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Sport

Überraschung oder Wende? – Der 4. Spieltag

Montag, 2. September 2013 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork, Köln

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der 4. Spieltag war ein deftiger Spieltag der Korrekturen. Nur Borussia Dortmund und Eintracht Braunschweig bewegen sich weiter in ihren gegensätzlichen Bahnen. Die Dortmunder Weste bleibt nach dem 2:1-Sieg in Frankfurt weiter makellos weiß. Die Borussen führen nach vier gewonnen Spielen die Tabelle mit zwei Punkten vor dem UEFA-Supercup Gewinner Bayern München an, der beim SC Freiburg nur 1:1 spielte. Eintracht Braunschweig kam gegen den gebeutelten Hamburger SV mit 4:0 unter die Räder. Dem Aufsteiger droht scheinbar das gleiche Schicksal wie Greuther Fürth im letzten Jahr – nämlich sang- und klanglos wieder abzusteigen.

Neben dem erfreulichen, aber unerwartetem Unentschieden der Bayern gab es noch allerlei Knalleffekte in der Liga: Der VfB Stuttgart spielte nach der Trainerentlassung von Bruno Labbadia furios auf und fegte 1899 Hoffenheim mit 6:2 vom Platz. Und zwar  jene Hoffenheimer, die zwei Spiele zuvor den HSV auswärts mit 5:1 gedemütigt hatten. Hannover 96 drehte gegen die ungeschlagenen Himmelsstürmer aus Mainz das Spiel und gewann deutlich 4:1, obwohl Mainz in der ersten Halbzeit eigentlich die bessere Mannschaft war. Der VfL Wolfsburg beendete mit einem 2:0 den Höhenflug der properen Hertha aus Berlin. Borussia Mönchengladbach holt Werder Bremen zurück auf den Boden der Tatsachen und gewann nach mäßiger erster Halbzeit deutlich 4:1.

Die größte Überraschung konnte ich live in der Arena „Auf Schalke“ miterleben beim Spiel gegen Bayer Leverkusen. Die Ausgangslage hätte unterschiedlicher nicht sein können: Hier die verunsicherten Schalker, die nur einen Punkt aus den ersten drei Bundesligaspielen holten und sich die Teilnahme an der Champions-League ergruselten. Dort der ungeschlagene, souveräne Werksklub aus Leverkusen mit seinem spektakulären Angriffsfußball. Hier der mögliche Absturz ins Nirvana mit anschließender Trainerentlassung, dort der erhoffte Sprung an die Tabellenspitze und Traum von der Meisterschaft. Die Schalker reagierten in der Woche noch mit der Verpflichtung des in Hamburg wegen seiner Eskapaden ausgemusterten, hochveranlagten Linksverteidigers Dennis Aogo, und wenig später wurde der Transfer von Kevin Prince Boateng von Mailand nach Gelsenkirchen bekanntgegeben. Während der Wechsel von Aogo noch eher achselzuckend aufgenommen wurde, schlug die völlig überraschende Verpflichtung Boatengs ein wie eine Bombe. Schließlich handelt es bei dem Spieler ohne Übertreibung um einen der weltbesten Mittelfeldspieler, der in der Champions-League Qualifikation noch in der vergangenen Woche für den AC Mailand spielte und mit seinen zwei Toren gegen Eindhoven maßgeblichen Anteil daran hatte, dass Mailand in der europäische Königsklasse mitspielen darf.
Obwohl Boateng erst am Freitag in Gelsenkirchen eintraf, war es für den Spieler keine Frage, dass er gegen Bayer von Beginn an spielen würde. Denn „sein Ziel sei es zu spielen und zu gewinnen“. Wie überhaupt sein Selbstbewusstsein noch größer ausgeprägt ist als seine Fähigkeiten, begründete er seine Rückkehr doch lapidar mit den Worten: „Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt, und da gehören die besten Spieler der Welt hin“.

Kevin Prince Boateng lief gegen Leverkusen als offensiver Mittelfeldspieler auf, so wie auch Dennis Aogo als linker Verteidiger seinen Einstand geben konnte – und es funktionierte. Die Schalker standen hinten sicher, waren lauf- und zweikampfstark. Mitunter blitzten sogar schnelle Kombinationen auf, und die Umschaltbewegungen wurden vom ganzen Team mitgetragen. Kurz, alles was die Königsblauen in den fünf Begegnungen der jungen Saison vermissen ließen wurde beherzigt, und Leverkusen konnte seine Stärken nicht entfalten, wirkte fast eingeschüchtert. Diese Metamorphose ist sehr rätselhaft, aber was Jens Keller vielleicht aufgrund seines eher ruhigen Gemüts nicht vermag – nämlich Feuer und Temperament auf das Team zu übertragen – vermag offensichtlich die Anwesenheit Botengs auf dem Rasen. Er gibt der Mannschaft Halt, Selbstvertrauen und Siegeswillen.

 

Unterstützung fand die hingebungsvoll kämpfende Mannschaft durch ein ein phantastisches Publikum. So laut habe ich die Arena selten erlebt, insbesondere als das Spiel in der zweiten Halbzeit auf der Kippe stand, wurden die Fans zum sprichwörtlichen zwölften Mann. So muss es sein, und der Leverkusener Anhang konnte einmal mehr erleben, was den Werkklub von Vereinen wie Dortmund, Köln und Schalke unterscheidet: Hingabe, Liebe und Leidenschaft der Fans.

 

Ob es sich bei den Ergebnissen des Spieltags um Überraschungen handelt, die den Trend nur kurz unterbrechen oder um tatsächliche Trendwenden, wird man allerdings erst viel später beurteilen können.

Glück auf!

 

Die Ergebnisse des 4. Spieltages
Freiburg – München 1:1

Frankfurt – Dortmund 1:2

Gladbach – Bremen 4:1

Hannover – Mainz 4:1

Stuttgart – Hoffenheim 6:2

Wolfsburg – Berlin 2:0

Hamburg – Braunschweig 4:0

Nürnberg – Augsburg 0:1

Schalke – Leverkusen 2:0

Die Tabelle nach dem 4. Spieltag

1. Dortmund – 12 Punkte – 9:2 Tore

2. München – 10 Punkte – 7:2 Tore

3. Hannover – 9 Punkte – 8:5 Tore

4. Leverkusen – 9 Punkte  – 8:5 Tore

5. Mainz – 9 Punkte – 8:7 Tore

6. Berlin – 7 Punkte – 9:5 Tore

7. Gladbach – 6 Punkte – 10:8 Tore

8. Wolfsburg – 6 Punkte – 6:4 Tore

9. Bremen- 6 Punkte – 3:5 Tore

10. Augsburg – 6 Punkte – 3:6 Tore

11. Hoffenheim – 5 Punkte – 12:12 Tore

12. Hamburg – 4 Punkte – 8:9 Tore

13. Schalke 04 – 4 Punkte – 6:9 Tore

14. Stuttgart – 3 Punkte – 9:8 Tore

15. Frankfurt – 3 Punkte – 4:9 Tore

16. Freiburg – 2 Punkte – 6:9 Tore

17. Nürnberg – 2 Punkte – 4:7 Tore

18. Braunschweig – 0 Punkte – 1:9 Tore

 

Text: Roger Lenhard

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