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Gesellschaft

Wo ist die schwule Südstadt?

Donnerstag, 13. Mai 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Alexandra Keller

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die schwule Szene in der Südstadt. Gibt es die noch?

Es gab eine Zeit, in der die schwule Szene in der Südstadt durchaus präsent war. An erster Stelle der Bekanntheit stand sicherlich das Schulz, das lange seinen Sitz am Kartäuserwall hatte. Aber auch das Buschwindröschen, das Indigo, das Kölsch Rouge, die Diva, das Reflection, das Schappo-Klack und diverse Parties haben die Szene in der Südstadt repräsentiert. Was ist davon geblieben? Wenn man mal von der kleinen Meile an der Mathiasstraße absieht – nichts. Liegt es an der Konzentrierung der schwulen Szene um die Schaafenstraße? Ist die Südstadt nicht mehr attraktiv genug für schwullesbische Kneipen und Bars?

Schulz – das Schwulen-Lesben-Zentrum

Seit 1994 residierte dieser Anziehungspunkt par excellence in der Nähe des Chlodwigplatzes. Initiativen und Gruppen beinahe aller Couleur trafen sich hier. Das große Café Anders im Erdgeschoss und der Partyraum im Kellergewölbe boten eine riesige Spielwiese für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und all ihre Freunde. Man saß dort mit Freunden auf einen Kaffee zusammen oder traf sich, um in den Abend zu starten. Am Wochenende wurde im Gewölbe gefeiert und der Sonntag Abend gehörte traditionell dem Kulturschock mit Annette Küppersbusch und Wanda Rumor. Das alles ist seit 2003 vorbei. Eine Alternative vergleichbarer Qualität gibt es bis heute im gesamten Stadtgebiet nicht.

Die alternative Szene

Das Buschwindröschen repräsentierte die trashig-plüschige Alternativszene. In der Buschgasse war es jede Nacht turbulent. Den Sommer verbrachte ein Großteil des lesbischwulen Kollektivs auf der Straße – der Ärger mit den Nachbarn war vorprogrammiert. Durch den Umzug an die Bonner Straße blieb das Publikum aus, obwohl hier die legendären Lottis ihren Weg durch den Geburtskanal fanden. Die fulminante Abschlussparty endete im April 2000 mit einem brutalen Polizeiübergriff, der seinesgleichen in der Kölner Szene sucht. Seitdem gibt es das Buschwindröschen nicht mehr.

Die Kneipen sind verschwunden

Auch das Indigo mit seinem kühlen 90er-Jahre Interieur, das Kölsch-Rouge mit seiner freundlich rabiaten Wirtin und die Frauenkneipe Diva haben geschlossen. Das Reflection und das Schappo-Klack gehören sowieso schon lange der Geschichte an.

Die Matthiasstraße – eine etwas anrüchige Meile

Einzige Locations am Rande des Südstadt-Einzugsgebietes sind die blue lounge in der Matthiasstraße und das Deck 5, beide schon beinahe zum Heumarkt und seiner Szene gehörend. Sexshops und Fetischläden dominieren hier. Die Szene um den Chlodwigplatz ist verschwunden. Das Publikum hat sich offenbar ganz auf die Schaafenstraße und das Bermudadreieck rundherum zurückgezogen. Hier ist die Konzentration schwuler Bars und Kneipen extrem hoch.

Und was ist heute noch geblieben?

Wohin ist das Publikum abgewandert? Ist es einfach älter geworden? Hat es sich vollkommen auf die Internetplattform gayromeo zurückgezogen? Mitnichten. Es ist immer noch da. Es hat sich auf die bestehenden Lokalitäten verteilt und unterwandert die schwule Szene der Innenstadt, indem es die Südstadt mit seinem Charme infiltriert. Wir alle sind Südstadt. Dass dennoch der eine oder andere völlig unpassende schwulenfeindliche Kommentar fällt, ist zwar in keiner Weise akzeptabel, aber glücklicherweise gehören solche Fehltritte zur Ausnahme.

Brauchen wir die Szene in der Südstadt?

Was fehlt, ist eine neue Initiative, ein Impuls, der Südstadt wieder offensiv zu demonstrieren, dass die Szene hier ist! Aber es bleibt die Frage, ob wir die Szene hier brauchen. Reicht es nicht, dass es die Konzentration im Bermudadreieck um die Schaafenstraße gibt? Ist die alternative Szene in diesen Zeiten noch nötig? Findet nicht jeder hier seine Nische, in der er/sie sich wohl fühlt?
Schreibt uns eure Meinung. Schickt uns eure Ideen. Berichtet uns von euren Erfahrungen.

 

Text: Stephan Martin Meyer

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