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Kultur

Wo Utopien wahr werden

Montag, 9. Januar 2017 | Text: Alida Pisu | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Wie stellst du dir dein Leben in zehn Jahren vor? Was wünscht du dir für dich und die Welt?“ Mit diesen Fragen im Gepäck ziehen die alte Martha und die beiden Jugendlichen Roya und Serjan durch die Lande. Auf einem schwer mit allerlei Utensilien beladenen und von einem Fahrrad gezogenen Vehikel, das aus einer vergangenen Zeit zu stammen scheint. Ebenso wie Martha, eine märchenhaft anmutende Figur, die mit Hut und einem schäfchenbestickten Rock daher kommt. Sie könnte als gute Fee durchgehen, als eine, die Wünsche erfüllt. Wenn man fähig wäre, zu träumen, eine Utopie für sein Leben und die Welt zu entwickeln. Und daran zu glauben, dass sie wahr werden könnte. Darum geht es in „Villa Utopia“, dem neuen Jugendstück, mit dem das Comedia Theater jetzt Premiere feierte.

 

Ein Jahr lang ist ein Recherche-Team der Comedia durch die Stadt gefahren, hat mit Kindern gesprochen, die als Geflüchtete nach Deutschland kamen, ebenso wie mit einheimischen Kindern. Aus ihren Wünschen und Visionen entwickelte Manuel Moser diese Produktion, die Lust darauf macht, der oft schwierigen Realität Lebensentwürfe entgegen zu setzen, die phantastisch klingen und gerade deshalb die Phantasie anregen und ermutigen. Es könnte so schön, so wunderbar, so toll sein, wenn… Ja, wenn sich die Villa Utopia finden ließe, ein Ort, den es irgendwo auf der Welt gibt, davon ist Martha fest überzeugt und an dem Utopien wahr werden, wenn man sie laut ausspricht.

 

 

Ihre eigene Utopie, die ist schon längst Vergangenheit. Träumte Martha doch mit ihrem Mann den Traum von einem besseren Leben, von Kindern und allem Drum und Dran. Bis ihr Mann verschwand. Von heute auf morgen. Martha beginnt, Menschen zu fragen, was sie in zehn Jahren machen. Sie hat die Gabe, so zu fragen, dass ihr bereitwillig geantwortet wird. Mit Roya und Serjan, die ihr über den Weg laufen, bildet sie so etwas wie eine kleine Familie, die allen dreien Halt gibt. Roya, die sich wünscht, Professorin für alles zu werden. Serjan, der von zu Hause abhaut, weil er sich auf die Suche machen will, die ihn zu Martha und Roya führt. Martha, die lebens- und altersweise Frau, unbeirrbar in ihrem Glauben an die Villa Utopia.

 

Sie fahren von Stadt zu Stadt und ihr Besuch folgt immer demselben Muster. Es werden Stühle bereitgestellt. Für diejenigen, die sich befragen lassen wollen. Bis die aber kommen, das dauert. So schlüpfen sie erst einmal selbst in die Rollen derjenigen, die irgendwann doch aufkreuzen und neugierig fragen, was sie denn so treiben. Dann geht es los. Ein Fest mit Essen und Trinken wird gefeiert. Es wird erzählt, die Wünsche werden aufgeschrieben. Berührend sind sie, die Wünsche der Kinder, die von dem Trio immer wieder laut ausgesprochen werden, so als wäre er auf der Bühne der Comedia zu finden, der Ort, an dem Utopien wahr werden.

 

„Ich möchte Musikerin werden und Polizistin, damit es Gerechtigkeit gibt.“ „Ich wünschte, in Syrien wäre nichts passiert und dass Spiderman nach Syrien kommt.“ „Ich wünsche mir, Ingenieurin zu werden, um den Menschen aus meinem Land zu helfen. Und wenn es klappt, wenn ich groß bin, einen Jungen aus meinem Land zu heiraten.“

 

 

Aber es klappt nicht. Natürlich nicht, und so müssen die drei immer wieder vor der Wut der Enttäuschten fliehen. In die nächste Stadt, in der das Spiel wieder von vorne beginnt. So kennt man’s, so ist man’s gewohnt und doch: „Irgendwann hat ein Mensch gesagt, dass er auf dem Mond landen wird. Er wurde belächelt. Und dann…“ Ja, dann verstehen wir, dass „Villa Utopia“ nicht auf dem Mond, sondern ganz real auf der Erde zu verorten ist. Wo auch immer.

 

Wunderschön das Schlussbild des Stücks mit unzähligen, auf Zetteln notierten Utopien, die den anfangs leeren Bühnenboden bedecken. Zwischen ihnen funkelnde Lichter, deren Schein bis in den Himmel reicht.

 

Eine gelungene, mit herzlichem Applaus bedachte Inszenierung, die gerade durch die Tanzszenen auch deutlich macht, dass es nicht unbedingt der Sprache bedarf, um sich zu verständigen. Und – wen wundert’s – dass der Wunsch nach einem friedlichen und gerechten Miteinander von allen geteilt wird. Schön der Kontrast zwischen der lebensklugen Martha (Bettina Muckenhaupt) und den Stürmern und Drängern Roya (Sibel Polat) und Serjan (Salim Ben Mammar). Sie schenken uns den Glauben an „Villa Utopia“. Und das ist auch gut so. Denn wir brauchen Visionen für unser Leben. Wir müssen träumen, damit wir nicht an der Realität zerschellen, sondern sie verändern. Irgendwann, wenn wir die Villa Utopia gefunden haben. Schon bald. Oder auch später. Aber ganz bestimmt.

 

 

„Villa Utopia“ von Manuel Moser unter künstlerischer Mitarbeit von Maren van Severen.

Regie: Manuel Moser.

Mit: Sibel Polat, Bettina Muckenhaupt, Salim Ben Mammar, Musik: Ö?ünç Kardelen

Dramaturgie: Maren van Severen

 

COMEDIA Theater – Vondelstraße 4-8, 50677 Köln

Die nächsten Termine: 11., 12. Januar, 01., 02., 03., 04. Februar 2017

Text: Alida Pisu

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