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Gesellschaft Umwelt

Wenn der Hund muss

Dienstag, 9. Oktober 2012 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Barbara Siewer

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Natürlich muss Ihr Hund auch mal müssen dürfen!“ So steht es im Flyer der Stadt Köln zum Thema ‚Vierbeiner in der Stadt‘. Katja Kruck, Pressesprecherin des hiesigen Ordnung- und Verkehrsdienstes, hat mehrere Faltblätter zu ganz unterschiedlichen Themen wie ‚Grillen im Grünen‘ oder ‚Sicher zur Schule und zurück!‘ dabei. Viele davon gibt es auch im Internet als Download. Wir – zwei Redakteurinnen und eine Fotografin – sind mit ihrem Chef zum Rundgang durch die Südstadt verabredet. Teil 1 der Aufzeichnung dieser Spazierrunde wurde bereits veröffentlicht. Das Thema Hunde schien es uns wert, noch mal gesondert beleuchtet zu werden.

Ralf Mayer, Abteilungsleiter Ordnungs- und Verkehrsdienst der Stadt Köln, weiß genau, wie „absolut hitzig“ das Thema Hunde in der Stadt diskutiert wird. Als sich die Bürger mittels Bürgerhaushalt erstmals an den Haushaltsberatungen der Stadt Köln beteiligen konnten, erinnert sich Mayer, „war Sauberkeit das entscheidende Thema – und meistens drehte es sich um Hundekot.“

Die Regeln sind eigentlich klar, so steht es auch unmissverständlich im besagten Flyer: „Sie sind verpflichtet, seine Hinterlassenschaften zu entfernen, überall. Das gilt selbstverständlich auch für Wiesen, Hunde-Freilaufflächen und die Seitenstreifen der Straßen, egal ob grün, sandig oder befestigt.“

Wer das nicht macht und erwischt wird, kriegt ein Müllknöllchen. So heißen die Bußgelder für z.B. weg geworfene Zigarettenkippen, Papiertaschentücher, Fast-Food-Verpackungen oder eben Hundekot, der nicht beseitigt wird. 10.577 dieser Knöllchen weist die städtische Statistik allein für 2011 aus; Tendenz zwar sinkend, aber doch eine ganz „schöne“ Menge. Viele davon wurden auch in der Südstadt fällig. Und das kann teuer werden. Je nach Örtlichkeit und Größe des Hundes zwischen 10 und 250 Euro, heisst es in der Broschüre. Mayer packt noch drauf: Auf Kinderspielplätzen seien bis zu sage und schreibe 500 Euro Bußgeld möglich. Wir schnappen nach Luft.

Ralf Mayer während Rundgang mit „Meine Südstadt“ Redakteurin Elke Tonscheidt.

 

Etwas atemlos erscheinen mir auch die drei Spaziergänger. Mir war gar nichts aufgefallen, als er sich plötzlich abwendet. „Mayer vom Ordnungsamt“, stellt er sich dem Trio vor, das uns auf der Mainzer Straße unweit der Schule passieren will. Schnell zeigt er erst seinen Ausweis, dann auf deren schwarzen Hund. Der wedelt ziemlich freundlich, läuft aber frei um uns herum. „Ich bin jetzt nicht auf Anzeige geeicht, an die Leine nehmen reicht mir schon“, sagt der Ordnungshüter und untermauert seine mündliche Verwarnung: „Das kann hochgradig gefährlich werden. Viele haben einfach Angst vor einem großen Hund, panische Reaktionen folgen, bitte nehmen Sie Ihren Hund immer an die Leine.“ Sie folgen. Sind vielleicht froh, glimpflich davon gekommen zu sein…

Später erklärt uns Mayer: Im Gegensatz zur Polizei, die nach dem Legalitätsprinzip arbeiten müsse, „können wir das Opportunitätsprinzip anwenden. Das heißt, wir entscheiden, ob wir was tun, und wenn ja, wie wir es tun.“ In Sachen Müll sei sein Amt aber mittlerweile relativ kompromisslos – hier komme es in 99% der Fälle zur Anzeige, wenn klar ermittelt werden konnte, wer der Verursacher ist.

Und genau hier liegt in Sachen Hundekot der Knackpunkt: „Wir müssen bezeugen, dass es geschehen ist, um eine Anzeige zu erstellen. Selbst ein noch dampfender Hundehaufen und ein 20 Meter weiter herum tollender Hund sind keine eindeutige Beweisgrundlage.“ Das Sekundengeschäft müsse genau beobachtet werden. Schwierig, wenn Hundebesitzer sich – wer kennt die Situation nicht – schnell umdrehen, die Lage peilen und sich aus dem Staub machen…

Gratis Hundekot-Tütenspender an viele Kölner Mülleimer zu finden.

 

Dabei gibt es seit einigen Jahren ja sogenannte Hundekot-Tütenspender. Ich kann mich noch gut erinnern, als die Automaten plötzlich z.B. in Parkanlagen angebracht wurden. Tüte rausziehen, Häufchen einpacken, in Mülleimer schmeißen. Gemeinsam mit den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) sei dieses Konzept entstanden: „Wir wissen, wo sich viele Hunde rumtreiben, die AWB wo der meiste Schmutz ist.“ Das Projekt entwickle sich stetig weiter, die Tütenautomaten seien „noch nicht das Ende des gesamten Engagements“. Sauberkeit, sagt Mayer, brenne den Menschen in der ganzen Stadt schließlich „unter den Nägeln“.

Man kann sich bei der Stadt melden, wenn es Beschwerden gibt. Mayer ist stolz, an sieben Tagen die Woche erreichbar zu sein. Gleich mehrfach empfehlen Mayer und Kruck die kostenlose App der Stadt Köln, nicht nur bei Hundehaufen: Unter ‚Sag’s uns‘ gibt es neben ‚Müll und Schmutz‘ drei weitere Rubriken, die auffordern mitzuteilen, was aufgefallen ist: ‚Straßen und Verkehr‘, ‚Schrottautos und Fahrradleichen‘ sowie ‚Anderes‘. Sogar ein Foto kann man gleich mitsenden. „Hochgradig Sinn“, mache das, ist Mayer überzeugt, hier könne man zu jeder Tag- und Nachtzeit „seine Sorgen richtig gut los werden“. Als die App neu vorgestellt wurde, habe es einen ziemlichen Ansturm gegeben. Mittlerweile sei der Run wieder etwas „abge-appt“.

Die AWB habe jetzt nachgelegt und auch eine App entwickelt. „Hab ich mir aber noch nicht angeguckt“, sagt Mayer. Ich jetzt aber. Was dort jedoch zum Stichwort ‚Hundekot‘ angeboten wird, ist lapidar: Dieser gehöre in die Restmülltonne. „Nutzen Sie auf dem Spaziergang zudem das Zusatzangebot der Hundekottütenspender, um Hundekot in Straßenpapierkörben zu entsorgen.“ Gut, dass wir spazieren waren, was Ralf Mayer uns in nur 60 Minuten berichten konnte, wäre Stoff für gleich zehn weiteres Apps…

Übrigens: Es gibt in der Stadt rund 90 Freilaufflächen für Hunde. Wo Sie Ihren tierischen Begleiter also frei laufen lassen dürfen, ist hier gelistet.

Text: Elke Tonscheidt

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