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Kultur

The K-K-K-King’s Speech

Freitag, 18. Februar 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Verleih Senator

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

England, 1936. Prinz Albert (Colin Firth) leidet schon seit seiner Kindheit daran, nur stotternd sprechen zu können. Mühsam gelangen ihm die Wörter aus dem Mund. Doch die Königsfamilie muss sich dem bürgerlichen Volk repräsentativ zeigen, vom Balkon aus zu winken genügt nicht mehr. Reden und Radioansprachen sollen gehalten werden. Daher beschließen der Prinz und seine Gemahlin (Helena Bonham Carter) den äußerst eigenwilligen, aber dennoch sympathischen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush) aufzusuchen. Durch die ungewöhnlichen Therapiemaßnahmen erzielt Albert erste Fortschritte beim Sprechen. Doch als sein Bruder Edward (Guy Pearce) frühzeitig abdankt, wird Prinz Albert unfreiwillig zum Kronfolger. Als neuer König Englands scheint er den Herausforderungen nicht gewachsen; im wahrsten Sinne fehlen ihm die Worte…

Die wahre Geschichte des stotternden Thronfolgers ist ein neuer, unverbrauchter Kinostoff. Doch es ist nicht nur diese frische Idee, die Tom Hoopers „The King’s Speech“ zu etwas Besonderem macht. Hier stimmt einfach alles: Drehbuch, Regie, Kamera und Schauspieler.

Gleich zwölf Oscarnominierungen konnte die Zweite-Welt-Kriegs-Biografie für sich gewinnen, unter anderem für Colin Firth als besten Hauptdarsteller. Die Herausforderung, einen stotternden Prinzen zu verkörpern, dem es in jeder Hinsicht zuwider ist, König zu werden, meistert Firth in jeder Szene. Von Anfang an nimmt man ihm nicht nur seinen Sprachfehler, seine Unsicherheit und Verzweiflung ab, man leidet sichtlich mit ihm.  Nachdem Firth schon für seine Leistung als bester Hauptdarsteller in „A Single Man“ nominiert war, scheint ihm dieses Jahr die begehrte goldene Trophäe zum Greifen nah. Verdient hätte er sie.

 

Doch auch seine Schauspielkollegen machen durch die Bank weg eine sehr gute Figur – allen voran Geoffrey Rush als exzentrischer und liebenswerter Arzt. Die Szenen, in denen der Prinz und sein Therapeut ihrer Hass-Liebe frönen, gehören zu den stärksten. Helen Bonham Carter zeigt sich ungewohnt zurückhaltend, schafft es aber  mit ihren männlichen Kollegen mitzuhalten.  

Ein herausragender Film hat mindestens eine Szene, an die sich jeder sofort erinnert wenn man über ihn spricht. In diesem Fall ist es gleich zu Beginn die Rede Prinz Alberts vor einem riesigen Publikum. Nervös schreitet er auf das Mikrofon zu, versucht den Moment hinauszuzögern, in dem er anfangen muss zu sprechen. Doch irgendwann muss er anfangen. Und er schafft es nicht. Scheitert schon nach den ersten Worten. In diesem Augenblick stirbt man mit ihm tausend Tode. Und als ob das nicht schon genug des Leidens wäre, werden immer wieder die beschähmten Gesichter der anwesenden Zuhörer gezeigt. Peinlich berührt wenden sie den Blick nach unten.

Doch so bedrückend manche Szenen sind, so urkomisch sind dagegen andere. Gerade die kuriosen Therapiemaßnahmen, in denen eindeutig öfter als für Hollywood üblich geflucht wird (und das auch noch im royalen London!), bringen das Publikum immer wieder zum Lachen. Die bissigen Dialoge von Drehbuchautor David Seidler finden hier ihren Höhepunkt.

Ebenso überzeugend wurde das England der 1930er von Kameramann Danny Cohen eingefangen. Drückende Nebelschwaden und ein ewig tristes Grau vermitteln gekonnt die Spannung vor dem sich ankündigenden zweiten Weltkrieg. Auch die detailgetreuen Requisiten und Kostüme prägen dieses atmosphärisches Bild stark.

Edward: „Sorry, I’ve been terribly busy.“
Albert: „Doing what?“
Edward: „Kinging.“

Da der Film von seinen Dialogen lebt, kann ich es nur empfehlen, ihn in Originalsprache zu sehen. Es ist kaum vorstellbar, dass soviel Charme und Biss durch die Synchronisation transportiert werden können.

Das Mikrofon, das als Sinnbild für Alberts Kampf mit der Sprache fungiert, wird von der ersten Szene an als bedrohlich und einschüchternd inszeniert. Immer wieder wird es zentral im Bild positioniert. Die aufkeimende Freundschaft zwischen Albert und Lionel setzt sich dieser Bedrohung jedoch entgegen. Und am Ende geht Albert als Sieger hervor.

Fazit: Ein durch und durch zu empfehlender Film, auf dessen Happy End man sich 188  Minuten lang freut. Sogar wenn dieses nichts geringeres als den zweiten Weltkrieg einläutet…

 

Zu sehen ist „The King’s Speech“ derzeit im Odeon. Was ansonsten noch im Südstadt-Fimtheater gezeigt wird, lest Ihr hier.

Niklas Michalak

 

Text: Gastbeitrag

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