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Kultur

Wenn Liebe nicht erwidert wird

Dienstag, 5. April 2016 | Text: Alida Pisu | Bild: ©Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der 14jährige Adrian hat zu kämpfen. Mit seiner Größe. Immerhin ist er schon 1,90 m groß und wächst unaufhörlich weiter. Die 2-Meter-Marke wird er locker knacken. Sofern er sich einer Hormontherapie verweigert, zu der seine besorgte Mutter ihn drängt. Das ist aber noch nicht das Schlimmste. Gerät doch die Freundschaft zu Stella Maraun, seiner besten Freundin, die fast nie lispelt, in Gefahr. Freundin? Ach was, Stella ist Adrians erste große Liebe, die er sich selbst kaum einzugestehen wagt und Stella natürlich verschweigt. So nimmt das Unheil seinen Lauf, als eine neue Familie in die Nachbarschaft zieht und Stella sich in deren Sohn Dato verliebt. Adrian stürzt in ein Gefühlschaos und droht in einer eiskalten Winternacht im Schnee zu erfrieren.

Freundschaft, Liebe, Anderssein, mit Gefühlen umgehen zu lernen, das sind die Themen des Jugendromans „Schneeriese“ von Susan Kreller, für den sie 2015 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Christoph Haninger hat eine Bühnenfassung des Textes erarbeitet und selbst auch Regie geführt in „EINSNEUNZIG oder Die Augen von Stella Maraun“. Das Stück feierte in der Comedia eine umjubelte Uraufführung.

Weiße Papierrollen, die den Boden bedecken, ein Haus, aus dem es mitunter geheimnisvoll leuchtet oder raucht, eine Hollywoodschaukel, Geräusche und eine fesselnde Musik, die das Geschehen unterstreicht, kommentiert und vorantreibt, schaffen eine intensive, fast märchenhafte Atmosphäre. In ihr entfaltet die bildgewaltige, poetische  Sprache Krellers, die für die Bühnenfassung übernommen wurde, ihre Wirkung. Diese Prosasprache bedarf der Erzählform, in der Erzählerrolle wechseln sich Misses Elderly, die Großmutter Stellas, Stella und seine Mutter ab. Nur Adrian erzählt nicht, das kann man als konsequent bezeichnen, fehlen dem Jungen doch oft genug die Worte, um zu sagen, was ihn bewegt.

   
Denn es ist schon etwas unangenehm Besonderes, ein „langer Lulatsch“ zu sein, Adrian fühlt sich auch nicht wohl in seiner Haut. Aber Stella, mit der er aufgewachsen ist („Unsere Häuser waren miteinander verwachsen, so wie siamesische Zwillinge und ihr Herz schlug auf der Hollywoodschaukel, auf der wir so oft nebeneinander gesessen haben“) die ihn liebevoll „EINSNEUNZIG“ nennt, ist sein Engel, der ihn trägt und beschützt. Adrian braucht seine Zeit, um zu erkennen, dass sie ihm mehr bedeutet. Aber da sind schon die neuen Nachbarn, Georgier, in das mysteriöse Dreitotenhaus eingezogen und Adrian kann nur noch ohnmächtig zusehen, wie Stella sich in diesen Schnösel Dato verguckt. Hin und her gerissen von seiner Wut, Enttäuschung, Eifersucht und in Versuchung, ein Geheimnis zu verraten, hinter das er gekommen ist, gibt es für ihn nur eine Lösung. Dem Rat von Misses Elderly, zu folgen: „Man muss durch den Schmerz durchgehen. Die Wege außen rum zählen nicht.“

 

Das schafft Adrian auch. Irgendwie. Obwohl er sich dabei in Lebensgefahr begibt. Weil er, der sich selbst hasst, geliebt, getragen und geschützt wird. Von den drei Frauen, die ihm am nächsten stehen. Stella, Misses Elderly, seiner Mutter. Und klar, es ist so, wie es immer ist: erste Liebe, erster Liebeskummer.
Alle Darsteller verleihen ihren Romanfiguren Authentizität, sie überzeugen mit einer großartigen Leistung. Bestechend Marc-Andre Bartelt, dessen Körper die innere Zerrissenheit Adrians widerspiegelt. Wenn er etwa wieder und wieder die Bühne umrundet, sich verstecken will, indem er in Bewegung bleibt. Getrieben vom Aufruhr in der tobenden Seele. Oder wenn er sich krümmt neben dem Weihnachtsbaum, zuckend, zitternd, schließlich in embryonaler Stellung verharrend. Was auch immer Adrian empfindet, es ist an seiner Körpersprache abzulesen. Wunderbar auch Nika Wanderer in der Rolle der Misses Elderly, neben Stella vielleicht der wichtigsten Person in Adrians Leben. Misses Elderly, mit der Zigarette in der Hand, lakonisch und doch warmherzig, lebenserfahren und klug, immer den richtigen Rat zur Hand. So eine Großmutter kann man sich nur wünschen!

Ihnen ebenbürtig Nadja Duesterberg als Stella, der man es abnimmt, dass sie die beste Freundin ist, ein Mädchen, mit dem man Pferde stehlen könnte. Wie sie es schafft, dem unsicheren Adrian Sicherheit zu vermitteln, wie sie ihn mitreißt und motiviert, mit ihr des Nachts den Einzug der Georgier ins Dreitotenhaus zu beobachten und wie sie dabei nebeneinander stehen, so wie Sherlock Holmes und Dr. Watson. Da spürt man Leichtigkeit, Spielerisches, Abenteuerlust und tiefe Vertrautheit zwischen zwei Menschen. Kein Wunder, dass sie um den sprachlos und fremd gewordenen Adrian ringt und alles versucht, um zu ihm durchzudringen.
Last but not least sei noch Dorothea Förtsch in der Rolle der Mutter, sowohl Adrians als auch Datos, erwähnt. Als Adrians Mutter ist sie die verkörperte Sorge, die für einen 14jährigen unerträglich anmutende „Übermutterung“, als Datos Mutter steht sie auch für den Sorge tragenden Großvater aus Georgien, der sich illegal in Deutschland aufhält und beschützt werden muss. Nahtlos schlüpft sie von der einen in die andere Rolle.
Es ist spannend und von der ersten Minute packend, der Geschichte Adrians und seines Liebeskummers zuzusehen. Hat man doch schließlich selbst auch erlebt.

 

 „EINSNEUNZIG oder Die Augen von Stella Maraun“

Bühnenfassung Christoph Haninger nach dem Roman von Susan Kreller „Schneeriese“
Mit: Marc-Andree Bartelt (Adrian), Nadja Duesterberg (Stella), Dorothea Förtsch (Mutter), Nika Wanderer (Misses Elderly)
Regie: Christoph Haninger, Ausstattung: Amelie Hensel,  Musik: Ö?ünç Kardelen, Dramaturgie: Maren van Severen

Weitere Termine: 26., 27., 29., April, 3., 4., 5. Juni 2016

?Comedia Theater, Vondelstraße 4-8, 50677 Köln?
 

Text: Alida Pisu

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