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Umwelt

Und es geht doch!

Donnerstag, 27. Mai 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Bürgerschaftliches urbanes Gärtnern, im öffentlichen Grün – wer hätte das gedacht, kommt jetzt auch mitten in die Südstadt.

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Vor zehn Jahren, als der NeuLand-Garten auf der Bayenthaler Dom-Brauerei-Brache an den Start ging, war essbares Grün mitten in der Stadt noch Zukunftsmusik. Die Idee, den künftig bis zum Rhein verlängerten Grüngürtel auch mit produktivem Grün und auch seitens der künftig dort lebenden BürgerInnen zu bespielen – undenkbar. Doch es tut sich was in Sachen Essbare Stadt, auch wegen der Arbeit des Kölner Ernährungsrats und hier besonders seines Ausschusses Urbane Landwirtschaft: Das vom Bund geförderte Projekt Essbare Stadt als Kooperation des Ernährungsrates mit der Stadt Köln hat einen Aktionsplan entwickelt. Und geht es nach dem, sollen überall in der Stadt Initiativen vorangetrieben und gefördert werden, die Köln grüner, essbarer, artenfreundlicher und klimaverbessernder machen.

Sarah, Paul, Jannika und Yoga-Baum Carlotta, v.l.n.r. auf ihrer zukünftigen Gemüse-Spielwiese – einem Stück Sachsen-, pardon, Wachsenring.

Jannika Große Westerloh, Sarah Lohr, Carlotta Tonverona und Paul Naumann, vier StudentInnen des nahe gelegenen Schmittmannkollegs am Sachsenring, legen jetzt wohl auch bald los, und zwar auf einem Grün-Grundstück, wie es urbaner nicht sein könnte: Ein Stück Sachsenring-„Park“, direkt neben der Stadtbahn, kurz vor einer stark befahrene Kreuzung, gegenüber Ärztehochhaus, und Apotheke, und direkt an Wohnhäusern und kleinen Seitenstraßen, mit einem Weg, der im „Nirvana“ endet. Hier soll er entstehen, der „Wachsenring“. Denn: „Das ist so´n Ort, der kann mehr!“ findet Carlotta.

Der teilweise gepflasterte, teils nur ausgetretene Weg parallel zur Grünfläche in der Mitte des Sachsenrings endet: Vor Werbefläche und Geländer.


„Genau hier“ dürfen die InitiatorInnen von Wachsenring Anbaufläche in Hochbeeten von einmal 12 und einmal 8 m2 nach Vorgaben und zu Bedingungen der Verwaltung aufbauen, zeigt Carlotta. Wennn denn die Politik dafür stimmt – in der nächsten Bezirksvertretungssitzung im Juni.

„Auf dieser `untergenutzten´ Fläche“, wie Geografie-Studentin Carlotta die Beobachtung der vier beschreibt, wollen sie Begegnung schaffen. Begegnung mit Nachbarn und mit der Option, selbst Gemüse und Kräuter in mobilen Hochbeeten zu pflanzen und etwas für Insekten und das städtische Grün allgemein zu tun. „Wir verstehen uns nur als das Kernteam – das Projekt soll jedem offen stehen und jeder ist willkommen. Also alle NachbarInnen aus den angrenzenden Blocks. Wir haben Flyer verteilt und es haben sich einige gemeldet.“ so Jannika.

Flyer für die NachbarInnen

Jetzt gehe es um Rechtliches&Organisatorisches, erklärt Paul, „Wir sprechen gerade mit dem Garten der Kartause, vielleicht können wir das unter deren Dach hier machen.“ berichtet er vom aktuellen Planungsstand. „Wir haben im November, nachdem wir die Idee zu Wachsenring hatten, angefangen, die Essbare Stadt anzuschreiben, Politiker aller Fraktionen und so weiter.“ sagt Paul. „Und haben direkt ´ne Klatsche gekriegt.“ ergänzt Jannika. Die Verwaltung habe Bedenken gehabt und das Vorhaben erstmal abgelehnt. Unter anderem wegen möglicher Behinderung des Zugangs bei anfallenden Pflegearbeiten am alten Baumbestand. Zugleich hat die Stadt aber der Gruppe um die vier Schmittmann-Studierenden alternative Vorschläge für -aus städtischer Sicht- geeignetere Flächen gemacht. „Die liegen allesamt in öffentlichen Parks“ so Carlotta, und zählt auf: „Ein Stück Wiese im Volksgarten, ein Stück im Friedenspark, eine Stelle neben der TH kurz vorm Rheinufer und eine Parkfläche an der Buschgasse/Von-Stein-Park.“

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Dass die Verwaltung Teile der städtischen öffentlichen Grünflächen für Urbanes Gärtnern anbietet, ist relativ neu und bislang nur aus dem Leo-Amann-Park am Bezirksrathaus Ehrenfeld bekannt: Hier durfte die Initiative „Grüner Leo“ vor zwei Jahren beginnen, ein Stückchen Rasen mit Hochbeeten zu bewirtschaften – auf jeden Fall Hinweis auf ein Umdenken in der Verwaltung in Sachen Kooperation mit BürgerInnen beim Thema Grünes Köln, auch die Zusammenarbeit mit den Gieß-Initiativen zur Bewässerung der Stadtbäume im Straßenraum weist in diese Richtung.
Die Gärtnerwilligen vom Sachsenring haben die vorgeschlagenen Alternativen jedoch verworfen: „Es geht ja um die Nähe zum Wohnort, die Nachbarschaft.“ so Carlotta. „Und das hier ist für alle, die in der Umgebung des Sachsenrings leben oder arbeiten, schnell und gut erreichbar. So dass auch viele mitmachen können.“ findet die 22jährige

(Kern-)Team Wachsenring

Mehrere Ortsbegehungen mit TeilnehmerInnen aus Politik, Grünflächenamt und der Koordinatorin bei der Stadt für bürgerschaftlichen Grün-Initiativen, Leonie Rademacher, hätten schlussendlich dazu geführt, dass die Verwaltung Zustimmung zur Bewirtschaftung dieses Grünstreifenstücks am Sachsenring signalisiert – geknüpft an bestimmte Bedingungen. In der Beschlussvorlage für die Juni-Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz sind diese aufgeführt, unter anderem werden die „BetreiberInnen“ als Pächterinnen der Fläche für freien Zugang zu den Bäumen sorgen müssen und die Verkehrssicherungspflicht haben, die Beetkästen müssen mobil bleiben, Müll und Unrat entfernt werden und natürlich: Für Kosten durch die Bewirtschaftung müssen die Urban Gardener selbst aufkommen. Gut, dass die Bezirksvertretung Innenstadt schon mal 6000€ aus Mitteln zur Stadtverschönerung für Wasserversorgung beschlossen hat. Vorausgesetzt: Wachsenring kommt wirklich. Und das entscheidet dieselbe BezirksvertreterInnensitzung im Juni. Eine Mehrheit dafür zeichne sich ab, so Antje Kosubek, stellvertretende grüne Bezirksbürgermeisterin.

Text: Judith Levold

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