Zentrale des Selber-Denkens: COMEDIA Theater bekommt mehr Zuschüsse
Freitag, 21. September 2018 | Text: Markus Küll | Bild: Stefan Schilling
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Bewegung in der Vondelstraße: Das Comedia Theater bekommt deutlich mehr Zuschüsse, um neben der künstlerischen auch seiner „kultur- und bildungspolitischen Bedeutung“ noch besser gerecht zu werden. Im Gespräch erläutert Geschäftsführer Klaus Schweizer das Selbstverständnis der Comedia und erklärt, warum er seinen Auftrag darin sieht, mit Kunst zum „Selber-Denken zu provozieren“.
Neue Spielzeit hat begonnen
Eben hat die neue Spielzeit mit der Produktion „VALUES // VÄRDE // WERTE“ begonnen, einer Co-Produktion der Comedia mit der schwedischen Choreographin Julia Kraus Dybeck und ct201 Freies Theater Köln. Das Stück, in dem drei Spieler*innen antreten, um ihre Werte zu verteidigen, richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren und macht deutlich, welchen Anspruch die Comedia hat, nämlich zu provozieren, das Selber-Denken anzuregen, wie Klaus-Schweizer sagt.
Er ist Geschäftsführer des Kinder- und Jugendtheaters. Seit der Gründung als „Ömmes und Oimel“ 1974 in der Löwengasse und seit 2009 in der ehemaligen Feuerwache in der Vondelstraße, stemmt das Theater jährlich fast 600 Veranstaltungen im Haus selbst und als Tournee-Theater.
Dass die Spielstätte in der Vondelstraße von vielen Kölner*innen mittlerweile vor allem als Ort für tourende Kabarettisten gesehen wird, ist Klaus Schweizer bewusst: „Natürlich ist die mediale Aufmerksamkeit stark durch das Kabarett geprägt. Dass das Comedia Theater aber ein Kinder- und Jugend-Kulturhaus ist, geht dabei etwas unter.“ Die Nutzung vor allem des großen Saals für das politische Kabarett ist dabei aber von sehr praktischen Erwägungen geprägt, wie Astrid Hage, PR-Chefin des Comedia-Theaters lachend erläutert: „ Dazu sage ich immer, dass unsere Zielgruppe abends, wenn wir hier spielen könnten, schon schläft!“
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Genau um diese Zielgruppe geht es dem „Kinder- Jugend-Kulturhaus, Zentrum der Jugendkultur für Köln und NRW“, wie es im ursprünglichen Konzept aus dem Jahr 1998 hieß, seit seiner Gründung. Die jetzt beschlossene Ausweitung der Zuschüsse unterstreicht diese wichtige Funktion. In einer Pressemitteilung der Stadt Köln heißt es:
„Die Neukonzeptionierung des Comedia Theaters zu einem „Zentrum der Kultur für Junge Bürgerinnen und Bürger in Köln und NRW“ durch die Comedia gGmbH sieht die weitere Entwicklung von professionellen Theater- und Tanzproduktionen sowie Konzert- und Literaturprogrammen für ein junges Publikum vor. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt auf die Erstellung von partizipativen Theaterproduktionen mit jungen Bürgerinnen und Bürgern (Bürgerbühne) gelegt werden. Zugleich wird dies begleitet durch interaktive Workshops mit Schulen und Kindergärten zur aktiven Bearbeitung der vielfältigen Tätigkeitsfelder am Theater und einem breiten Fortbildungsangebot für Kulturpädagogen, Erzieher und Lehrer.“
Klaus Schweizer sieht damit vor allem den künstlerischen Anspruch des Comedia Theaters bestätigt: „Das wäre niemals so gekommen, wenn die Stadt das Gefühl gehabt hätte, hier sind Dilettanten am Werk.“ Durch das explosionsartige Wachstum Kölns als Lebensmittelpunkt vieler Menschen werde es immer schwieriger, so Schweizer, „ die kulturelle Versorgung sicherzustellen. Und wir müssen die sicherstellen, denn es geht nicht nur um die Bürgerkinder, sondern auch um alle Kinder, die in irgendeiner Form benachteiligt sind. Wenn wir die nicht erreichen, dann erreicht die keiner mehr.“
Kunst, nicht Pädagogik
Klaus Schweizers Antwort auf die Frage, wie er Kinder und Jugendliche erreichen will, ist so klar wie mutig: sein Rezept heißt: Kunst.
„Manchmal sagen Erwachsene, die zu uns kommen: „Das ist doch gar kein Kindertheater, das ist doch nicht pädagogisch! Darauf sagen wir: Kinder haben in dem Alter, in dem sie sich befinden, das gleiche Recht auf Kunst und Kultur wie Erwachsene. Das muss aber nicht „kindertümelnd“ sein – und schon gar nicht pädagogisch. Es ist nicht Sache der Kunst, zu sagen, „wir nehmen den den Theaterpädagogen die Arbeit ab.“
Natürlich muss auch die Comedia auf die Herausforderungen der digitalen Welt reagieren, in der es immer schwieriger wird, Aufmerksamkeit zu bekommen und zu behalten,. „Die Erzählformen haben sich geändert, aber unser Anspruch ist geblieben“; beschreibt Klaus Schweizer das. Er setzt auf Produktionen, die alle künstlerischen Formen zusammenbringen: „ In unserem Theater fließen alle Künste zusammen: Tanz, Bühnenbild, Nutzung von Medien und eben die Darstellung auf der Bühne. Wenn da Fachleute zusammenkommen, kann etwas Besonderes entstehen.“ Das, so Schweizer, funktioniere nur mit Künstlern:„Sozialarbeiter und Lehrer können kein künstlerisches Theater machen, das ist nicht ihr Job.“
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Die Wagenhalle – außergewöhnliches Gasthauserlebnis in historischem AmbienteDie jetzt beschlossene Erhöhung der Zuschüsse soll diese Arbeit langfristig sichern und ausbauen. Oder mit Worten von Isabel Pfeiffer-Poensgen, Kultur- und Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Mittelerhöhung soll dazu beitragen, dass das Kölner Theater seine landesweite Bedeutung weiter ausbauen und sich zu einem in dieser Form in Nordrhein-Westfalen bisher einmaligen Kulturzentrum entwickeln kann“. Und zwar einem Zentrum der Kultur für die jungen und sehr jungen Bürgerinnen und Bürger.
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