„Werdet Abenteurer!“
Donnerstag, 6. Februar 2014 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Tamara Soliz
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Wie bändigt man 400 junge und 200 erwachsene Literaturfans, sie sich in einem Raum versammeln? Ganz einfach: mit Cornelia Funke. Die Bestsellerautorin las am Mittwoch (5. Februar.2014) in der ausverkauften Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und stellte sich dabei den vielen Fragen ihrer Fans. Eine wunderbare Preview der lit.kid.Cologne, die vom 12. bis 22. März wieder viele Zuschauer anziehen wird.
20.000.000 Bücher hat Cornelia Funke bereits verkauft. In 37 Sprachen sind ihre Geschichten übersetzt. Sie gilt als der Exportschlager der deutschen Jugendliteratur. Und doch hat sie sich einen natürlichen Charme bewahrt, mit dem sie Kinder und Jugendliche in ihren Bann zieht.
Aufgeregt wuseln die Fans durch die Eingangshalle des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Letzte Nachrichten werden via Twitter und WhatsApp geschrieben, die besten Plätze ausprobiert. Einen optimalen Überblick hat man von der Galerie aus. Hier sind die Stühle bald bis zum letzten Platz besetzt. Das Licht wird heruntergefahren. Dann betritt die Meisterin des Geschichtenerzählens die Bühne. Donnernder Applaus. Verschämtes Lächeln der Schriftstellerin.
WDR-Hörfunkfrau Gisela Steinhauer moderiert und manövriert gekonnt durch den Abend. Sie fordert die Kinder in den Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln des Romans „Geisterritter“ auf, Fragen zu stellen. Jetzt besteht die Möglichkeit, dem Star auf der Bühne die Fragen zu stellen, die den Lesern und Leserinnen schon immer auf der Seele brannten. Das Zögern der Zuhörer überbrückt die Moderatorin geschickt mit eigenen Fragen. Doch als Cornelia Funke die erste Antwort gegeben hat, als klar ist, dass sie nicht beißt und eigentlich ganz normal ist, da schießen die Arme in die Luft. Zehn, zwanzig, dreißig Kinderhände signalisieren die Neugier der Kids.
Wo sie aufgewachsen sei (Dorsten), welchen Berufswunsch sie als Kind gehabt habe (Pilotin, Weltretterin), warum sie in die USA gezogen sei (weil sie immer schon mal im Ausland leben wollte), wie lange sie in Venedig gewesen sei, um „Herr der Diebe“ zu schreiben (eine Woche), wie viele Bücher sie schon geschrieben habe (etwa sechzig) und ob sie in ihren Geschichten auch selbst vorkomme (in beinahe allen Figuren sehe sie Teile von sich selbst). Die Fragen reißen nicht ab. Nicht alle kann sie beantworten.
Die Autorin spart auch nicht mit ein paar Lebensweisheiten: Sie rät den versammelten Kindern und Jugendlichen, niemals den Plan zum Berühmtwerden zu verfolgen, vor allem nicht als Schauspieler, denn dann könne man nicht mehr ohne Bodyguard in Ruhe essen gehen. Aber vor allem hätten berühmte Menschen nicht mehr mit normalen Menschen zu tun. Und das findet die Autorin ziemlich langweilig. An die Mädchen im Publikum richtet sie eine besonderer Aufforderung: Werdet Abenteurer! So lange die Männer noch glaubten, Frauen nicht für voll nehmen zu müssen, könnten sich Mädchen und Frauen auch viel mehr herausnehmen. Diese Chance sollten sie ergreifen und das Leben erforschen.
Mit angenehmer Stimme liest die Schriftstellerin aus dem Roman, für den sie zum ersten Mal einen Ich-Erzähler als Protagonisten gewählt hat. Die Geschichte des elfjährigen Jon, der von seiner Mutter in das uralte Internat in Salisbury abgeschoben und dort von Geisterrittern verfolgt wird, erwacht als humorvolles und spannendes Abenteuer auf der Bühne und begeistert sowohl die erwachsenen Fans als auch die Kinder. Dazwischen erzählt Cornelia Funke immer wieder von ihrem Schreiballtag, von ihrem Schreibzimmer mit den Bildern, Büchern und aus aller Welt stammenden Gegenständen, von denen sie sich inspirieren lässt.
Die Lesung von Cornelia Funke im FWG war ein fulminanter Auftakt zur anstehenden lit.kid.Cologne im März. Das Programmheft lässt auf viele ähnliche Höhepunkte hoffen.
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