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Kultur

Wunderbare Babybühne

Donnerstag, 3. Oktober 2013 | Text: Roger Lenhard | Bild: wehrtheater

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wer das Staunen von kleinen Knirpsen zwischen einem und vierzehn Monaten miterleben möchte – und zwar dann, wenn bunte Blüten vom Himmel fallen und sich auf dem Boden als Federn entpuppen, der sollte auf jeden Fall gemeinsam mit seinen kleinen Sprösslingen das neue Projekt des Freien Werkstatt Theaters für Babys besuchen.

 

Und wenn ich auf jeden Fall sage, meine ich auch auf jeden Fall. Kein Hauch von Zweifel und Kritik muss der ausdrücklichen Besuchsempfehlung beigefügt werden. Das Konzept der famosen Regisseurin Andrea Bleikamp (Foto unten), die Bühne der Erwachsenen zur  kleinen Erlebniswelt für Babys umzugestalten, ist in beeindruckender Weise aufgegangen.

Dabei war die anfängliche Skepsis enorm. Babybühne? Was soll das sein? Neben der schulischen Frühförderung jetzt etwa auch noch kulturelle Frühförderung. Nichts darf mehr dem Zufall überlassen werden, deshalb muss mit der Formatierung des Menschen am Besten schon im Mutterleib begonnen werden. Perfiderweise stellt sich nun auch noch das freie Theater in den spielerischen Dienst dieser Abrichtung. Oder auch: Babybühne? Was für ein Marketingquatsch! Müssen jetzt auch noch Babys zur Zielgruppenerweiterung herhalten, damit das Theater besser ausgelastet ist? All diese Vorbehalte wurden während der öffentlichen Probe, an der elf Babys und deren erwachsene Begleiter teilnahmen, restlos widerlegt.

Es war eine muntere, aber nie schrille halbe Stunde bester Babyunterhaltung. Den dramaturgischen Faden bildeten die vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Es war eine kleine, abwechslungsreiche Reise durch das Jahr. Blüten rieselten vom Himmel, eine große Raupe bewegte sich geschmeidig über die Bühne, Seifenblasen fielen sanft herab und zerplatzten auf den Häuptern der Kleinen.

 

Die beiden weißgekleideten Darstellerinnen spielten wohltuend hintergründig und setzten behutsam immer wieder neue Sinnesreize. Das alles war aber keine passive Verköstigung, sondern die Kleinen durften nach Lust und Laune auf die Anregungen reagieren und wurden so zu Darstellern auf der Bühne. Mitunter wurden die Kinder auch direkt einbezogen, wenn ihnen Maracas gereicht wurden. Mit wilder Begeisterung wurden dann die Rumbakugeln geschüttelt, und aus dem lauen Herbstwind wurde ein rauer Herbststurm. Und dann ging das Licht aus, eine Lichtkugel warf Sterne ans Firmament und es wurde mucksmäuschenstill. Von einem Moment zum anderen. Sehr beeindruckend.

Dass das Ganze Hand und Fuß hat, hat wohl damit zu tun, dass die Idee zu dem Stück keine Kopfgeburt war, sondern der Intendantin und Dramaturgin Inken Kauter kam, nachdem sie ihr mittlerweile zweijähriges Kind schon früh zu den Proben von Stücken mitnehmen musste, da kleine Spielstätten finanziell nicht so gut gebettet sind, um längere Babypausen zu ermöglichen. Dem Neugeborenen gefiel das bunte Treiben auf der Bühne so gut, dass der Gedanke, ein Theater für Babys anderer Eltern zu entwickeln, sich fast von selbst einstellte. Doch der Weg von der Idee zum Konzept  und zur Umsetzung ist bekanntlich beschwerlich und der Erfolg nicht vorherbestimmt. Um so mehr freut es mich, dass das Stück diese beschwingte Leichtigkeit hat, auch dank der gemütlichen, ganz und gar unvermufften Bühnengestaltung durch Claus Stump. Und das Beste zum Schluss: Babybühne ist nicht nur toll für Babys, Babybühne ist auch toll für die Eltern. Und das ist ja auch nicht ganz unwichtig.
 

Babybühne
Eine Staunstunde für Babys im Alter von 0-14 Monaten und ihre Eltern

Koproduktion: wehrtheater und FWT? (Zugweg 10, 50677 Köln)

Konzept und Regie: Andrea Bleikamp

?Darstellerinnen: Marion Bihler-Kerluku, Mona Mucke?

Dramaturgie: Inken Kautter

?Ausstattung: Claus Stump?

1 x 30 Minuten, danach freies Spiel im Bühnenbild (Still- und Wickelmöglichkeit vorhanden). Je Vorstellung: maximal 24 Babys und ihre Eltern. Es wird um vorherige Anmeldung per Mail (fwt-koeln@t-online.de) oder Telefon (0221/327817) gebeten.

 

Premiere im Freien Werkstatt Theaters: Sonntag, 6. Oktober 2013 16.00 Uhr
 

Weitere Termine:

8. und 24. Oktober 2013, 4. und 12. November, 9., 11. und 30. Dezember 2013
Jeweils um 11:00 Uhr

Eintrittspreise: Ein Erwachsener und ein Kind € 12,-, jeder weitere Erwachsene € 4,-

Text: Roger Lenhard

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