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Kultur

Viel Theater mit ganz viel Nachhaltigkeit

Donnerstag, 8. Juli 2021 | Text: Evelyn Maria Denda | Bild: Comedia

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Dass sich (Theater-)Vergnügen und Umweltbewusstsein ideenreich verbinden lassen, zeigt das COMEDIA Theater im Veedel. Wir haben mit Astrid Hage, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der COMEDIA, und mit Jutta M. Staerk, künstlerischen Leiterin der COMEDIA und Leiterin des Westwind-Theaterfestivals, gesprochen – über Theater, Nachhaltigkeit und den Sommer, der hoffentlich das Kulturleben wieder aufleben lässt.

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Für das Westwind-Theaterfestival, dem Theatertreffen für junges Publikum, bei dem die COMEDIA vom 19. bis 25. August zum vierten Mal Gastgeber sein wird, hat das Theater eine Nachhaltigkeitskampagne ins Leben gerufen. Unter anderem sammelt das COMEDIA-Team helle T-Shirts und Tops aller Größen. Jeder und jede, der/die sich jetzt an Mo Torres Song „Mein letztes Hemd“ erinnert fühlt, muss keine Sorgen haben: Das letzte Hemd dürfen alle für den FC behalten. Beim COMEDIA geht es um alte Kleidungsstücke, die als Festivaltaschen recycelt werden. Falls also das sommerliche Ausmisten bei den Südstädtern solche Schätze zu Tage fördert, können sie bis Samstag, 10. Juli, in der COMEDIA täglich von 15 Uhr bis 19 Uhr an der Vorverkaufsstelle abgegeben werden. Sie werden dann mit dem Westwind-Logo in Siebdruck kreativ verschönert. „Wir freuen uns, dass uns das Mode Kollektiv nicht nur in einem seiner Workshops in die Kunst des Siebdrucks eingeführt hat, sondern uns auch das Sieb für den Druck zur Verfügung gestellt hat“, sagt Astrid.

Eine starke Stimme nicht nur für die Nachhaltigkeit

Mit Blick auf das diesjährige Motto des Westwind-Festivals „Wer spricht für wen?“ bekommen Achtung voreinander und Nachhaltigkeit nicht nur durch die Begleitkampagne eine starke Stimme verliehen. Auch die Veranstaltungen sowie Teile des Rahmenprogramms werden Nachhaltigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln und in verschiedenen Kontexten betrachten.

Astrid Hage.

„Nicht nur bei diesem Thema stellen die Achtung voreinander, vor unserem Lebensraum und die Achtsamkeit im Umgang miteinander den roten Faden dar. Neben dem vielfältigen Aufgabenfeld der Nachhaltigkeit wendet sich das Festival auch Themen wie Feminismus, strukturellem Rassismus, Antisemitismus und den Fragen nach Repräsentation und Selbstermächtigung zu. Ihnen allen ist gemeinsam, dass gesellschaftliche Prozesse nicht nur auf der Bühne, sondern auch im alltäglichen gegenseitigen Umgang in den Blick genommen werden.“, geben Astrid und Jutta M. Staerk einen ersten Einblick in das Festival-Programm.

Achtsamkeit für die Umwelt und füreinander

„Das COMEDIA Theater beschäftigt sich schon länger mit Fragen der Nachhaltigkeit. Und das nicht nur auf der Bühne. So sind wir in der Werbung papierlos geworden und versuchen auch in anderen Bereichen, wo viel mit Verbrauchs- und/oder Wegwerf-Materialien gearbeitet wird, bewusster mit Ressourcen umzugehen“, sagt Jutta M. Staerk. Dazu kann auch jeder Besucher und jede Besucherin einen Beitrag leisten: „Beteiligen können sich alle und seien es nur die Raucher und Raucherinnen, in dem sie Kippen in unseren TobaCycle Behältern sammeln“, verrät Jutta Staerk. Astrid fügt hinzu: „Und wir machen neben unseren Festival-Taschen noch eine Menge mehr. Wir verwenden alte Schlüsselbänder für Namensschilder. Auch Dinge, die nicht das neue aktuelle Festival-Logo haben, werden noch verwendet. Schreibblöcke aus Schmierpapier werden angeboten, es gibt veganes Catering. Zudem machen wird Müllsammelaktionen, die sogenannten Clean ups, mit Festivalteilnehmern und -teilnehmerinnen und Schulklassen. Und: Unsere Deko, die Pinnwände und die Beschilderungen werden aus alten Dingen gefertigt. Zudem sind die Themen nachhaltiges Theater und ressourcenschonende Festivalplanung durch einer unserer Stipendiatinnen des NRW-Nachwuchsstipendiums, das durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen initiiert und gefördert wird, und durch den Arbeitskreis der Kinder- und Jugendtheater NRW unterstützt wird, bei uns sehr präsent. Gemeinsam freuen wir uns auf einen spannenden Ideenaustausch.“

Jutta M. Staerk

Nachhaltigkeit hat auch für Astrid und Jutta Staerk persönlich einen hohen Stellenwert. „Achtsamkeit im Umgang mit Rohstoffen jeder Art, die Möglichkeiten der Wiederverwendung nutzen, Verpackungen vermeiden und sich stets die Frage stellen: Brauche ich das – das sind die Aspekte, die für mich beim Thema Nachhaltigkeit zentral sind,“ sagt Jutta Staerk. Dem pflichtet Astrid bei: „Achtung füreinander und für die Umwelt sind Leitlinien, die in meinem Alltag richtungsgebend sind. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es an uns liegt, was für eine Umwelt wir unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen.“

Engagement und Kreativität sind gefragt

Auch Veranstaltungsorte können einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, wie das COMEDIA beispielhaft zeigt. „Beim Theater betrifft das vorrangig Bühnenbilder und Kostüm, aber auch Energiekosten, Wege und Fahrten. Hier sind Zusammenarbeit und Nachdenken gefragt“, macht Jutta Staerk klar. Und Astrid hebt mit Blick auf ihren Arbeitsbereich hervor: „Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist es wichtig, sich immer die Frage zu stellen, brauche ich das wirklich auf Papier, oder geht es auch über die Website oder Social Media. Und wenn was gedruckt werden muss, sollte nicht sofort eine Papierflut ausgelöst werden. Sondern man sollte sich immer fragen, welche Auflage tatsächlich gebraucht wird und wieviel Papier am Ende eher unnötig entsorgt wird. Bei einem Festival wie dem Westwind geht es dann darum all diese Komponenten zusammen zu betrachten. Und natürlich den Besuchern und Besucherinnen ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, dass Nachhaltigkeit ein spannendes Erlebnis sein kann, bei dem es auch um kreative Ideen geht. Wer weiß, vielleicht setzen wir mit unseren recycelten T-Shirt-Taschen ja einen Trend, der über das Festival hinaus geht.“

Verzicht auf eine durchgestylte Ordnung als Festivalcredo

Die Optik des Westwind-Festivals steht auch im Zeichen von Nachhaltigkeit, verrät uns Astrid: „Im Zuge unserer Nachhaltigkeitsbemühungen und dem Verwenden alter Dinge wird das Festival keine durchgestylte Optik haben. Die Teilnehmer Und Teilnehmerinnen werden – zusätzlich zum neuen Internetauftritt des Festivals – über Messenger-Dienste über die Programme des Tages informiert.“ Und auch die Corona-Pandemie prägt die Ausgestaltung des Festivals: „Generell müssen wir auf die Corona-Bestimmungen flexibel reagieren und sind natürlich froh, dass wir nach der Verschiebung des Festivals im Mai nun im August einen neuen Termin gefunden haben. Einige Teile des Programms werden im digitalen Raum stattfinden.“

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Sollten die Infektionszahlen weiter sinken und die COMEDIA voll besetzt werden dürfen, gibt es hier einen schönen Mehrwert besonders für die Kölner Kinder, stellt Astrid fest. Denn: „Da wir mit einer reduzierten Zuschauerzahl planen mussten, werden alle Vorstellungen zweimal gezeigt. Das heißt, falls wir voll besetzen dürfen, gibt es auch noch mehr Platz für die Kölner Kinder.“

Vorfreude auf den Sommer

Dass die Menschen nach Monaten des Lockdowns den nun wieder in Live-Formaten beginnenden Kulturveranstaltungen noch mehr Freude als zuvor entgegenbringen, fällt auch Astrid und Jutta Staerk besonders positiv auf. Und so ist Astrid mit Blick auf den Sommer vorsichtig optimistisch. Sie wünscht sich „einen relativ normalen Sommer und dass wir uns frei bewegen können. Aber auch, dass sich die Menschen mit dem Rückgang der Einschränkungen von sich aus einigermaßen vernünftig verhalten. Nur dann können Veranstaltungen wie das Westwind-Festival so wie geplant durchgeführt werden und wir gemeinsam einen Sommer mit spannenden Live-Veranstaltungen erleben.“ Mehr Informationen zum Westwind-Festival gibt es hier.

Text: Evelyn Maria Denda

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