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Kolumne

Wann ist etwas schlimm?

Sonntag, 1. Mai 2011 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich bin so froh! Ich bin sauer auf Smilla! Ich bin also doch eine Mutter, an der man sich reiben kann.

Ich bin so froh! Ich bin sauer auf Smilla! Ich bin also doch eine Mutter, an der man sich reiben kann. Dabei hatte ich ernsthaft Sorge: Smilla setzt das Badezimmer unter Wasser – ich schmunzle, Smilla entleert ihre Sandschuhe im Hausflur – ich denke „wie gut, auf einer Stelle, dann kann man`s besser zusammenkehren“, Smilla matscht mit ihrem Kakao-Strohhalm Teller, Tisch, Stuhl, sich selbst und den kompletten Boden um sie herum voll – ich lach und sage „Smilla! Du bist ja ein Schokomonster!“
 
Mit meiner Grundauffassung, Dinge sind dazu da, uns zu nutzen und Kleidung, uns zu schützen, bin ich wahrlich schwer zu verärgern. Neue Schuhe, die schon am zweiten Tag aussehen, als hätten sie die Spielplätze dieser Welt gesehen, ein Teller der zerbricht, das bekritzelte Buch, das kein Malbuch ist Smillas schon früh gelernter und immer wieder gerne gebrachter Spruch an solcher Stelle lautet: „ Das ist nis slümm, ne Mama? Das passiert  son mal.“ Und ja tatsächlich muss ich zugeben, dass ich ganz viele Dinge, die so passieren im Leben mit Kindern und die so einige Eltern in meinem Umfeld mächtig auf die Nerven gehen, `nis slümm` finde. Viel schlimmer, als die schmutzigen Schuhe, finde ich die Vorstellung eines Kindes, dass nicht unbeschwert spielen kann, weil es immer daran denken muss, die Schuhe nicht zu verdrecken…oder die weiße Hose nicht zu beschmutzen! Merkwürdige Prioritätensetzung.
Schwierig allerdings auch, sich an mir zu reiben und so hat folgende Situation, die sich letzthin so zugetragen hat, mir doch zu bedenken gegeben:  Smilla – die meinen Arm schon zuvor mit Matsch bestrichen hat und deswegen von mir nur positiven Zuspruch erhalten hat (es ist schließlich kreativ, an einem Ort, der für Kinder keine Spielmöglichkeiten zu bieten hat) – beschmiert sich komplett mit Matsche und weil ich nur lache und nicht weiter reagiere, kommt sie zu mir gerannt und fordert „Sag mal nein!“ Oh nein! Ich bin zu entspannt! Sie hat gar keine Möglichkeit, sich an mir zu reiben!
 
Von dieser Situation an gebe ich mich (wenn auch meist gegen meine innere Überzeugung) mutterstreng. Und merke selber, wie unauthentisch ich dabei bin. Wenn Smilla mit ihrem Pulli Putztuch spielt aus Mangel an einem richtigen Putztuch, bewundere ich ihre kindliche Art, aus jeder Situation ein Spiel zu machen und weiß gleichzeitig, dass der Pulli gewaschen werden kann. Auf die Empörung „Der schöne Pullover!“ einer Freundin hin, gehe ich zu ihr hin, nehme ihr den Pullover ab und sage ihr, dass man das nicht mit Pullovern macht. Oh nein! Ab jetzt heißt es also genau überlegen, dann reagieren. Mein Instinkt scheint seinen Dienst ja quittiert zu haben.
Heute dann durfte ich zu meiner Freude (und komischer Weise zu Smillas Ärger?!) feststellen, dass mein Instinkt sehr wohl och funktioniert, alleine: ich muss mich einfach nur auf ihn verlassen! Draußen ging`s schon los, ich bitte Smilla, den Roller mit rein zu bringen und sie sagt „Nein!“ Etliche Neins, Dochs und Tränen später endlich im Hausflur, will sie partout die letzten Treppen nicht nehmen. Und bleibt einfach im Treppenhaus liegen. Ich bitte sie hoch zu kommen, aber nix zu machen. Ein Machtkampf beginnt und ich merke, wie  ich langsam immer wütender werde. Die Nachbarn hören es. Lautes Gezeter und Geschrei im Treppenhaus, doch nix zu machen, Smilla bleibt stur. Das treibt mich schier zur Weißglut und mit Blick auf die späte Uhrzeit, löse ich das Machtspielchen auf, greif mir die sture Verneinerin  und setz sie eben so stur in die Dusche. Ich war richtig sauer und hab das gezeigt. Ohne vorher darüber nach zu denken, ob das nun sinnvoll ist für die Erziehung oder nicht. Und Smilla hat gemerkt. Dass es genug war. Dass der Ofen aus war. Dass sie den Bogen überspannt hat.
 
Es war ein gutes Gefühl, meine eigenen Grenzen zu erfahren. Und meinen Umgang damit. Mir ist nicht alles egal, nur weil ich vieles lockerer sehe. Ich werde also weiterhin nicht schimpfen, wenn die weiße Bluse buntstiftverschmiert ist und ihr trotzdem instinktiv Werte beibringen. Eben das, was ich für wichtig halte.

 

Text: Kathrin Rindfleisch

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