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Lükes Liebes Leben

Waldbrand im Wohnzimmer

Montag, 15. August 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Okay, ich hab´s versemmelt. Ich hätte mich noch Rosenmontag oder spätestens Aschermittwoch ans Telefon hängen und einen Kaminbauer beauftragen sollen. Brennmaterial hätte es auch noch gegeben. Jetzt ist alles zu spät und ich werde im Winter wohl den Kältetod sterben müssen. Wenn man all den Berichten Glauben schenken darf, ist Holz das neue Klopapier. Jedenfalls sollen sämtliche Vorräte für die kommende Heizsaison bei den Händlern bereits weg sein. Und zunehmend lese ich Berichte über Menschen, die nächtens im Wald ganze Holzstapel plündern. Auch da wird wohl bald nichts mehr zu holen sein. Muss man halt zum guten alten Brikett greifen. Knistert nicht so schön, wärmt aber. Aber auch da ist angeblich schon alles weg.

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Ich frage mich, wo und wie die Leute, die jetzt massenhaft Brennstoffe gebunkert haben, die überhaupt verbrennen wollen. Wer hat in seiner Mietwohnung schon einen offenen Kamin oder zumindest noch einen funktionstüchtigen Ofen mit entsprechendem Anschluss?

Wir werden alle erfrieren

Bleiben die 45 Prozent, die hierzulande laut Statistik in den eigenen vier Wänden leben. Doch auch wer sich in der Stadt eine Eigentumswohnung in enem Mehrparteienhaus zugelegt hat, dürfte nicht allzu viel Spielraum haben, da nachträglich einen Ofen einbauen zu lassen. Bleiben eigentlich nur die Einfamilienhaus-Eigner auf dem Land. Und die sollen schon jetzt sämtliche Vorräte an Brennmaterial weggekauft haben? Kaum vorstellbar. Ich vermute eher, dass sich da viele Menschen mit Holz und Klütten eingedeckt haben, die derzeit noch keinen blassen Schimmer haben, wie sie die verheizen sollen. Womöglich in Feuerschalen m Wohnzimmer. Wie bei allen Hamsterkäufen geht es wohl eher um das diffuse Sicherheitsbedürfnis, sich autark und gegen alle Unwägbarkeiten gewappnet zu fühlen. Zusätzlich zu Holz und Klütten sollen auch Elektroöfchen und mit Campinggas betriebene Heizstrahler ausverkauft sein. Ich fürchte, die Kölner Feuerwehr wird im Winter gut zu tun haben. Ich wage mal die kühne Prognose, dass auch im kommenden Winter in Köln niemand in seiner Wohnung erfrieren wird. Auch in städtischen Büros nicht, wo die Temperatur auf 19° gedrosselt werden soll. 19°! Das wird ein Bibbern geben. Schüler und Lehrer werden dafür allenfalls ein müdes Lächeln übrig haben. Schließlich mussten sie schon in den letzten Wintern wegen Corona ständig für Durchzug sorgen. Vermutlich wird ihnen auch diesmal nichts anderes übrig bleiben. Denn die versprochenen Luftfilter sind angeblich in den meisten Schulen noch immer nicht verfügbar.

Trübe Aussichten für die Gastro

Dabei mutet die ganze Hysterie ums große Frieren derzeit ja geradezu absurd an. Von 19° in ihren Wohnungen können die meisten Leute im Moment nur träumen. Weshalb sie auch in der Südstadt zahlreich aus den eigenen vier Wänden in die Außengastronomie flüchten. Und hoffentlich lassen sie auch ordentlich Geld da. Denn so wie es aussieht, könnten die Wirte bald schon wieder die Gebeutelten sein. Nach zwei Jahren Pandemie bedingter Dürre sitzen ihnen nun Putin und die grassierende Inflation im Nacken. Da die Erzeuger- und Logistikpreise explodieren, bleibt Restaurantbetreibern kaum etwas anderes übrig, als die Kosten an die Kundschaft weiterzugeben. Und die Löhne fürs Personal dürften auch nicht eben gesunken sein. So sich denn überhaupt welches finden lässt. Restaurantbesuche dürften also noch teurer werden.

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Da gleichzeitig auch die Preise für den privaten Einkauf explodieren, werden sich viele Hungrige überlegen, ob die Finanzen noch reichen, um regelmäßig auswärts zu tafeln oder man doch öfter mal wieder den heimischen Herd einschalten sollte. Schließlich droht ja auch irgendwann noch die üppige Nachzahlung bei Strom und Gas. Auch den Wirten. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen der Herbst neben all den Kosten nicht auch noch wieder eine Maskenpflicht beschert. Dann könnten in vielen Restaurants für immer die Lichter ausgehen. Also: Regelmäßig essen gehen, so lange es noch möglich ist.

Text: Reinhard Lüke

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