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Südstadt

„Wir wollten doch einfach nur Burger machen“

Sonntag, 16. Oktober 2016 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

–  beteuert Walter Schnerring aus der „Fetten Kuh“ immer wieder. Aber inzwischen ist eben doch eine ganze Menge mehr daraus geworden. Der Ruhm des Burger-Ladens reicht bis weit über die Stadtgrenzen hinaus, und die beständig hohe Zahl hungriger Fans, die an manchen Tagen schon vor der Ladenöffnung an der Bonner Straße Schlange stehen, macht nun sogar die Vergrößerung und Auslagerung der Produktionsküche notwendig.

Einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Ladens ermöglicht nun „Das Fette Buch“,  soeben im Fackelträger Verlag erschienen. Gestaltet von Alex Ziegler und wunderschön fotografiert von Angela und Martin Langhorst, ist auch das Buch selbst mit 238 Seiten tatsächlich fett geworden.

Es zeigt aber nicht nur die Gesichter und Geschichten hinter dem schicken Imbiss-Laden, sondern enthält auch eine Menge Rezepte.

15 besonders beliebte Burger, die „Fancy Burger“, werde detailiert zum Nachbrutzeln vorgestellt, sowie alternative Auflagen aus Fisch und Meeresfrüchten, Pilzen und Gemüse, eine Auswahl an Beilagen, wie Pommes-Frites-Variationen, Salate und Toppings, verschiedene Soßen und Buns – wie Kenner die Burgerbrötchen nennen.

Diese Rezepte bilden zusammen mit einer kleinen Warenkunde über die Zutaten das Herzstück des Buches. Eine reine Nachbratbibel ist „Das Fette Buch“ trotzdem nicht geworden. „Ausgegangen ist ja alles bloß von dem Wunsch, qualitativ gute Burger zu machen“, bekräftigt Walter Schnerring erneut. „Aber was dann alles mit der Zeit noch so daran hängt und dazugehört – 40 Mitarbeiter, Lieferanten, die Bäcker der Burger-Brötchen, die Brauer des hauseigenen Biers – das alles wollten wir gern zeigen – weil es zusammen- und zu uns gehört. Deshalb haben wir auch ein bisschen zur Geschichte und zum Drumherum des Ladens erzählen.“

Angefangen hatte das Team 2011 zu dritt – Walter Schnerring, seine Frau Andreea Bratu und Stuart Barlow. Andreea Bratu ist Eigentümerin und Geschäftsführerin, Walter Schnerring ein Koch, der sein Handwerk in Fünf-Sterne-Restaurants gelernt hatte, und Stuart Barlow, aus der Medienbranche kommend, aber mit Lust auf gute, bodenständige Gastronomie. Zusammen mit einer Crew freier und fester Mitarbeiter starteten die drei mit „Fette Kuh“.

Schon vor der Eröffnung, bei der Renovierung des Ladens, ließen die detailverliebte und hochwertige Gestaltung hinter der großen Fensterscheibe des Ladens ahnen, dass hinter dem neuen Imbiss kein Schnellschuss steckt. Auch die Auswahl der Zutaten war von Anfang an eine wichtige Frage: Woher kommt das Fleisch genau? Wer backt die Brötchen aus welchem Mehl? Ihre Partner in Sachen Grundzutaten wollte das Team nicht nur auf dem Papier kennen. „Aus minderwertigen Zutaten kann man keine guten Burger zaubern“, sagt Schnerring – logisch.
So einig sich das Start-Team in dieser Frage war, taten sich im Laufe der Zeit dann aber bei anderen Themen so gravierende Differenzen auf, dass Barlow die Fette Kuh verließ und die beiden anderen den Laden zu zweit weiter betrieben. Barlow kommt denn auch im Buch nicht vor – die geschäftliche Trennung war nicht ganz einfach, ein bleibender Schlussstrich offenbar nötig.

 


Walter Schnerring und Andreea Bratu.

Die Nachfrage nach guten Burgern aber blieb – und damit auch ein Arbeitspensum, das wuchs und wuchs. „Vor etwa zwei Jahren“, erzählt Walter Schnerring, „war ich ziemlich ausgebrannt. Ich war drauf und dran, die „Fette Kuh“ aufzugeben, und brauchte dringend Unterstützung. Und es gab auch jemanden, dem ich das sowohl fachlich, als auch menschlich zutraute – Martin nämlich.“ Martin Bock ist wie Schnerring gelernter Koch, beherrscht aber auch das organisatorische Drumherum. Er koordiniert die Küche, den Dienstplan und die Lieferungen, kontrolliert die Hygienevorschriften – und brachte so viel Energie mit, dass Walter Schnerring und seine Frau mal etwas durchatmen konnten. Gemeinsam entstanden neue Kreationen und Projekte, alle mit dem Anspruch auf ebenso viel Qualität wie die Burger im Laden.

Die Idee, das Projekt „Fette Kuh“ und deren Kosmos in einem Buch darzustellen, entstand sozusagen am eigenen Herd. Grafik-Designer Alexander Ziegler, seit vielen Jahren mit Schnerring und Bratu befreundet, lag dem Paar schon seit Jahren mit dem Vorschlag in den Ohren, die Welt der „Fetten Kuh“ abzubilden. Und Fotograf Martin Lanhorst, auch seit langem mit den beiden befreundet, war bei dem Vorhaben sofort dabei. Die Texte schrieb Martin Weber, das Vorwort stammt vom Foodblogger, Kochbuchautor und Journalisten Stevan Paul.

Gemäß dem Grundsatz, dass in der „Fetten Kuh“ nur „ehrliche Burger“ auf den Tisch kommen, wollte die Crew auch im „Fetten Buch“ nur echte Fotos. Der Burger auf dem Cover bekam darum seine Schrift nicht nachträglich mit Photoshop verpasst, sondern ganz direkt von Tattoo-Meister und Pinstriper „Von Maze“ mit Blattgold aufgepinselt. Er hatte 2011 schon den charakteristischen Schriftzug auf dem Schaufenster gemalt, der längst zum Markenzeichen geworden ist.

Den Abschluss des Buches bildet ein kurzes Kapitel über das noch neue zweite Standbein des „Fette-Kuh“-Teams: das „Wurst Case Szenario“. Zunächst entwickelt für die Umsetzung auf Food-Festivals und Veranstaltungen, stellt die Combo seit letztem Jahr auch Hot Dogs her. Im Pop-Up-Lokal „LADEN EIN“ im Agnesviertel wurde dann der Einsatz im ständigen Geschäft geprobt. Nun sucht das Team auch für dieses Idee feste Räume.

 

Text: Nora Koldehoff

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