Unverkleidet beim Dreigestirn – Lustig, aber man fühlt sich fehl am Platz
Donnerstag, 14. Februar 2019 | Text: Jana Riegert | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Wie jedes Jahr lädt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region in das Haus der evangelischen Kirche zur Karnevalsfeier. Auch das Dreigestirn ist eingeladen und wird sehnlichst erwartet. Zum 18. Mal. Damit die Hoheiten auch mit der richtigen Stimmung begrüßt werden können, werden am frühen Nachmittag die ersten Kölschstangen befüllt und die bekannten Karnevalslieder gesungen. Auch wenn das Mikrofon ziemlich scheppert, macht das der Stimmung nichts aus. Es ist karnevalistisch dekoriert mit Girlanden, Luftballons und Luftschlangen.
Der Saal füllt sich mit verkleideten Menschen. Ein bisschen fehl am Platz fühle ich mich – mitten in der Woche, mitten am Tag. Ich bin nämlich nicht verkleidet. Ich stehe ganz hinten im Raum, an Tischen, die für die Ehrengäste reserviert sind. Darauf werde ich auch nett hingewiesen, dass gleich, wenn sie dann da sind, ich mir einen anderen Platz suchen muss. Es werden Liedzettel verteilt, man ist gut vorbereitet, damit auch jeder mitsingen kann. Die scheppernde Mikrofonanlage bereitet mir ein wenig Kopfschmerzen und ich hoffe, dass das Dreigestirn bald kommt.
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Durch ein Fenster kann ich beobachten, dass die Tore geöffnet werden und die obligatorischen rotweißen Mini-Vans des Dreigestirns und seiner Gardisten in den für alle anderen Fahrzeuge gesperrten Innhof fahren. Im Raum wird sich aufgestellt, sodass sich ein Gang bildet und Prinz Marc I. (Michalke), Jungfrau Catharina (Michael Everhard) und Bauer Markus (Meyer) empfangen werden können, wie sich das gehört. Zur Bühne hin füllt sich der Raum, denn jeder will das Dreigestirn sehen. Ich bleibe abseits und höre – weil ich nichts sehen kann – den Auftritt von hinten an. Alle werden singend begrüßt und das Mikrofon scheppert immer noch. Dann tut sich vor mir plötzlich eine Gasse auf, als hätte Moses das Meer geteilt. Ich bin zwar nicht jeck, aber ich habe Glück. Über die Köpfe von einigen Nicht-Hünen fällt mein Blick auf das, was sich vorne abspielt.
Stadtsuperintendent Rolf Domning ist in seinem Element. Nachdem er die Tollitäten formvollendet begrüßt hat, ergreift der Prinz das Wort. „Wir haben bislang ja schon alle Katholiken abgefrühstückt, und jetzt sind wir hier bei Ihnen.“ Der Beifall des jecken Schmölzjes ist ihm sicher. Als Marc I. danach an den Gottesdienst zur Sessionseröffnung im Dom erinnert und die „guten Worte“ lobt, die der Stadtsuperintendent dort gesprochen habe, muss der kurz intervenieren: „Ich wurde da vertreten. Wir hatten Landessynode.“
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Stadtrad – Service, FahrradDer Prinz bleibt locker: „Dann hat Dein Vertreter Deine Rede aber sehr gut gehalten.“ Gelächter und tosender Applaus. „Ich habe gehört, dass die kölsche Sprache vom Aussterben bedroht sein soll“, sagt Domning und spart nicht mit Selbstkritik: „Die evangelische Kirche ist leider auch nicht bekannt als Bollwerk für den Erhalt der kölschen Sprache. Wir sind zwar die Kirche des Wortes, aber nicht die der kölschen Sprache. Luther hat dem Volk aufs Maul geschaut. Wenn es jetzt immer weniger Menschen gibt, die dem Volk aufs Maul schauen, ist das auch für uns Protestanten eine neue Herausforderung.“ Viele Evangelische sprächen Kölsch mit Knubbele. Aber: „Das Wichtigste ist, dass das Kölsch, das wir trinken, keine Knubbele hat.“ Große Zustimmung mit Applaus im Auditorium.
Dann kommt für Marc I. der große Moment. Und für Beate Wegmann-Steffens, Verwaltungs-Chefin des Kirchenverbandes, in gewisser Weise auch. Sie hat nämlich die ehrenvolle Aufgabe, dem Prinzen die Beffchentorte zu überreichen, eine komplett schwarze Torte mit einem weißen Beffchen aus Zuckerguss. So zufrieden, wie der Prinz guckt, darf man sagen: Überraschung gelungen. Für die wenigen Nichttheologen unter unseren Lesern: Das Beffchen ist der weiße Kragen, den evangelische Priester auf ihrem schwarzen Talar tragen. Dann ist Selfie-Time in der Kartause und Marc I. erfüllt zahlreiche Foto-Wünsche von den meist weiblichen Fans. Danach trifft man sich zur Stärkung bei Suppe und dem einen oder vielleicht noch anderen Kölsch. Beides garantiert ohne Knubbel.
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