Wohnungslose in Corona-Zeiten
Donnerstag, 19. November 2020 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Auch wenn die Einsicht nicht leicht fällt: Die schönsten Tage des Jahres sind vorbei. Das ist für die mit Wohnung vielleicht unangenehm. Für die ohne Wohnung ist es möglicherweise lebensbedrohend. Wie bringt man Wohnungslose corona-gerecht in der kalten Jahreszeit unter? „Das ist die Frage, um die sich alles dreht“, sagt Jutta Eggeling, Leiterin des Vringstreffs hinter der Severinskirche. Sie hat die Öffnungszeiten der Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Wohnung ausgeweitet. „Wir bieten jetzt von Montag bis Donnerstag ein Winterfrühstück an. Die Leute können sich dann von 9 Uhr bis 11 Uhr hier aufhalten.“ Für einen Euro bekommt man einen Sandwich-Toast und einen Kaffee.
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Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg – DPSG Köln„Das Angebot besteht seit einer Woche und wird witterungsbedingt noch wenig in Anspruch genommen. Das wird sich aber mit fallenden Temperaturen ändern“, ist sich Jutta Eggeling sicher. Mittagessen gibt es im Vringstreff weiterhin. Gegessen wird in drei Schichten um 11.30 Uhr, um 12.30 Uhr und 13.30 Uhr. „Wir haben neun Tische, an denen maximal jeweils zwei Personen sitzen dürfen“, weist die Leiterin darauf hin, dass alle Hygienevorschriften penibel eingehalten werden. Jeder Gast muss sich registrieren lassen.
Die Pause zwischen 11 Uhr und 11.30 Uhr nutzen die Mitarbeiter, um Tische und Stühle zu desinfizieren. Die Essen müssen am Vortag bestellt werden. Man kann im Vringstreff essen oder die Speisen mit nach Hause nehmen. Das Essen kostet 2,40 Euro. Ab dem 1. Dezember wird es einen Obdachlosen weniger auf den Straßen Kölns geben, erzählt Jutta Eggeling: „Unsere Housing-First-Initiative hat die zweite Wohnung gekauft. Die ist wirklich schön und liegt in Nippes.“
Wohnungslos sind die meisten Menschen nicht, die im Johanneshaus an der Annostraße leben. „Bei uns sind 160 Menschen untergebracht. 95 Prozent aller Wohnungen sind Einzelzimmer“, sagt Albert Becker, der die Einrichtung leitet, die „Menschen am Rande“ auf Ihrem Weg zu einer selbständigen und menschenwürdigen Lebensführung unterstützt und bedarfsgerechte weitergehende Hilfen in die Kölner Hilfesysteme vermittelt.
Im Johanneshaus wird ein ausgekügeltes Hygienekonzept umgesetzt. Gleich am Eingang weist ein Schild auf ein Betretungsverbot hin. „Ungehindert kommen nur Bewohner und Mitarbeiter an der Pforte vorbei“, erklärt der Einrichtungsleiter. Innen gilt eine Maskenpflicht. Die ist aber „je nach Tagesform“, so Becker, manchmal schwer umzusetzen. Aber er hat vorgesorgt. In einem Raum lagern 30.000 einfache Mund-Nase-Bedeckungen und 2500 FFP2-Masken. „Falls es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch mal zu einer Infektion kommt.“ Eine raffinierte, bewegliche Plexiglas-Scheibe trennt die Mitarbeiter der Kleiderkammer von den Kunden. Die Scheibe ist eine Maßanfertigung der Abteilung Haustechnik.
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Die Südstadt tanzt! – Parties made by DJ YogiIn der Notaufnahme hat Becker corona-bedingt von Vier- auf Zweibettzimmer umgestellt. Neu ist die „Isolierstation“ (Foto oben). „Wenn abends Leute kommen, die wir nicht kennen und beispielsweise Fieber haben, werden sie von den anderen Bewohnern konsequent getrennt“, berichtet Becker. Die werden dann am nächsten Tag von der Ärztin des mobilen Dienstes des Gesundheitsamtes untersucht. Montags bis freitags jeweils vormittags können Bewohner und Gäste medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Das gilt auch für die Duschen im Keller. Der Speisesaal ist für die Bewohner weiterhin geöffnet. Plexiglas-Schilde stehen auf den Zweier-Tischen. Auswärtige bestellen wie im Vringstreff am Tag vorher in Essen vor und holen es an der Pforte des Johanneshauses ab. In nächster Zeit werden dort die Kapazitäten erweitert. Becker spricht von einer „Großbaustelle“ im Johanneshaus. „Wir können absehen, dass die neuen Wohnungen in Kürze bezugsfertig sind.“
Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel: 0221/27 85 656. Mail: info@vringstreff.de. Informationen im Netz hier und hier.
Johanneshaus, Annostraße 11, 50678 Köln, Tel: 0221/93 12 21 12, Fax: 0221/93 12 21 15. Mail: a.becker@johannesbund.de. Informationen im Internet hier.
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