ ist dabei relativ, denn natürlich gilt die Liebe weiterhin der Retro-Musik.