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Lükes Liebes Leben

Überfremdet im Rään

Montag, 9. September 2019 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Samstag, so kurz nach Mittag, kam mir Biene Maja entgegen. Auf einem Rad. Ah, Kindergeburtstag, mein erster Gedanke. Aber dafür war die Trägerin des flauschigen Textils eigentlich zu alt. „Jeck im Sunnesching“, gab die Gattin neben mir Hilfestellung. Stimmt. Davon hatte ich doch neulich gelesen. Diese Veranstaltung für alle Ganz-Jahres-Narren, die es bis zum 11. November nicht mehr aushalten oder zwischendurch wenigstens mal ihre Kostüme lüften wollen.

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Mit dem Sunnesching war´s dann ja allerdings am Samstag nicht weit her. „Jeck em Rään“ hätte wohl eher gepasst. Vielleicht war Petrus auch nur sauer, dass die Veranstalter bei aller Kölschtümelei im Titel ihrer Frohsinnssause im Jugendpark unter der Zoobrücke noch immer „im“ statt „em“ stehen haben. Wie der EXPRESS exklusiv zu berichten wusste, sollen jedenfalls alle Jecken den Regen ganz wunderbar in ihre Party integriert haben. Normal. Haben wir ja damals in Woodstock auch nicht anders gemacht.

Grölen vorm kik

In der Südstadt war von Sommer-Karneval so gut wie nix zu sehen und zu hören. Unter den rund 100 Kölner Kneipen, die sich laut Veranstalter an der Sause beteiligt haben, war keine einzige aus dem Veedel. Wenn ich mich recht erinnere, war das vor ein paar Jahren noch anders. Da stand schon mittags vorm Brauhaus auf der Severinstraße eine lange Schlange von froh gelaunten Kostümierten, die auf Einlass warteten. Im Laufe des letzten Samstags habe ich auf dem Clodwigplatz nur noch zwei, drei Verkleidete gesehen, die einen einigermaßen verlorenen Eindruck machten.

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Was mich weit mehr irritiert als Lappenclowns im September sind die Trupps, die, männlich wie weiblich, zunehmend die Südstadt als Areal für Junggesellen-Abschiede, bzw. Bachelorette-Partys zu entdecken scheinen. Letztens stand so eine Riege von mächtig alkoholisierten Jungmännern, deren Leibchen sie als Mitglieder oder Fans des TV Lemgo auswiesen, an einem späten Samstag Nachmittag vorm kik und grölte lauthals „In unserem Veedel“. Ein eigentlich wunderbar absurdes Szenario. Aber wenn diese Trupps jetzt so regelmäßig wie massenhaft aus der Altstadt rüberschwappen, um das zu zelebrieren, was sie vermutlich „Party machen“ nennen, müssen wir dringend was gegen Überfremdung tun.

Islamisierung des Frankenlandes

Im Urlaub hab´ ich zehn Tage in der Fränkischen Schweiz verbracht, wo Freunde in einem schmucken Dorf ein Häuschen gemietet hatten. Nette Gegend. Viel gewandert, Orte in der Umgebung erkundet, gelesen, lecker gegessen und getrunken. Als ich nach Ende des Urlaubs in Bamberg am Bahnhof ankam, standen da zwei farbige Männer und unweit davon eine Frau mit Kopftuch, die mit ihren Kindern Türkisch redete. Zumindest sprachen sie die beiden Mädchen mehrfach mit „Ana“ an (Mehr Türkisch kann ich leider nicht). Jedenfalls wurde mir in dem Moment schlagartig bewusst, dass ich eineinhalb Wochen lang in der idyllischen Provinz keinen einzigen Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund gesehen hatte. Eigentlich irre. So ähnlich sieht das vermutlich in unseren seit dreißig Jahren Neuen Bundesländern aus, wo die Leute aus panischer Angst vor der Islamisierung ihrer Dörfer massenhaft AfD-Deppen wählen, die natürlich keine Nazis sind. Nun gut, Bayern ist nicht Sachsen. Aber schaue ich mit die Ergebnisse der letztjährigen Landtagswahl an, wurde die AfD im Wahlkreis Bamberg-Land, zu dem meine Urlaubsregion gehört, mit 14,5 Prozent zweitstärkste Partei. Vermutlich wegen der vielen Ausländer. Anzeichen von Verarmung habe ich dort jedenfalls nirgendwo entdecken können. Ich weiß jetzt nicht, wo die Sachsen, Brandenburger und Franken Urlaub machen oder ob sie überhaupt ins Ausland fahren, aber den weisen Alexander Humboldt kann man ja nicht oft genug zitieren, der schon vor rund 200 Jahren zu der Erkenntnis kam: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“

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Schiffsuntergang vor meiner Tür

Meiner Weltanschauung fehlt seit zwei Wochen ein Schiff. Rund zwanzig Jahre lang stand es auf dem Spielplatz An der Eiche, bis ich am letzten Tag der Sommerferien morgens um 7 Lärm von Kettensägen vernahm. Beim Blick aus dem Fenster sah ich, wie sich da Männer in grünen Arbeitsanzügen an dem Spielgerät zu schaffen machten. Nach 90 Minuten hatten sie das Schiff komplett abgebaut und die Trümmer per LKW abtransportiert. Saubere Arbeit. Mir ist natürlich klar, dass solche Gerätschaften nicht ewig halten und von Zeit zu Zeit erneuert werden müssen. Schon der Sicherheit wegen. Ob von dem Schiff jetzt akute Gefahr für die lieben Kleinen ausging, weiß ich nicht. Hoffe nur, dass die Stadt da in absehbarer Zeit für Ersatz sorgt. Sicher bin ich mir da allerdings nicht. Schließlich gab es auf dem kleinen Erdhügel auf dem Spielplatz bis vor gut zehn Jahren auch mal eine breite Alu-Rutsche, die eines Tages auch ohne erkennbaren Grund entfernt und nie wieder ersetzt wurde. Angeblich sollen damals Eltern mit Klage gedroht haben, weil sich ihr Junior beim Aufstieg zur Rutsche verletzt hatte. Was der tadellos intakten Rutsche nicht anzulasten war. Nicht ausgeschlossen, dass da unlängst auf dem Schiff ein Kind über Bord gegangen ist und sich die Stadt auch hier kurzerhand für die Radikallösung entschieden hat. Wenn sich diese Heli-Eltern durchsetzen, die bei jeder Schramme, die sich ihr Kind auf einem Spielplatz zuzieht, gleich zum Anwalt rennen, haben wir da irgendwann nur noch plane Sandflächen. Und die Bäume müssen natürlich auch weg. Könnte ja wer draufklettern und runterfallen.

Text: Reinhard Lüke

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