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Gesellschaft Politik

Waffenladen erfordert langen Atem

Montag, 13. Dezember 2010 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Bald ist Weihnachten – ob wohl der eine oder andere Südstädter erwägt, bei Outdoor, Defense&More Geschenke einzukaufen? Bei denen, die das Geschäft ablehnen, geht der Widerstand jedenfalls weiter. Zwar hat die Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt am vergangenen Donnerstag im Rathaus nur ergeben, was ohnehin schon klar war, nämlich dass sich Ladeninhaber und Warensortiment im Rahmen gesetzlicher Vorgaben bewegen. Doch ist einmal mehr klar geworden, dass viele sich Gedanken machen, wie man den Standort für den Laden unattraktiv machen kann. Legal, versteht sich. Denn auch Protest muss im Rahmen gesetzlicher Vorgaben stattfinden.

 

Und so kamen am letzten Samstag auch ganz legal um die 100 Südstädter zu Pfarrer Mörtters „Waffeln statt Waffen“-Kampagne zusammen, es war ja nicht so furchtbar kalt, und der Laden bleibt eben Thema im Viertel. Angeregte Diskussionen an der Ecke Bonner Strße/Elsaßstraße, ein buntes Gemisch von Leuten zur Mittagszeit, die alle zeigten: Das wollen wir hier nicht, das ist schlecht für Kinder und Jugendliche, die vielleicht ohnehin einen Hang zur Gewalt haben, das ist, wie es der Leiter der „Offenen Tür“ Elsaßstrasse formuliert: eine „Aufforderung zum Unsinnmachen“.

In der Sitzung der Bezirksvertretung am 9. Dezember hatten sich in der aktuellen Stunde zum Thema Waffenladen verschiedenste Leute zu Wort gemeldet, angefangen von einem Sprecher der Protestbewegung, einem ehemaligen Bundeswehroffizier, der mit einer etwas fragwürdigen Performance darauf hinwies, wie leicht die bei Outdoor, Defense&More erhältlichen sogenannten Anscheinswaffen aufrüstbar und dann eben auch gefährlich seien: Zum Ende seiner Rede hin zog er aus einem Plastikbeutel eine ebensolche Waffe und fragte den anwesenden Polizeibeamten, ob er auf einige Entfernung erkennen könne, ob diese Waffe echt sei.

Der Polizist, ein leitender Beamter aus dem Bereich Bezirks-/Schwerpunktdienst, also basisorientierter Polizeiarbeit, wies dann erneut darauf hin, wie sensibilisiert die Polizei für das Thema sei, dass sie es sich jedoch nicht anmaßen dürfe, das Recht zu beugen, wenn denn in diesem Laden nichts und niemand gegen geltendes Recht verstoße. Da sei die Politik gefragt, die ja auch regelmäßig, etwa nach Amokläufen, kurzzeitig über Änderungen im Waffengesetz nachdenke. Im persönlichen Gespräch dann gab er mir mit auf den Weg, wir müssten halt mit unseren Protestaktionen die längere Puste beweisen, einfach weiter machen!

Interessant waren die Anmerkungen der Kollegin vom Ordnungsamt: Es gebe von seiten des Ordnungsamtes formal nichts zu beanstanden, die Waren seien eben nicht erlaubnispflichtig, man prüfe jedoch derzeit baurechtliche Aspekte, z.B. seien die sogenannten Werbeanlagen formell illegal und müssten wohl geändert werden. Und dann zusammenfassend ein abschließender Vorschlag eines FDP-Mitglieds: Die Bezirksvertretung solle doch in einer Resolution ihre Ablehnung des Ladens formulieren und den Kontakt zum Ladenbetreiber suchen, um ihn zu einer „Reduzierung der Zurschaustellung“ in den Auslagen zu bewegen.

Immer mehr zeichnet sich ab, dass, je öfter also vor diesem Laden etwas passiert, das zur Diskussion an- oder Aufsehen erregt oder die Leute zum Innehalten veranlasst, desto mehr Menschen können für den Widerstand mobilisiert werden. Erklärtes Ziel: dem Laden den Spaß verderben, sprich den Umsatz vermiesen. Dann, so hoffen die Widerständler, reguliert sich das Problem von selbst.

Das meint durchaus auch Pastor Josef Embgenbroich von der Gemeinde St. Severin, der gemeinsam mit seinem Kollegen Johannes Krautkrämer gestern die Ausgabe vom „Lebendigen Adventkalender“ Nr. 13, vor den Waffenladen verlegte. Doch nicht protestieren, sondern mahnen wollte der Kirchenmann an diesem 13. Dezember mit etwa 40 Leuten, Kerzen, einem Plakat, biblischem Zitat und gemeinsamem Singen. So, wie es der lebendige Adventskalender 24 mal im Dezember macht, jeden Tag woanders, um die Nachbarschaft einzuladen, sich einzustimmen auf „Gottes Botschaft im Advent“. Und die war eben gestern, gesprochen mit der Vision des Propheten Jesajah: „Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ (Altes Testament, Buch Jesajah, Kap. 2, Vers 4) Die Botschaft war klar: Wer den Krieg nicht mehr lernt, der braucht auch Läden wie Outdoor, Defense&More nicht.

 

Die Autorin ist selbst in der Initiative „Veedel ohne Waffen“ aktiv.

 

 

 

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Text: Judith Levold

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