Warum im Fußball nicht immer der Bessere gewinnt
Dienstag, 2. Oktober 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Abgeschlossen wurde der Spieltag am Wochenende mit den Sonntagsbegegnungen Wolfsburg gegen Mainz und Hamburger SV gegen Hannover 96. Der HSV gewann 1:0 und konnte am Abend mit einer großen Gala seinen 125. Geburtstag feiern. Die bessere Mannschaft war an dem Nachmittag allerdings Hannover, und nur einem glänzend aufgelegter René Adler war es zu verdanken, dass die Abendgala nicht durch eine Niederlage getrübt wurde. Das Chancenverhältnis war 4:7 und das Eckenverhältnis von 2:8 zugunsten von Hannover. Zudem wurde 96 ein reguläres Tor nicht gegeben und ein Elfmeter verweigert. Wolfsburg ging durch eine Reihe von schlimmen Fehlern bei den Treffern mit 0:2 in die Halbzeitpause, trotz guter Chancen und eines Lattentreffers. Obwohl ein einziger Sturmlauf der Wölfe mit vielen Tormöglichkeiten folgte, blieb es bei dem Ergebnis. Die Schalker verschenkten eine 2:0 Führung trotz vieler bester Gelegenheiten in beiden Spielhälften gegen in den ersten 45 Minuten total unterlegene Düsseldorfer. Am Ende hieß es 2:2.
Hat bei den drei Bundesligapaarungen der Bessere gewonnen? Oder gehen wir zurück zur EM 2004 in Portugal, als die schwache griechische Nationalmannschaft Europameister wurde. Mit Dusel überstanden die Griechen die Vorrunde und besiegten im Viertelfinale, Halbfinale und Finale nacheinander die stärkeren Gegner Frankreich, Tschechien und Portugal mit jeweils 1:0. Ein letztes Beispiel: Die Champions-League wurde in diesem Jahr von Chelsea gewonnen, die in den Halbfinalspielen gegen Barcelona und auch im Endspiel gegen Bayern München das deutlich schlechtere Team waren.
Warum ist das so? Warum gewinnt im Fußball nicht immer der Bessere? Weil im Fußball so wenig Tore fallen! In der Fußball-Bundesliga fallen in jedem Spiel im Schnitt drei Tore – in der Handballbundesliga hingegen werden über 50 Tore pro Spiel geschossen. Während im Fußball Zufälle, Glück, grobe Patzer und Fehlentscheidungen der Schiedsrichter durch die geringe Anzahl an Toren oft spielentscheidend sind, spielen diese Umstände im Handball kaum eine Rolle, da diese Überraschungen durch die vielen Treffer immer korrigiert werden können. Im Handball wird (fast) immer der Bessere gewinnen. Das gleiche trifft auch z.B im Basketball oder in einer Einzelsportart wie Tennis zu. Anschaulich wird das Ganze, wenn man sich vorstellt ein Hobbybasketballer tritt gegen Dirk Nowitzki an, um von der Freiwurflinie, den Ball in den Korb zu werfen. Hat jeder einen Versuch, hat der Amateur keine schlechten Aussichten den Vergleich für sich zu entscheiden. Wird die Anzahl der Würfe auf drei erhöht, kann man fast davon ausgehen, dass der Profi gewinnt, ganz sicher ist es jedoch nicht. Haben beide jedoch fünfzig mal die Möglichkeit auf den Korb zuwerfen, so müsste es mit dem Teufel zu gehen, wenn Nowitzki diesen Wettbewerb nicht überlegen gewänne.
Die Leverkusener verspielten im Mai 2000 durch die 0:2 Niederlage gegen die SpVgg Unterhaching, Zehnter der Tabelle, die deutsche Meisterschaft am 34. und gleichzeitig letzten Spieltag. So etwas ist im Handball schlicht unmöglich. Das Ganze ist einigermaßen ungerecht, und man kann sich als Fan von Wolfsburg, Hannover und Schalke die Haare raufen und auf die Unfähigkeit der eigenen Mannschaft schimpfen, doch der Umstand der wenigen Tore hat auch etwas sehr Gutes: So kann der Tabellenletzte im Fußball auch immer mal wieder den Ersten schlagen und Bayern München wird nicht immer Deutscher Meister.
Also freuen wir uns auf alle Ergebnisse, die den Spielverlauf auf den Kopf stellen. Das ist zwar ungerecht, erhöht aber deutlich die Spannung in der Liga.
Glück auf!
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