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Kultur

Verzettelte Kunst

Dienstag, 27. Oktober 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Jedes Mal, wenn sie bei ihren Eltern in der Einfahrt, die strenggenommen noch zum Grundstück der Nachbarin gehörte, parkte, heftete diese ihr einen Zettel mit Texten wie „Bitte nicht hier parken, der Blütenpracht wegen“ ans Auto. Der Grafik-Designerin Steffi Krohmann gefielen diese Zettel und so hob sie sie auf. Im Supermarkt begann sie irgendwann, gefundene Einkaufszettel zu sammeln und ebenfalls aufzuheben. Sie findet sie in Einkaufswagen, im Müll, zusammengeknüllt in schlecht gefegten Ecken. Zunächst eher zufällig, später mit Absicht.

Steffi Krohmann hat so in den letzten fünfzehn Jahren mehr als 2.500 Einkaufszettel gesammelt. Ihr Bruder bastelte ihr eine Website, auf der sie gut 1.000 davon digital zeigt. Auf ihrer Facebook-Seite stellt sie täglich einen Zettel aus ihrer Sammlung vor. Welches Projekt sich daraus entwickelt hat, erzählt sie uns bei einem Kaffee im WIPPN´BK.

Was macht die Faszination von Einkaufszetteln aus?
Es ist einfach immer unterhaltsam, einen Einkaufszettel zu lesen. Und jeder ist einzigartig. Manche sind chaotisch, andere strukturiert. Im Urlaub sammle ich auch Einkaufszettel, dabei konnte ich feststellen, dass es mit der Schreibkultur in Deutschland nicht so weit her ist. In anderen Ländern wird einfach schöner geschrieben. Und es gibt auch immer noch Einkaufszettel, die auf Sütterlin geschrieben sind (wurde 1915 – 1941 in Deutschland an den Schule gelehrt, Anm. der Autorin). Welches Papier wird verwendet? Steht etwas auf der Rückseite? Manchmal stehen auch Rezepte drauf.

Es gibt mittlerweile auch Apps, auf denen man sich Einkaufslisten erstellen kann. Findet da ein Wandel statt?
Tatsächlich läuft in den Supermärkten die überwiegende Mehrheit mit Einkaufszetteln rum. Da hat sich in den letzten fünfzehn Jahren kaum etwas verändert. Es gibt schon mal ausgedruckte Mails mit Einkaufslisten, die allerdings eher von Büros kommen, die einen Großeinkauf tätigen müssen.

 

Über Einkaufszettel kann man ja sehr viele Beobachtungen machen und daraus Rückschlüsse ziehen. Können Sie uns einige mitteilen?
Man findet Notizen an die Liebste. Manchmal steht nur Alkohol (‚Boonekamp’) drauf oder sehr ungesundes Zeug. Besonders schön sind die Zettel, die Kinder geschrieben haben. „Geld her, Du Miststück“, steht auf einem drauf. Aber ich glaube, das ist ein Scherz gewesen.
Es gibt verschiedene Privatsprachen mit Abkürzungen. Die Freundin meiner Mutter schrieb auf einen Zettel ‚Pumpern’. Damit meint sie ‚Hose’. Auch bilinguale Zettel habe ich gefunden. Auf einem steht alles auf arabisch, nur das Wort ‚Küchenrolle’ auf deutsch.
Nachdem ich einige Zettel auf Facebook gepostet hatte, war die Resonanz groß, und es gab viele sehr unterhaltsame Kommentare, vereinzelt wiederum schon kleine Texte dazu.
Ein Einkaufszettel beispielsweise hat jemanden dazu inspiriert, ein Gedicht zu schreiben. Und da entwickelte ich die Idee zu dem Projekt.

Was hat es mit dem Projekt auf sich?
Ich habe ja vor fünfzehn Jahren mit dem Sammeln angefangen, es dann aber viele Jahre schleifen lassen. Im Studium habe ich das Projekt dann wieder aufgenommen, wollte einen Teil der Sammlung illustrieren. Lucia, die aus Italien stammende Mutter meines Freundes, hat mich schließlich dazu gebracht, das Sammeln wieder aufzunehmen und das Projekt zu erweitern. Durch sie ist auch der Name entstanden: „Mi manca“ bedeutet auf Italienisch „Mir fehlt“, so beginnen quasi die Einkaufszettel.
Auf meiner Website rufe ich dazu auf, sich einen der über 1.000 Einkaufszettel zu reservieren und dazu etwas Künstlerisches zu schaffen. Der Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2015. Alle Exponate werden im Januar in einer Galerie im Belgischen Viertel ausgestellt (Art of Buna, Genter Straße).
Daher hier mein Aufruf an alle Kunstschaffenden,  sich einen Zettel zu ‚sichern’ und etwas daraus zu machen. Auf der Website sind die Zettel völlig unsortiert, damit es genauso zufällig ist wie beim Finden. Das Projekt wird auch nach dem 31. Oktober weitergeführt.

Wie ist die bisherige Resonanz?
Gut 80 Menschen haben sich einen Zettel reserviert. Bisher wurden mir schon ein nachgestickter Einkaufszettel zugeschickt, 5 Illustrationen und drei Musikstücke, die dann bei der Vernissage uraufgeführt werden.

Und was kommt dann?
Mein neues Projekt heißt Shelfies (Kofferwort: Selfie + shelf (engl. Regal) Anm. der Autorin): Ich habe eine Facebook-Seite erstellt, auf der ich Fotos sammle von aufgerissenem Essen in Supermarktregalen. Das sind regelrechte Stillleben. Die besten Shelfies finde ich im Kaufland in Ehrenfeld.

Sammeln Sie auch Ihre eigenen Einkaufszettel?
Ich selbst schreibe gar keine Einkaufszettel. Ich bin wohl so was wie ein Impulskäufer.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr im Netz
www.mimanca.de

 

Text: Jasmin Klein

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