Wilde pinkeln, das Komitee und keine Dixies. „Ein echter Kehrl geht jetzt nach Düsseldorf“: 2017 im Veedel
Montag, 8. Januar 2018 | Text: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
„Nach den stillen Tagen wird‘s dann auch wieder ruhiger“, hat Karl Valentin gesagt. Aber das ist bestimmt mal wieder nur die Ruhe vor dem Sturm. 2018 wird ein mindestens interessantes Jahr im Veedel. Aber vorher gucken wir noch mal zurück. Und fangen der Einfachheit halber mit dem Ende an. 2017 war für die Südstadt ein Rekordjahr: Niemals vorher haben wir auf dem Weihnachtsmarkt im Atrium der Lutherkirche mehr Glühwein zugunsten einer besseren Welt gesoffen. 100.000 Euro nach Steuern und Abgaben verteilt die KG Ponyhof in diesen Tagen an Initiativen im In- und Ausland. Ob das in 2018 zu toppen ist? Auf jeden Fall werden wir die individuelle Belastungssteuerung beim Vorglüh-Training verändern müssen. Den 11. im 11. als kurze aber hochintensive Belastungsspitze vor dem eigentlichen Wettkampf soll es in der erlebten Form nicht mehr geben. Das Bild einer Anwohnerin des Chlodwigplatzes von den Wildpinklern an der Torburgmauer ging um die Welt. Also durch drei Kölner Tageszeitungen.
Sinnentleerter Alkoholismus?
Um dem „sinnentleerten Alkoholgenuss“ – Pils-Trinker können da nicht gemeint sein – den Hahn abzudrehen, möchte die Oberbürgermeisterin gemeinsam mit dem Festkomiteepräsidenten am 11. im 11. ein Bühnenprogramm auf dem Chlodwigplatz anbieten. Genialer Schachzug unserer Cheftrainerin: Gleichzeitig singen und trinken geht schließlich nicht. Dabei waren die Südstädter doch gerade so glücklich damit, dass die Riesensause von Radio Köln an Weiberfastnacht auf ein überschaubares Veedelsfest eingedampft worden war. Jetzt schlägt das Festkomitee am 11. im 11. zurück. Im Bündnis mit der Oberbürgermeisterin. Und darüber hinaus ohne die Verpflichtung durch die Stadt, an Karneval Toiletten auf den Chlodwigplatz zu stellen. Zum Beispiel neben die Bierbuden, für die das festordnende Komitee Miete kassiert. Nutzen dürfen die Oberkarnevalisten den Platz von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag selbstredend kostenlos.
Jan und Griet auf dem Containerklo
Müssen sich Jan und Griet halt das neue Containterklo am Severinswall teilen. Wenn es denn dann steht. Bei dem öffentlichen Klo-Container handelt es sich laut Vorlage der Verwaltung um eine „2-Raum-City-WC-Anlage mit zusätzlicher Urinalrinne“. Der Zugang zu den Toiletten kostet 50 Cent. Die Rinne gibt‘s für umme.
Chlodwigplatz Alaaf
Überhaupt hat der Chlodwigplatz 2017 eine für alle Beteiligten völlig überraschende Veränderung erfahren. Er ist fertig. Die Bänke rund um die Bäume sorgen ganzjährig für Aufenthaltsqualität. Sehr gut angenommen wird der Wochenmarkt. Die Bezirksvertretung hat sich gegen einen Markt mit gastronomischen Angeboten wie auf dem Rudolfplatz entschieden. Gab nicht wenige, die deshalb enttäuscht waren. Unter keinen Umständen gestattet werden auf dem Chlodwigplatz „Märkte, die nach ihrem Gesamtgepräge das Verabreichen von Alkoholika vor Ort in den Vordergrund stellen“. So steht es im Nutzungskonzept. Ob das Festkomitee davon weiß?
Ordnung und Sauberkeit
Auf dem Chlodwigplatz wird man bestimmt öfter den neuen Veedelshausmeister treffen. Der wird von der Immobilienstandortgemeinschaft (ISG) Severinstraße bezahlt, die sich im vergangenen Jahr gegründet hat. Die 400 Immobilienbesitzer und Erbbauberechtigten haben sich darauf verständigt, die zentrale Meile der Südstadt aufzuhübschen und dafür auch Geld in die Hand zu nehmen. 300.000 Euro sind in diesem und im nächsten Jahr zu verteilen. Der Quartiershausmeister wird sich unter anderem um Sauberkeit und Ordnung kümmern. Geplant sind auch die Installation einer neuen Weihnachtsbeleuchtung, eine Begrünung der Severinstraße, Konzerte vor der Severinskirche und vieles mehr.
Kirchenbänke in der Kritik
Die Severinskirche ist nach dem Chlodwigplatz der zweite Sanierungsfall im Veedel, der 2017 abgeschlossen werden konnte. Beeindruckend war die Lichtinstallation, mit der die Gemeinde der Öffentlichkeit das renovierte Innere der Kirche vorgestellt hat. Im Mai noch ohne die Kirchenbänke, die jetzt wieder stehen. In der Gemeinde wird diskutiert, ob man sie wieder herausräumt und Gottesdienste im Stuhlkreis am Altar feiert.
Wer kennt Hirte, wer kennt Kehrl?
Die Südstadt hat wie gewohnt anders gewählt, wird aber trotzdem im Land- und Bundestag von zwei CDU-Politikern aus Rodenkirchen vertreten. Die traten vor Plakaten strotzend in unser Leben – aber nach den Wahlen nicht weiter in Erscheinung. Nur zur Kenntnisnahme: Dr. Heribert Hirte sitzt für uns in Berlin und Oliver „ein echter Kehrl geht jetzt nach Düsseldorf“.
Haben die beiden eigentlich eine Meinung zu einem der stadtweiten bedeutendsten Wohnungsbaugebiete in ihrem Wahlkreis? Oder zu den Baumfällungen auf der Bonner Straße? Morgen mehr in Teil 2 unseres Jahresrückblicks.
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