Unter sieben Brücken
Donnerstag, 6. April 2023 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Die Fotoausstellung „UnterBrücken“ im Rhenania
Die Kölner Rheinbrücken haben wir ja vermutlich alle schon einmal überquert. Zu Fuß, mit dem Auto oder Zug. Und drunter durchgegangen sind die meisten Anwohner sicher auch schon mal. Aber wie die sieben Brücken von unten aussehen, wüsste kaum einer zu sagen. Allenfalls wenn mehrere Züge gleichzeitig über die Hohenzollernbrücke rumpeln, richtet man mal einen besorgten Blick nach oben.
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Mainzer Hof – Traditionskneipe für Jung & AltSo wie in der Ausstellung der Fotografin Anja Schlamann hat man die Unterseiten der Kölner Rheinübergänge jedenfalls noch nie gesehen. Schließlich hat sie nicht nur die Ränder der Bauten, die man von den Fußwegen aus sehen kann, abgelichtet, sondern vom Wasser aus die Brücken in ihrer gesamten Länge.
Rheinquerungen auf Stoffbahnen
Die Ergebnisse ihrer Arbeit hängen nun im Ausstellungsraum des Kunsthauses Rhenania von der Decke. Auf einen transparenten Stoff aufgebracht lassen sich da die sieben Kölner Rheinquerungen von der Rodenkirchener bis zur Mühlheimer Brücke im Großformat 3 x 2,5 Meter bestaunen. Die beiden Eisenbahnbrücken erkennt man durch ihre besondere Konstruktionsweise relativ leicht, bei den anderen fällt die Identifizierung schon schwerer.
So erscheinen die Bilder von der Rodenkirchener und Severinsbrücke ähnlich. Was nicht nur mit ihrer Farbgebung im klassischen Kölner Grün zu tun hat, das seit 1929 von Bayer exklusiv für die Kölner Brücken produziert wurde. Vielmehr weisen beide eine kleinteilige Struktur von Rechtecken auf, die die Bilder aus der Ferne wie grafische Arbeiten aussehen lässt. Wer näher herangeht, erkennt die Unterschiede und bisweilen auch rätselhafte Details. Was ist das für ein brauner Querbalken unterhalb der Severinsbrücke? Ein Brett? Möglich. Aber wozu wurde es dort angebracht? Und was sind das für helle Streben, die beim Blick auf die Hohenzollernbrücke erscheinen? Bahnschwellen aus Beton? Mitnichten. Das Weiße ist der Himmel, der zwischen den Schienen zu sehen ist.
Blick fürs Detail
Warum fotografiert man Brücken von unten? Als ausgebildete Architektin hat Anja Schlamann ohnehin ein Faible für Bauten aller Art. Somit auch für Brücken. Die Idee für diese ungewöhnliche Sicht auf die Flußübergänge kam ihr nach eigenem Bekunden beim Rudern, ihrem Hobby. Während einer Tour auf Main und Rhein bis nach Köln sei sie unter unzähligen Brücken durchgekommen, habe dabei immer wieder den Blick nach oben gerichtet und dabei eine zunehmende Faszination für deren verschiedene Unterseiten entwickelt.
Bei der praktischen Umsetzung ihrer Idee war die Künstlerin allerdings auf Jochen Vetter angewiesen. Der Mann betreibt eine Segel- und Motorbootschule und ist oft mit an Bord, wenn angehende Hobby-Kapitäne im Becken des Rheinauhafens ihre Runden drehen. Vetters Job bei Anja Schlamanns Projekt bestand darin, ein Boot gegen die Fließgeschwindigkeit des Rheins unter den Brücken quasi zum Stillstand zu bringen, damit die Fotografin ihre Bilder machen konnte.
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Und weil sie eine Brücke in ihrer Gesamtlänge natürlich nicht auf einmal ins Bild nehmen konnte, musste das Manöver jeweils viele Male wiederholt werden. Immer ein paar Meter weit nach links oder rechts. So entstanden schließlich pro Brücke rund 150 Einzelaufnahmen, die dann am Computer in mühevoller Kleinarbeit zusammengesetzt wurden. Das Ergebnis ist eine faszinierende Ausstellung, deren Besuch sich wunderbar mit einer kleinen oder großen Brückenrunde verbinden lässt.
AKTUELLE AUSSTELLUNG
1.04. – 23.04.2023
geöffnet:
Do, Fr, Sa, So + Ostermontag je 14:00 – 18:00 Uhr
Kunsthaus Rhenania, Bayenstrasse 28, 50678 kölnDonnerstag, 6. April 2023 um 18:00 Uhr: Artist Talk
Mit Anja Schlamann und der Künstlerin und Kuratorin Lisa KlosterkötterDonnerstag, 20. April 2023 um 18:30 Uhr: Brücken-Dialog
Mit Anja Schlamann, Reinhard Thon, ehem. Leiter des Amtes für Brücken- und Stadtbahnbau der Stadt Köln, Rolf Sachsse, ehem. Professor für Designgeschichte sowie Karin Kutsch, Künstlerin Farbmalerei
Es moderiert der Historiker und Journalist Martin Stankowski.
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