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Sport

Vergessen, wie man verliert

Montag, 24. Oktober 2016 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

An Demenz leidet der gemeine FC-Fan nicht, aber es fühlte sich am frühen Samstag Abend doch merkwürdig an, als die Kölner im Auswärtsspiel gegen Hertha BSC seit April erstmalig wieder verloren hatten.

Während die mitgereisten 4000 FC-Fans mit einer starken Choreografie im Olympiastadion auffielen, disqualifizierten sich die heimischen Fans der Ostkurve mit einem etwa fünfzig Meter langem Transparent: „WH 96: Lieber eine Mutter als zwei Väter“ war darauf zu lesen. Eine homophobe Beleidigung, die sich an die „Wilde Horde“ richtete. Das Banner sollte offensichtlich auf Köln als Schwulen-Hochburg anspielen. Hintergrund des Transparents ist eine Auseinandersetzung zwischen Berliner und Kölner Ultras in der Vergangenheit.
Was auch immer für Spielchen zwischen den Fangruppen ablaufen, hier lagen die Hertha-Fans mehr als daneben. Die Vereinsführung distanzierte sich später vom Transparent und jeglicher Form der Diskriminierung.

Der 1. FC Köln verlor am Samstag verdient mit 1:2 im Olympiastadion – auch wegen der schwachen Vorstellung der ersten Halbzeit. Die Offensive war zeitweise eine Katastrophe. Oft fehlte jegliche Zuordnung im Mittelfeld und beim zweiten Tor standen gleich mehrere Berliner allein vor Horns Kasten. Überhaupt Horn! Der verhinderte mit seinen Glanzparaden mal wieder ein Desaster.

Schade nur, dass das der FC, nach dem Treffer der Hertha, nichts entgegenzusetzen hatte. Denn die alte Dame verwaltete das Ergebnis über weite Strecken nur. Überhaupt zeigten sich die Gastgeber als unangenehmer Gegner auf dem Rasen: bei Kölner Einwürfen schlugen sie den Ball oft kindisch weg oder stürzten sich bei Schwalben theatralisch direkt auf das Leder.

Erst nach der Einwechselung von Bittencourt kam der FC wieder ins Spiel und erzielte verdient den Ausgleich. Pech, dass Zoller und Risse später nur noch den Pfosten trafen und das Tor von Rudnevs nicht gegeben wurde. Und Hertha dann doch einen Tacken besser war.

Doch bin ich stolz auf Verein und Trainer – vor allem, wenn man einen Roger Schmidt in Leverkusen erlebt. Der den Hoffenheim Trainer Nagelsmann offensichtlich mit dem FC Präsidenten verwechselte und fragte: „Was willst Du Spinner?“

Dagegen ist Trainer Stöger ausgezeichnet: Der Deutsche Fußball-Kulturpreise wählte am Freitag Stögers Zitat (zum Handtor von Hannovers Andreasen) zum Fußball-Spruch des Jahres: „Ich habe dem Linienrichter meine Brille angeboten“, hatte der Österreich gesagt: „Aber auch das hat er nicht gesehen.“
Am kommenden Mittwoch spielt der 1.FC Köln im Pokal gegen Hoffenheim und am kommenden Sonntag gegen HSV.

Auch bei der Fortuna war am Samstag von Beginn an irgendwie die Luft raus. Es lief nicht zusammen, der Aalener Sieg war nur zu einem Zeitpunkt gefährdet. Doch Rahn setzte in der 79. Minute einen Elfmeter neben das Tor. Fast schon folgerichtig machten die Gäste in der Schlussminute das zweite Tor. Da waren einige der 1277 Zuschauer schon auf dem Heimweg. Scheißwetter, Scheißspiel, viel Luft nach oben. „Anfang der Saison waren zweite Bälle unsere Domäne. Da haben wir extrem nachgelassen“, sagte ein enttäuschter Trainer Uwe Koschinat nach dem Spiel. Die Ausfälle von Kegel und Uaferro wegen Verletzung und Sperre nannte er als weitere Gründe für die momentane Formkrise der Südstadt-Legenden. Dass der Trainer bei Fortuna-TV als Uwe Koschinta bezeichnet wurde, passte zu diesem Tag. Irgendwie.  

 

Rotkäppchen und der Wolf
 

Text: Gastbeitrag

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