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Kultur

Zauberhafte Opernwelt

Montag, 24. November 2014 | Text: Alida Pisu | Bild: © Paul Leclaire

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Was ist Oper?“, fragt sich Hexe Hillary in Peter Lunds Kinderstück mit Musik. Am 22. November feierte „Hexe Hillary geht in die Oper“ in der Kinderoper Köln Premiere.

 

Hillary hat bei einem Gewinnspiel im Radio zwei Freikarten für „Die Zauberflöte“ gewonnen, mit denen sie nichts anzufangen weiß. Auch der gestiefelte Rabe, mit dem sie allein im Wald haust, kann ihr keine Antwort auf die Frage geben. Also zieht sie ihr dickes Lexikon „Kleine Hexe von A bis Z“ zu Rate.

 

Es findet sich tatsächlich neben Kuriositäten wie „oberbayrischen Spinnenbeinen“ ein Eintrag über die Oper. Als Hillary liest, dass Oper ein Theater ist, wo alle nur singen, steht für sie fest: „Das ist ein Fluch, von morgens bis abends zu singen. Morgens singt man: ‚Ich esse mein Müsli‘ und abends: ‚Eine Mozart-Kugel will ich noch haben vor dem Schlafengehen.‘ Furchtbar!“

Hillary hätte liebend gern den Zauberspruch zu dem Singfluch gewusst. Das Lexikon gibt aber nichts her außer dem Hinweis, dass die Hexe und Sängerin Maria Bellacanta nähere Auskünfte erteilen kann. Flugs wird selbige herbei gezaubert, und mit Marias Auftritt stehen sich nun zwei Charaktere gegenüber, die gegensätzlicher kaum sein könnten.

 

Hier die hinterwäldlerische, ein wenig schusselige Hillary, deren Zaubereien immer wieder zu Zauberunfällen führen (bestes Beispiel ist der gestiefelte Rabe, der eigentlich ein gestiefelter Kater hätte werden sollen). Und dort die weltgewandte, temperamentvolle Sängerin, die Eleganz und Esprit verströmt und wie das pralle, blühende Leben erscheint. Es liegt auf der Hand, dass Maria Bellacanta der wissensdurstigen Hillary (sowie dem aufmerksam lauschenden Publikum) eine unterhaltsame Lehrstunde darüber erteilt, was Oper ist.  

„Wenn man traurig ist oder sich freut, kann man das manchmal schlecht erklären. Mit Singen kannst du deine Gefühle viel besser ausdrücken“, sagt Maria und führt es auch gleich hör- und spürbar vor. Warum eine Arie als Arie bezeichnet wird? Nun, weil die Oper in Italien erfunden wurde und ein Lied dort eben Arie heißt. Und Dirigent heißt Maestro, und auf den müssen alle hören.

 

Dirigent? Da war doch noch was? Aber sicher doch, der gestiefelte Rabe nämlich, eigentlich ein doppelter Zauberunfall, weil er in Wirklichkeit ein Dirigent ist und von Maria Bellacante endlich wieder seine Dirigenten-Gestalt zurückbekommt. Selbstverständlich begleitet er Maria am Piano Forte, wenn sie Proben ihrer Sanges-Kunst zum Besten gibt.

 

Hexe Hillary (Judith Thielsen) / Foto: © Paul Leclaire

Was ein Koloratur-Sopran ist, demonstriert sie in einem sehr stimmungsvollen Bild: Maria rührt mit Riesenlöffel in einem rot glühenden, dampfenden Zauberkessel und gibt dabei virtuos die herrlichsten Koloraturen zum Besten. Soprane: die singen meistens die Rolle der Prinzessin. Die Alt-Stimmen oft die der Mütter, sie müssen dafür aber nicht unbedingt dreihundert Jahre alt sein. Die Tenöre sind die Prinzen, die Bässe die Verbrecher. Und das Orchester macht Musik dazu.

War das schon alles? Nein! Denn da gibt es ja noch die Maskenbildner, die Techniker, die Beleuchter, Leute, die Karten und Programmheft verkaufen: Sie alle paradieren an Hillary vorbei und machen (nicht nur ihr) bewusst, wer und was zu einer Oper beiträgt.

Aber: wie geht man oder frau in die Oper? Maria: „Ich mache mich gerne schön für die Oper. Wann hat man schon mal Gelegenheit, ein tolles Kleid anzuziehen?“ Und so verpasst sie auch Hillary ein hoch elegantes Abendkleid, in dem Hillary ihre Wandlung vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwanz erfährt. Man könnte auch sagen: vom Dorftrampel zur Dame von Welt. Wenn sie dann im Schlussbild mit Opernglas aus ihrer Loge blickt, ist die Wandlung perfekt!

Peter Lund hat mit „Hexe Hillary geht in die Oper“ ein Stück geschaffen, das junge Zuschauer (Kinder ab fünf Jahren) auf eine charmante und witzige Weise an die Welt der Oper heranführt. An Hexen- und Theaterzauber wird dabei nicht gespart. Und das ist auch gut so und macht Spaß.

Das kleine und große Publikum weiß die Leistung des Ensembles zu würdigen und dankt mit herzlichem Applaus. Eigentlich gilt der Applaus dem gesamten Team, denn wir wissen ja jetzt, wer außer den Akteuren auf der Bühne hinter den Kulissen noch mitwirkt…

 

Mit Judith Thielsen (Hexe Hillary), Karola Pavone (Maria Bellacanta), Jean Capelle (Rabe / Dirigent). Regie: Eike Ecker.

 

Die nächsten Termine: 25., 26., 27. November, 2., 3., 4., 8., 9., 10. Dezember 2014.
Kinderoper Köln im Altes Pfandhaus, Kartäuserwall 20, 50678 Köln.
 

Text: Alida Pisu

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