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Gesellschaft Verkehr

Tiefe Einblicke – ein Rundgang unter dem Chlodwigplatz

Mittwoch, 28. Juli 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Fulvio Zanettini

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Einfach war es nicht, diesen Termin hinzukriegen, aber dann treffe ich Gudrun Meyer, die Mediensprecherin der Kölner Verkehrs-Betriebe AG am Chlodwigplatz. Gemeinsam wollen wir uns die neue U-Bahn-Haltestelle der Nord-Süd Stadtbahn ansehen, die schon seit einiger Zeit im Rohbau fertig ist. Dem Regen ist es geschuldet, dass wir uns an einem trockenen Platz unter dem Severinstor treffen. Alles ist vorbereitet, die Spannung ist gestiegen, kalte Böen ziehen durch das Tor.

Die Zugänge werden abgedeckt

Gudrun Meyer wartet schon auf mich. Neben ihr steht eine große blaue IKEA-Tasche. Gelbe Gummistiefel, orange Warnwesten, mehrere Bauhelme. Der Weg führt uns schnell an die neue oberirdische Bahnstation am Ubierring. Bauzäune mit zerfetzten Plakatresten, eine einfache Sperrholztür, hinter der sich der Zugang in die Tiefe verbirgt. „An keiner unserer Baustellen werden so viele Plakate angeklebt wie hier im Bereich des Chlodwigplatzes“, sagt sie mir, als wir an den Zäunen vorbeigehen. „Das ist nicht gut, denn es behindert die notwendigen Sichtbeziehungen. Die Plakate werden deshalb immer wieder entfernt.“

Heute sind die Bahnschienen gut einsehbar und die herannahende Bahn fährt langsam. Wer bringt auch gerade hier Plakate an? Einen Schritt ist man zumindest weiter: In der zweiten Augusthälfte werden die Zugänge mit ebenerdigen Betonplatten abgedeckt. Das Material dafür ist bestellt. Sobald es da ist, wird es hier verbaut. Die Abdeckungen müssen jedoch in etwa einem Jahr wieder der herkömmlichen Baustellenabsicherung weichen, da dann der Ausbau der unterirdischen Haltestellen beginnt.

Ein gewaltiger Raum unter dem Chlodwigplatz

Über die rohe Betontreppe steigen wir in den Untergrund. Am Fuße der Treppe angelangt tauschen wir die normalen Schuhe gegen Stiefel aus, legen die Warnwesten an und drücken uns die Helme auf die Köpfe. Vor uns öffnet sich die erste Verteilerebene der neuen U-Bahn-Station. Ein riesiges Rondell, beinahe in der vollständigen Ausdehnung des darüber liegenden Kreisverkehrs am Chlodwigplatz. In alle Richtungen führen Ausgänge nach oben. Acht gewaltige Säulen stützen die Decke ab. In deren Mitte fällt spärliches Licht zu uns herunter. Noch liegen Holzplatten über den Schächten mitten im Kreisel, die eines Tages den Raum mit möglichst viel Tageslicht versorgen sollen.

Hier unten befindet sich ein enorm großer unterirdischer Platz, den man über der Erde nicht erwartet. Demnächst wird es hier taghell sein. Außerdem ist diese Ebene von allen Seiten sehr gut einsehbar. In Richtung Severinstor erstreckt sich vor uns ein hoher Korridor, durch den der Blick zum Aufgang vor dem Tor frei ist. Quer liegende Betonröhren versteifen die Flucht. Doch die Verteilerebene zieht sich nicht bis zum Ende des freien Blickfeldes, sondern endet wie eine Galerie, die die Aussicht auf die weiter unten liegenden Bahnsteige frei gibt. Eines Tages wird ein großformatiges buntes Wandgemälde der Künstlerin Katharina Grosses die eine Seitenwand zieren. doch noch ruht hier alles im kühlen Ton des rohen Betons.

Großzügige Bahnsteige in 17 Metern Tiefe

In der Mitte der von den Kölner Architekten Christian Schaller und Helmut Theodor entworfenen Verteilerebene leitet uns eine Treppe weiter in die Tiefe. Der Abstieg, der zukünftig rechts und links von Rolltreppen eingerahmt sein wird, ist gewaltig. Vor uns öffnet sich in 17 Metern Tiefe die Ebene der Bahnsteige. Auch diese werden vom Tageslicht erreicht werden, das über die Oberlichter in der Mitte des Verkehrskreisels und durch den verglasten Aufzug, der am Anfang des Chlodwigplatzes stehen wird, gespeist wird. Über 18 Meter misst die Bahnsteigebene in der gesamten Breite. Über uns erstrecken sich die quer verlaufenden Betonröhren, die die steil nach oben steigenden Seitenwände abstützen.

Von den Bahnsteigen aus öffnen sich in zwei Richtungen die Tunnel. Sie erscheinen endlos. In südlicher Richtung ist die Bohrung unter der Südstadt hindurch schnurgerade. Beinahe hat man den Eindruck, von hier bis Bonn sehen zu können. Neonröhren flackern an den Tunneldecken und werfen ein unwirkliches Licht auf den Untergrund, auf bald Schienen liegen werden. Ganz am Ende, irgendwo bei der zukünftigen Station Bonntor, bewegt sich ein oranger Punkt hin und her. Ein Arbeiter im grellen Lichtkegel.

Unendliche Ausblicke in die Kölner Unterwelt

Als wir den Blick in die entgegengesetzte Richtung wenden, fallen die an der Station verdickten Betonwände ins Auge. Hier wurde der Querschlag vorgenommen. Tosca und Rosa, die beiden punktgenau arbeitenden Tunnelbohrmaschinen, haben sich hier ihren Weg in Richtung Dom gesucht. Und auch gefunden. Zugleich wurde die zukünftige unterirdische Station von oben ausgeschachtet. Die entstandenen Hohlräume wurden danach zu dieser großzügigen Bahnsteigebene vereinigt.

Gudrun Meyer versorgt mich bei unserem Rundgang mit etlichen Informationen zum U-Bahn-Bau. Sich alles zu merken ist unmöglich. Höhen, Breiten, Tiefen, Details zur Herstellung der Tunnelwände, der Schächte und Durchbrüche. Wichtig ist ihr vor allem immer wieder, deutlich zu machen, wie nötig die U-Bahn für die Stadtentwicklung und die Menschen hier ist. Unter anderem soll auch das heutige Verkehrschaos auf dem Chlodwigplatz reduziert werden.

Viele Gründe sprechen für die neue Strecke

Dieses Nadelöhr, durch das sich Privatfahrzeuge, Busse und Straßenbahnen quälen, wird durch die neue Strecke endlich entlastet. „Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist in der Südstadt deutlich geringer als in anderen Stadtteilen Kölns“, betont sie. „Mit Eröffnung der neuen Strecke werden die Bürger vermehrt auf private Verkehrsmittel verzichten und von dem verbesserten Bahnangebot Gebrauch machen.“ Wenn auch der dritte Bauabschnitt von der Marktstraße bis zum Verteilerkreis Arnoldshöhe fertig ist, wird sich die Verkehrssituation – so die Prognosen – insgesamt beruhigen.

Neben den ökologischen Gründen und wirtschaftlichen Interessen wird die neue Strecke auch einen deutlich spürbaren Vorteil für die Nutzer des öffentlichen Verkehrsnetzes bringen, denn der Innenstadttunnel ist heute völlig überlastet. Zeitweise fahren die Bahnen im Zwei-Minuten-Takt durch die Röhren. Bleibt einmal eine Bahn stecken, dann hat das sofort Auswirkungen auf den Fahrplan aller Strecken. Die neue Bahn wird davon unbehelligt sein und sie wird die bestehenden Strecken entlasten.

In vier bis sieben Jahren sollen die Bahnen fahren

Unter einer langen Strecke der Severinstraße verengt sich der Blick bis zu winzigen Lichtpunkten am scheinbaren Ende des Tunnels. Dort liegt die in Entstehung begriffene Station Kartäuserhof. In leichten Wellen führt der Tunnel von unserem Standort geradewegs tief ins Herz der Stadt. Etwas gespenstisch muten die Röhren an, die sich unter den Häusern der Straße entlangziehen. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis die Bahnen hier fahren: Je nach dem, wie sich die Entwicklungen rund um das Areal des eingestürzten Stadtarchivs am Waidmarkt gestalten, wird dies zwischen 2015 und 2017 der Fall sein.

Die heute noch so gespenstisch wirkenden unterirdischen Räume unter dem Chlodwigplatz werden Mitte 2011 weiter ausgebaut. Dann wird hier all das, was die praktische Nutzung der Station ausmacht, seinen Platz finden. Bänke, Automaten, Geländer, Rolltreppen und Beschilderung fehlen zur Zeit noch. Eine lange Treppe führt direkt von den Bahngleisen hinauf zum Ausgang vor dem Severinstor. Als wir diese hinauf steigen, dringt wieder die kühle Luft des verregneten Tages zu uns herab. In seichten Pfützen sammelt sich das Regenwasser auf dem jungfräulichen Beton. Traurig schwimmt eine Sandale im Wasser.

Die Gestaltung des Platzes steht noch aus
Die letzten Stufen sind geschafft und das Tageslicht hat uns wieder. Grau verhangen präsentiert sich der lang gestreckte Chlodwigplatz vor uns. Die Gestaltung des Platzes steht noch aus. Busse sollen hier nach Fertigstellung der Nord-Süd Stadtbahn nicht mehr fahren. Auch keine Autos. Ähnlich wie am Eigelstein wird der Platz verkehrsfrei sein. Was hier im Detail geschehen wird, obliegt den Entscheidungen der Stadt Köln, nicht der KVB. Cafés und Blumenrabatten sind vorstellbar. Eine Piazza mit hohem Aufenthaltswert könnte entstehen. Eine Oase inmitten der pulsierenden Stadt. Ein Platz, mal ganz anders als die hinlänglich bekannten Plätze der Stadt, die meist eine rein verkehrstechnische Funktion haben. Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheidungen des Stadtrats zu Ergebnissen führen, von denen wir alle profitieren.

Text: Stephan Martin Meyer

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