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Bildung & Erziehung

Willkommen bei den Schmittis

Dienstag, 1. Dezember 2015 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist relativ still im Schmittmann-Kolleg am Sachsenring 26, in der nach dem Krieg schnörkellos wieder aufgebauten Villa. Montagvormittag, die Studierenden sind fast alle in der Uni. Lukas, Thekla und Max aber sitzen in ihren Zimmern am Rechner oder treffen sich in der Küche zu einem späten Frühstück im Stehen. Ob hier jeder eine eigene Abteilung im Kühlschrank habe, frage ich als WG-Sozialisierte. „Na klar“, antwortet Lukas und öffnet bereitwillig Türklappen, hinter denen sich doch tatsächlich wie Bankschließfächer nummerierte Kühlschrankfächer befinden. WG 2.0, willkommen bei den Schmittis.

Das Schmittmann-Kolleg ist eine ziemlich große Hauswohngemeinschaft für Studierende aus ganz Deutschland und gerne auch dem Ausland. 24 junge Leute können in diesem 1953 gegründeten Studentenwohnheim für die Zeit ihres Studiums wohnen. In Top-Südstadtlage und für etwa 240,-€ je nach Zimmergröße, Waschkeller, Klopapier, Gemeinschaftsräume und natürlich Hausmeisterin Maria Hiertz inklusive. Sie ist die „gute Seele“ des Kollegs, seit sage und schreibe 1953.

 

Lukas ist Hausspreche für ein Semester.

Voraussetzungen, um hier einziehen zu dürfen sind Studierenden-Status und die Bereitschaft, sich in der Gemeinschaft der Schmittis zu engagieren.
Jeder muss innerhalb seiner Wohnzeit hier ein Haus-Amt übernehmen, entweder Hausleiter, Haussprecher oder anderes. Lukas ist Haussprecher, ein Job für sechs Monate, der einem nicht nur die Gestaltung des so genannten Semesterprogramms, sondern auch das einzige Zimmer mit Balkon beschert.

 

Ausflüge der Bewohner, vor allem aber mehrere für jeden offene, große Veranstaltungen mit Experten-Vorträgen zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen hat er für dieses Semester organisiert. Dazu gehören auch die Außenkommunikation und Flyer undsoweiter. Inhalte sind zum Beispiel ein gemeinsamer Besuch aller Schmittis bei Flüchtlingen im Hotel Mado, von wo sie erst jüngst mit Filmon aus Eritrea Zuwachs für ihre Haus-WG bekommen haben.

 

Bibliothek, Veranstaltungs- und Aufenthaltsraum der Schmittis.

 

Oder, wie am 2. Dezember, der Vortrag von Buchautorin und Nahost-Berichterstatterin Karin Leukfeld zum Thema „Syrien, Irak, die islamische Welt und der IS“. „Da haben sich ziemlich viele angemeldet und unsere Bewohner bringen ja auch noch Freunde mit.“ erzählt Lukas, „da müssen wir auf jeden Fall die Schiebetür (zwischen Gemeinschafts-Wohnzimmer und Bibliothek, Anm. der Redaktion) aufmachen!“ ergänzt Thekla.

Um 20h geht’s los am 2.12., und schon zwei Tage später unternehmen die Schmittis über’s Wochenende eine Exkursion zum ehemaligen KZ Sachsenhausen. Das hat einen besonderen Grund, denn dorthin wurde Benedikt Schmittmann (1872-1939), Namensgeber des Kollegs, von den Nazis deportiert und ermordet. Schmittmann, gebürtiger Düsseldorfer und mit der wohlhabenden Kölner Kaufmannstochter Helene Wahlen verheiratet, war ab 1919 erster Professor für Sozialwissenschaft an Kölns Universität. Auch als Sozialpolitiker für die Zentrumspartei machte er sich einen Namen, besonders durch seine erfolgreichen Konzepte zur Bekämpfung der damaligen Volkskrankheit Tuberkulose.

 

„Der soziale Geist der beiden weht hier schon noch spürbar.“

Schmittmanns und Wahlens Ehe blieb kinderlos und nach seinem Tod und dem Ende des 2. Weltkrieges entschloss sich Helene Wahlen, an ihrem früheren Wohnsitz, in der Villa am Sachsenring, ein Studentenwohnheim zu gründen nebst dem Trägerverein Kreuz-Kolleg Benedikt-Schmittmann-Haus e.V., dem heute ehemalige Bewohner des Hauses vorsitzen. 1969, ein Jahr vor dem Tod von Helene Wahlen, kam dann noch die Benedikt und Helene Schmittmann-Wahlen Stiftung dazu, die mit dem Erbe der beiden bis heute nach sozialen und leistungsbezogenen Kriterien Stipendien an Studierende vergibt.

„Der soziale Geist der beiden weht hier schon noch spürbar.“ erzählt Lukas Breddemann, der Haussprecher. Inzwischen ist es Mittag geworden und zu den Spätfrühstückern gesellen sich hungrige Schmittis, die gerade aus der Uni zurück sind. Binnen Minuten herrscht fröhliches Gewusel rund um die großen Gaskochfelder in der Küche, einige brutzeln, andere schauen nur zu „Oh, das sieht aber lecker aus!“ kommentiert Johannes das Essen von „Schmittmann-Oma“ Katharina Stückradt, die schon gut drei Jahre hier lebt.

 

„Willst Du was abhaben?“, „Au ja, gerne“ nimmt er freudestrahlend an, und setzt nach: „Bei uns wird viel geteilt. Sharing is Caring!“, und wer die Küche nicht sauber hinterlässt, bekommt in der WhatsApp-Gruppe der Schmittis ein mahnendes Foto geschickt. Was denn hier der Rekord gewesen sei, von der Wohnzeit her, frage ich Hausmeisterin Maria Hiertz, die mitten unter den Studenten ungezwungen mitquatscht und sich über eine Graupensuppe wundert, die gerade zubereitet werden soll.

 

Küche als Kontakt-Zentrum.

 

„Ja, einer hat zehn Jahre hier gewohnt, der hat noch promoviert hier. Aber insgesamt sind die Studenten schon jünger geworden und leben auch kürzer hier: kein Wehrdienst mehr, sie machen früher Abi und durch die Bachelor/Master-Studiengänge sind die einfach auch schneller durch, es gibt mehr Wechsel.“ Hiertz, die schon als Kind mit ihren Eltern in der 3. Etage des Hauses lebte und Helene Wahlen noch gut kannte, hat hier nach ihrer Heirat ihre eigenen drei Kinder aufgezogen. Die vielen jungen Leute „halten einen selbst jung, man interessiert sich dann ja doch für andere Sachen.“ sagt sie. „Ja, letztens hat Frau Hiertz ihren ersten veganen Kuchen gebacken, gell?“ lacht Katharina.

Frei werdende Zimmer und damit Plätze in der 24köpfigen Gemeinschaft besetzen die Bewohner des Kollegs gemeinsam. BewerberInnen werden eingeladen und „wir versuchen sie ein bisschen kennen zu lernen und beraten uns dann, ob er/sie zu uns passt.“ erklärt Lukas. Ob schonmal jemand rausgeflogen sei, will ich wissen. „Nee, nicht wirklich, das merken die dann schon selbst, wenn es nicht so richtig klappt und dann zieht auch mal jemand einfach schnell wieder aus. Kommt aber selten vor.“

 

 

Offene Veranstaltung am Mitwoch, 2.12.2015 um 20 Uhr
Karin Leukefeld spricht über „Syrien, Irak, die arabische Welt und der
Islamische Staat“. Eintritt Frei.

Anmeldung unter haussprecher@schmittmann-kolleg.de

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Über Kolleg, Verein und Stiftung, weitere Infos hier: www.schmittmann-kolleg.de
 

Text: Judith Levold

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