Weinkönigin auf Heimatbesuch
Montag, 9. Dezember 2024 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Royaler Besuch in der Südstadt: Im November wurde die in der Südstadt aufgewachsene Zoé Keller de Almeida Soliz zur Nahe-Weinkönigin 2024 gekürt. Meine Südstadt hat sie erzählt, wie es ausgerechnet dazu kam und welche Chancen sie in ihrem neuen Amt sieht.
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Lotta wünscht sich was – Köstlichkeiten aus deutschen Manufakturen„Hätte man mir vor fünf Jahren erzählt, dass ich mal Weinkönigin werde und das sogar toll finde, hätte ich wohl bloß gelacht“, gesteht Zoé. Jetzt allerdings strahlt sie – und hat extra ihre Krone mit ins Veedel gebracht.
Vom Ahrtal an die Nahe
Aufgewachsen in Köln begann Zoé ihre Ausbildung zur Winzerin ursprünglich im Ahrtahl. Doch für das dritte Lehrjahr zog sie nach St. Katharinen – aus Liebe zur Region und zu ihrem dort lebenden Freund. Im vergangenen Sommer absolvierte Zoé dort ihre Abschlussprüfungen.
Ihre Profession, sagt Zoé, sei jedoch kein Muss für das Amt: Ihre Gegenkandidatin Laura etwa arbeitet als Abteilungsleiterin und in der Lokalpolitik. Wobei Zoé sofort klarstellt: „Ich bin mit ihr angetreten, nicht gegen sie. Ich sehe uns da mehr als Team.“ Und das sind die beiden auch: Die beiden teilen sich die nun anfallenden Eventbesuche – Zoé als Weinkönigin und Laura als Weinprinzessin.
Royales Team
„Ursprünglich“, erklärt Zoé, „waren die Weinköniginnen die Töchter von Winzern in der Gegend. Aber inzwischen ist das sehr durchmischt. Es sind inzwischen nicht mehr nur junge Frauen, darum heißt es inzwischen auch ‚Weinmajestäten‘.“
Voraussetzung für das Ehrenamt sei ein gewisses Maß an Weinkenntnissen, Volljährigkeit – sowie Zeit und Lust, die Nahe-Weinregion in den rund 200 Events im Jahr zu vertreten. Und das hat Zoé demnach? „Auf jeden Fall“, bekräftigt die 26-Jährige. Was natürlich bedeutet, dass vor allem – aber nicht nur – die Wochenenden weitestgehend verplant sind.
Schwer scheint der Königin die Werbung für „ihre“ Region nicht zu fallen: „Ich würde fast behaupten, wir sind das besonderste Weinanbaugebiet in Deutschland“, grinst sie und begründet das gleich mit der vielfältigen Bodenbeschaffenheit an der Nahe. „Köln bleibt dabei natürlich immer Heimat. Und da ist auch meine Liebe zu gutem Essen und Trinken überhaupt entstanden. Aber ich bin sehr glücklich da, wo ich jetzt gelandet bin.“
Der Weg in den Weinberg
Wie Zoé auf die Idee kam, eine Ausbildung zur Winzerin zu machen, hat die Wurzeln in den vielen Nebenjobs der Kölner Gastronomie-Szene. Dort hat sie lange und in den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet, von Küche bis Service. „Ich wollte dann aber wissen, wie genau Wein hergestellt wird, damit ich ihn in der Gastro besser vermitteln kann“, lacht sie. „Und ich wollte das mit den Händen selbst machen können.“
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Café Kult – hier ist der Name ProgrammVor ihrem sinnbildlichen Kopfsprung in die Weinbottiche hatte Zoé in Italien Gastronomische Wissenschaften studiert. Auch da ging es schon um die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und Getränken.
Um zu lernen, wie sie den angebauten Wein dann am besten verkauft, studiert Zoé mittlerweile in Geisenheim International Wine Business, „quasi Wirtschaftswissenschaften für Wein“, jobbt nebenher im gleichen Weingut, in dem auch ihr Freund arbeitet – und besucht durchschnittlich dreimal die Woche als Weinkönigin Veranstaltungen. Angst, sich zu übernehmen, hat sie dabei nicht: „Ich werde ja sehr unterstützt. Und ich habe das Privileg, das zu machen, was ich liebe und dabei noch interessante Menschen kennenzulernen, gut zu essen und zu trinken“, strahlt sie.
Tournee durch die Region
Ein Mehrwert für die Wein-Royals ist, dass sie ihre Region besser kennenlernen. Das ist besonders für die zugezogene Zoé interessant. „Außerdem trifft man viele Menschen in der Gegend, was die zukünftige Arbeit auch einfacher machen kann“, ergänzt sie. „Aber ich mache es vor allem aus Respekt und Dank meinem Dorf gegenüber – und den Menschen, die mich unterstützt haben.“
Den Anstoß, als Weinkönigin zu kandidieren, gab ihr Tanja Wallhäuser, selbst ehemalige Weinkönigin, bei der Zoé ein Seminar zum Thema Weinverkauf besucht und sie dabei offenbar mit ihrem Fachwissen und ihrer lockeren Art, die eigene Weinliebe zu vermitteln, beeindruckt hatte.
Der Mangel an Auszubildenden, über den viele Ausbilder*innen klagen, betrifft auch den Weinanbau. Die Zahlen an den Berufsschulen sind in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Auch da sieht die Weinkönigin eine Vermittlerinnenrolle: „Ich bin aus Köln aufs Dorf gezogen und kann zeigen, dass man auch als Städterin auf dem Land das Glück für sich finden kann. Gerade Grüne Berufe sind eine schöne Perspektive für die Zukunft sind, die man erhalten sollte.“
Auf die Frage, wie nah ihr Vorstellungsvideo der Realität kommt, sagt sie: „Sehr nah. Der Film gibt mein Lebensgefühl hier so gut wieder – als ich das auf der Bühne zum ersten Mal sah, musste ich sofort heulen.“
Spontaneität statt Auswendiglernen
Mit der Nahe-Krone ist Zoé automatisch nominiert für die Kandidatur zur Deutschen Weinkönigin im nächsten Jahr. Um ihre Qualifikationen als Weinregionsrepräsentantinnen unter Beweis zu stellen, durchliefen Zoé und Laura ein mehrteiliges Event mit Blindverkostung, Weinvorstellung, Fachbefragung, Einzel- und Gruppenspielen.
„Auf die Befragung kann man sich sogar mit einem umfassenden Katalog vorbereiten“, sagt Zoé, „aber das wollte ich nicht. Da hätte ich mich nur mit verrückt gemacht. Ich wollte lieber durch Spontaneität glänzen, nicht durch auswändig gelernte Antworten.“
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Klemmer-Roth: Bestattungen und Trauerbegleitung in der SüdstadtDass Zoé das Rennen um die Krone für sich entschied, kam für einige Menschen in der Region unerwartet, immerhin lebt sie noch keine zwei Jahre dort.
„Laura war durch ihre lokalpolitischen Aktivitäten schon einigermaßen bekannt in der Gegend“, erzählt Zoé. „Ich natürlich nicht. Kein Schwein kennt Zoé Keller Soliz. Jedenfalls bis vor kurzem. Jetzt kennen alle mein Gesicht und ich kann nicht mehr inkognito vor die Tür gehen.“ Dass sie bisher unbekannt war, sieht sie aber als Vorteil: „Ich habe alle Möglichkeiten, mich zu beweisen – ohne schon vorgefassten Erwartungsdruck. Ich bin einfach ich.“
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