Tierheim Zollstock: Wir kämpfen ums Überleben
Montag, 26. Januar 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: Soenke Rahn/CC-BY-SA-4.0
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Laky, Knorke und wie sie alle heißen: 300 Tiere warten im Tierheim Zollstock darauf, vermittelt und in liebevolle Hände abgegeben zu werden. Wie lange können sie dort noch bleiben? Der Kölner Tierschutzverein, Träger des Heimes, hatte sich mit der Bitte um Hilfe an die Öffentlichkeit gewandt. Das Heim sieht sich in seiner Existenz bedroht. Zum einen fehlt es an Geldern, um weiterhin den Jahresbedarf von 800.000 Euro decken zu können. Zum anderen ist auch der Erhalt des Standortes gefährdet. „Meine Südstadt“ sprach mit Silke Schmitz vom Tierheim Zollstock, um sich ein Bild von der Lage zu machen und Unterstützungs-Möglichkeiten zu erörtern.
Meine Südstadt: Sie haben laut um Hilfe gerufen. Wie stellt sich Ihre derzeitige Situation denn dar?
Silke Schmitz: Unser größtes Problem ist, dass die 800.000 Euro an Kosten für die Bewirtschaftung des Tierheims und die Pflege der Tiere, zum großen Teil durch Spenden aufgebracht werden müssen. In den letzten Jahren war das Spendenaufkommen leider rückläufig. Wir haben in guten Zeiten Rücklagen aufbauen können, aber die brauchen sich immer weiter auf. Wenn die Tendenz so weitergeht, stehen wir in zwei Jahren vor dem Aus. Deshalb sind wir dringend darauf angewiesen, wieder mehr Spender zu finden. Nur so haben wir eine Existenz-Chance.
Was wird aus Ihrem Jahres-Budget denn alles finanziert?
Silke Schmitz: Wir haben einen festen Stamm fähiger Mitarbeiter, die sich, weit über ihre Arbeitszeit hinaus, intensiv um die Tiere kümmern. Dann haben wir tägliche Kosten von 250 300 Euro allein für Futter- und Streumittel. Unsere Instandhaltungskosten sind hoch. Momentan müssten dringend undichte Dächer erneuert werden. Ein großer Faktor sind auch alte und kranke Tiere. Die meisten Tiere können wir schnell vermitteln. Da achten wir darauf, dass Tier und Halter zusammen passen und machen auch Nachkontrollen. Doch bei alten und kranken Tieren ist eine Vermittlung schwierig. Wenn ein Tier krank ist oder keine hohe Lebenserwartung mehr hat, bleibt es oft bei uns. Wir übernehmen dann auch die höheren Kosten, z. B. durch medizinische Behandlung. Schließlich fühlen wir uns dem Schutz und dem Wohlergehen aller Tiere verpflichtet.
Wie kommen die Tiere zu Ihnen?
Silke Schmitz: Viele unserer Tiere haben ein schlimmes Schicksal hinter sich. Wir haben hier Fundtiere, die irgendwo ausgesetzt und gefunden wurden. Die Stadt gibt sie dann in unsere Obhut und trägt auch die Pensionskosten, doch nur über einen Zeitraum von zwei Wochen. Das ist oft nicht kostendeckend, insbesondere wenn hohe Tierarztkosten anfallen. Und dann gibt es viele Fälle wie den der sechs Hunde aus einem osteuropäischen Hundetransport, die kurz vor Jahresende bei uns eingetroffen sind. Oftmals sind das Welpen, die unter erbärmlichsten Verhältnissen regelrecht produziert und hierher gebracht werden. Diesmal waren es erwachsene Tiere, zwei Labradore, drei Schäferhunde und ein Malinois, unter ihnen Laky und Knorke. Sie waren bis auf die Rippen abgemagert und schwer krank. Schlimm, wie aus dem Leid der Tiere Kapital geschlagen wird! Aber wir haben sie wieder hinbekommen und hoffen darauf, sie bald vermitteln zu können.
Stichwort Stadt. Dem Tierheim fehlt es nicht nur an finanziellen Mitteln, wie sicher ist denn der Standort an der Vorgebirgsstraße???
Silke Schmitz: Wir wissen es nicht. Das Entwicklungskonzept südliche Innenstadterweiterung (Esie), sieht eine Erweiterung des Grüngürtels vor. Vom Südstadion über den Großmarkt bis hin zum Rhein. Unser Tierheim liegt genau auf dem dafür vorgesehenen Gelände. Und da ist die Frage: Umzug in ein Ausweich-Quartier oder macht es nicht viel mehr Sinn, das Tierheim an seinem jetzigen Standort zu belassen? Wir glauben, dass das Tierheim in das Grüngürtel-Konzept integriert werden könnte und würden uns eine Standort-Garantie wünschen, damit wir langfristig planen können.
Welche konkreten Hilfen brauchen Sie?
Silke Schmitz: Unser Hilferuf geht in zwei Richtungen. Das Wichtigste ist: wir benötigen dringend Spenden, um den Betrieb fortführen zu können. Auch kleine Spenden helfen weiter, jeder Euro zählt! Wer kein eigenes Tier halten kann, doch gerne die Verantwortung dafür tragen würde, hat die Möglichkeit, die Patenschaft für eines unserer Tiere zu übernehmen. Dazu gehört dann auch, für den Lebensunterhalt seines Lieblings mit aufzukommen. Wir sind angewiesen auf Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Ehrenamtliche sind eine große Stütze für unsere Arbeit, ohne sie ginge es gar nicht und wir sind sehr dankbar dafür.
Wer zum Erhalt des Standortes beitragen will, der kann unsere Online-Petition unterzeichnen, auch da zählt jede Stimme! Wir wollen eine Zukunft für unsere Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen und Meerschweinchen. Diese Tiere, die schon viel mitgemacht haben, brauchen ein Zuhause!
Wir drücken ganz fest die Daumen! Vielen Dank für das Gespräch.
Tierheim Zollstock, Vorgebirgstrasse 76, 50969 Köln
Zur Webseite des Tierheimes mit Infos über Spendenmöglichkeiten.
Zur Online-Petition geht es hier lang.
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