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Gesellschaft Kultur

Theater als Chance

Sonntag, 24. Juli 2011 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Seit vier Jahren arbeitet die Schauspielerin und Regisseurin Sabine Hahn nun mit dem Behindertenensemble “Theaterkönig”. Das Ensemble des Comedia Theaters ist außergewöhnlich: Die Schauspieler haben fast alle Trisomie 21 – Down-Syndrom –  oder andere Besonderheiten. Ihre Leidenschaft zum Theater verbindet sie, und nach “Hamlet”, “Die Odyssee” und “Von Einem, der auszog, das Fürchten zu lernen” stellten sie nun “Liliom” auf die Bühne. Ihre vierte gemeinsame Produktion.

“Ich will Erwachsenentheater mit ihnen machen, kein Kindertheater”

Ganz bewusst hat sich Regisseurin Sabine Hahn für den “Liliom” in der Neufassung von Ulrich Marx entschieden. “Liliom” ist das wohl berühmteste Theaterstück des ungarischen Dramatikers Ferenc Molnár. Vor knapp hundert Jahren verfasste er das Stück in nur 21 Tagen in Budapest.

Liliom arbeitet auf einem Jahrmarkt. Er ist dort Karussellausrufer, macht seinen Job gut und ist beliebt bei den Damen. Als er sich in das Dienstmädchen Julie verliebt, beginnt er, von einem anderem, einem besseren Leben zu träumen. Seine Arbeitgeberin wird eifersüchtig und kündigt Liliom. Mit der Arbeitslosigkeit, der Herausforderung einer Beziehung und des bürgerlichen Lebens kommt Liliom nur schwer zurecht. Er wird gewalttätig seiner Frau gegenüber, trinkt zu viel Alkohol, stiehlt Geld von seiner Frau, gerät in Raufereien mit Mitmenschen und bekommt Probleme mit der Polizei.

Julie hält zu ihm und sagt: “Das schönste auf Erden ist die aufrichtige Liebe”. Ihre Schwangerschaft hilft Liliom auch nicht aus dem Teufelskreis heraus, in den er geraten ist. Er ist deprimiert und schlägt aus Stolz das erneuerte Arbeitsangebot seiner ehemaligen Chefin aus. Er träumt von einem besseren Leben und davon “ein anständiger Mensch” zu werden, doch es bleibt bei einem Traum, und Liliom scheitert an der Überforderung.

Sabine Hahn sagt über die Wahl des Stückes: “Dieses Thema beschäftigt die Schauspieler des Ensembles Theaterkönig. Sie haben geistige und teilweise körperliche Behinderungen. Sie können sich mit Liliom identifizieren, sie kennen seine Probleme. Die Figuren sind neurotisch und ambivalent. Liliom möchte mehr als er kann. Auch sie selber schaffen viele Dinge nicht und müssen damit fertig werden. Ich will Erwachsenentheater mit ihnen machen, kein Kindertheater.”

Bei der Premiere am Freitag ist der Saal bis auf den letzten Platz ausverkauft. Auch für die Vorstellung am Samstag gibt es keine Karten mehr. Das Bühnenbild ist schlicht gestaltet. Der Rummelplatz und das Karussel sind dargestellt, das Haus von Liliom und Julie. Das Karussel mit seinen in der Luft hängenden Glitzerpferden ist beeindruckend, der Blickfang auf der Bühne. Bei der Inszenierung wird auch mit Effekten wie Rauch, Nachtgeräuschen, Musik und anderen Audio-Effekten gearbeitet. Das Ensemble wirkt souverän und routinier,t als es spontan auf Zurufe aus dem Publikum mit improvisierten Texten reagiert. Das führt zu vielen gewitzten Situationen.

Was tun die Theaterkönige, wenn sie nicht gerade auf der Bühne stehen, frage ich Sabine Hahn: “Sie leben in unterschiedlichen Wohnheimen oder bei ihren Eltern in Köln und Rösrath. Die Schauspieler sind zwischen 24 und 50 Jahre alt und arbeiten in Behindertenwerkstätten.”

Viele aus dem Ensemble können nicht lesen oder schreiben oder sind lernbehindert. Dies stellte eine Herausforderung beim Lernen der Texte dar, die Sabine Hahn jedoch gut meisterte: “Durch CDs. Ich habe die Texte auf CDs gesprochen. Die haben sie immer wieder gehört und so den Text gelernt.”. Manchmal geriet der Text auf der Bühne wieder in Vergessenheit. Doch Sabine Hahn war stets im Hintergrund in der Nähe und hat Erinnerungshilfen gegeben.

Könige im Leben und auf der Bühne
Theaterkönig heißt das Ensemble übrigens, weil sie “aufgrund ihrer Voraussetzungen allen Anlass haben, sich vor Vielem zu fürchten, sich aber davon unbeeindruckt ins Leben und auf die Bühne stürzen.”

Das ist ein bewundernswertes Motto, das alle Menschen inspirieren kann. Hoffentlich wird es weitere Vorstellungen von “Liliom” im Comedia Theater geben. Finanziert werden die Theaterkönige von der Kämpgen Stiftung und gerade solche Engagements in der Gesellschaft stellen die Diskussionen um Pränatale-Forschungen und Pränataldiagnosen in ein ganz anderes Licht. Die Theaterkönige sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Leben auch mit Behinderungen möglich und durchaus lebenswert sein kann.

 

Text: Aslı Güleryüz

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