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Kultur

Wenn die Welt aus den Fugen gerät – „Von Glücklichen Schafen“

Montag, 30. März 2015 | Text: Antje Kosubek | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Eine kleine Familie lebt in scheinbarer Idylle zusammen und zerbricht von jetzt auf gleich. Und das am schönsten Tag im Leben: dem Geburtstag. Can, gerade 16 Jahre alt geworden, findet heraus, womit seine Mutter Elmas den hohen Lebensstandard für ihn und seine jüngere Schwester finanziert.
Beginnen wird der Film noch in Kuschelatmosphäre: die alleinerziehende Elmas liest jeden Abend ihren Kindern das Märchen von der starken Schafsmama Minosch und ihrer aufopferungsvollen Fürsorglichkeit für die kleinen, bedrohten Lämmer vor. Kurz darauf landet Can knallhart auf dem Boden der Realität. Beim Bordellbesuch muss er erkennen, das er seiner Mutter gegenübersteht. Dabei hatte er sich das Verlieren seiner Unschuld doch ganz anders vorgestellt. Nichts mehr wird in seinem Leben so sein, wie zuvor.
Das Drama „Von Glücklichen Schafen“ erzählt nicht nur von Liebe, Familie und Vertrauen, sondern auch von der Sprachlosigkeit, die schon über Generationen hinweg alle  begleitet.

Jascha Baum, 17 Jahre alt und Schüler des Humboldt-Gymnasiums in der Kölner Südstadt, spielt die Rolle des 16jährigen Can. Für seinen ersten Kinofilm schafft er es, den Zorn und die Enttäuschung Cans sehr eindrucksvoll darzustellen. Wir treffen Jascha am letzten Schultag vor den Osterferien in einem Café in der Kölner Südstadt.

Heute beginnen die Ferien. Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Jascha Baum: „Ich werde noch bis zum Sommer zur Schule gehen und dann den praktischen Teil für die Fachhochschulreife absolvieren. Dazu ist ein Jahrespraktikum bei einer Musikvideoproduktionsfirma in Wuppertal geplant. Dort werden viele Musikvideos gedreht, ich helfe dann vor und hinter der Kamera. Zudem plane ich mit David Hürten, der meinen besten Freund im Film spielt und mit dem ich privat auch sehr gut befreundet bin, einen Dokumentationsfilm über Parallelgesellschaften zu drehen und vielleicht auch ein Album aufzunehmen.“

Willst Du denn lieber hinter der Kamera stehen?
Jascha Baum: „Mein Traum ist es vor der Kamera zu stehen, aber auch hinter der Kamera. Am liebsten in Richtung Musik. Das Optimale wäre, hauptberuflich als Musiker und nebenbei als Schauspieler zu arbeiten. Denn die Musik liegt mir sehr am Herzen: ich spiele Klavier, Schlagzeug und Gitarre.“

Der Film „Von Glücklichen Schafen“ ist Dein erster Kinofilm. Ihr habt in den Herbstferien 2013 gedreht. Jetzt, im März 2015, kommt der Film erst ins Kino. Hast Du noch daran geglaubt?
Jascha Baum: „Ja, geglaubt habe ich immer daran. Auch wenn sich der Starttermin noch mal verschoben hatte. Wir haben in der Herbstferien 2013 und drei Wochen während der Schulzeit gedreht. Mit der Schule konnte ein Kompromiss gefunden werden, dass ich den Stoff zu Hause nachhole. Es war zeitweise ganz schön anstrengend, man wird morgens abgeholt und kommt erst spät abends nach Hause. Auch emotional war es manchmal belastend, denn der Film ist ja kein „Gute Laune-Popcorn-Film“. Ich habe immer wieder versucht, mich in Can hineinzuversetzen und seine Wut, seinen Jähzorn zu spüren und auszudrücken.“

Im Film stellt Can ja fest, dass er einen schwerwiegenden Fehler gemacht hat, der weitreichende Folgen hat. Hast Du so etwas auch schon mal erlebt? Oder gibt es sonstige Parallelen zu Can?
Jascha Baum: „Es gibt schon Parallelen im Leben von Can und in meinem, jedoch nicht in diesem Ausmaß. Zum Beispiel, wie Can sich in seiner Musik wiederfindet und seine Aggressionen an der Gitarre auslässt. Bei mir sind das dann weniger die Aggressionen, aber wenn ich traurig oder melancholisch bin, dann nehme ich mir auch meine Gitarre und spiele.

Zudem habe ich eine große Schwester, aber mir immer eine kleine Schwester gewünscht. Das es nun im Film so war, darüber hatte ich mich richtig gefreut. Mit allem drum und dran: morgens zur Schule bringen und nachmittags wieder abholen. Zum Beispiel gibt es eine Szene im Film, in der ich meiner kleiner Schwester in der Ballettschule die Zöpfe flechte. Auch wenn das nicht auf Anhieb geklappt hat. Aber wir sind eine halbe Stunde vorher mit der Maske noch einmal alles durchgegangen.“

 

Wie kamst Du zum Schauspielern??

Jascha Baum: „Durch meinen Vater, Jochen Baum (Anm. der Redaktion: Jochen Baum arbeitet u.a. als Kabarettist, Schauspiellehrer und Hörspielsprecher) der auch Schauspieler ist. Da bin ich hineingewachsen, habe das zu Hause mitbekommen und fand es auch immer spannend. Dann habe ich Schauspiel-Workshops gemacht, mich bei verschiedenen Agenturen beworben und wurde dann von der Agentur Schwarz angenommen. Für den Film suchte Regisseur Kadir Sözen einen bestimmten Typ von Jungen und wurde dann auf mich aufmerksam.“

Was gefällt Dir an der Kölner Südstadt?
Jascha Baum: „Ich bin gern hier in der Südstadt. Alle meine Freunde wohnen hier. Die Südstadt hat viele Facetten, mich reizt das Künstlerische, das Kreative vor Ort. Mein Lieblingsort war früher der Bauspielplatz mit seinen Hütten. Jetzt bin auch gern am Rhein. Obwohl ich sagen muss, dass durch die Kranhäuser viel Grün verloren gegangen ist.“

„Von Glücklichen Schafen“ läuft seit dem 26. März 2015 bundesweit im Kino. Im Kölner Raum ist der Film im UCI in Hürth zu sehen. Hier der Trailer.

 

Text: Antje Kosubek

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