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Kultur

Zugang verweigert

Montag, 22. Mai 2017 | Text: Sarah Koldehoff | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Dass der Chlodwigplatz ein bisschen grüner wird, wünschen sich viele. Am vergangenen Samstag war es dann so weit, wenn auch nur für ein paar Stunden und auch nur auf zwei mal zwei Quadratmetern: Ein Stück Rollrasen, darauf eine gepflegte Gartenbank mit einem Stapel Bücher zum Thema Bewegungsfreiheit. Dazu ein gedecktes Tischlein und ein Korb, gefüllt mit verschiedenen Brotsorten. Dekoriert mit Olivenbäumen, Drink und Blumen erinnert die Szene an einen typisch mitteleuropäischen Vorgarten oder den gemütlichen Balkon urbaner Gutverdiener. Einziger Störfaktor ist der über-mannshohe Maschendrahtzaun, der zusammen mit Stacheldraht die Grünfläche begrenzt und zum Käfig macht. Wer die Installation umrundet, erkennt, dass es zwar einen Eingang gibt, diesen darf aber nur benutzen, wer vorher zwei unlösbare Spiele gewonnen hat.

„„Unser Ziel ist es, Grenzerfahrungen deutlich zu machen““, erklärt Finn Steffens, der die Installation mit dem Namen „Unknown Autonomy“ zusammen mit Lucia Castellanos, Moritz Tontsch und Angelia Knyazeva entwickelt hat. Die vier sind Studenten der Köln International School of Design (KISD) und beantworten Fragen von interessierten Vorbeigehenden.

„“Unser Thema sind Grenzen im Allgemeinen, nicht nur auf Geflüchtete bezogen. Bewegungsfreiheit sollte für alle Menschen ein Grundrecht sein““, antwortet Steffens auf die Frage, ob die Arbeit eine Reaktion auf den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland ist. „„Die Brote sind zum Beispiel eine Auswahl aus verschiedenen Kulturkreisen und sollen verschiedene Länder repräsentieren. Deshalb ist unsere Arbeit nicht nur auf die Situation in Deutschland bezogen.““

 

Beim Betrachten drängt sich die Frage auf, was so erstrebenswert daran ist, in dieser Idylle zu sitzen, wenn man dabei von einem Grenzanlagen nachempfundenen Zaun umgeben ist. Auch das ist, wie Lucia Castellano erklärt, Teil der Gesamtaussage. Ihr zufolge ist der Sinn nicht, dass es drinnen besonders schön ist, sondern, dass zwei Atmosphären geschaffen werden: draußen ist man nur Beobachter aber drinnen zu sein, ist auch nicht schön – es ist schon hässlich genug, eingezäunt zu sein.
In dem zur Installation gehörenden Infoheft im Look eines Reisepasses wird die Kritik an der Abschottung durch Grenzzäune weiter ausgeführt. Im Mittelpunkt stehen hier die vielfältigen, manchmal unlösbaren Probleme, auf die Menschen im Zuge von Migration häufig stoßen. So darf den eingezäunten Gartenbereich auf dem Chlodwigplatz nur betreten, wer vorher Hürden, nämlich die zwei Aufgaben an der Tür bewältigt hat.

Erste Aufgabe ist es, einen Haken am Stacheldraht entlang zu führen ohne diesen zu berühren. Für diese Aufgabe ist der Haken aber viel zu klein und bei jeder Berührung des Drahtes leuchtet auf einem Schild in Großbuchstaben „„Access denied!““ auf.
Das zweite Spiel ist nicht einfacher: ein Tischtennisball muss in die richtige Öffnung eines Holzkastens – allerdings ist die einzige Öffnung, auf der „Entry“ steht, viel zu klein für den Ball. Hiermit wollen die Künstler Willkür und bürokratische Hürden, die ihrer Meinung nach für Migranten oft zu überwinden sind, aufzeigen.
Es bildet sich eine Schlange: Erwachsene und Kinder, deren Aufmerksamkeit durch die großräumige Installation mitten auf dem Platz geweckt wurde, bleiben stehen und versuchen, die Spiele zu gewinnen.

 

„“Mir ist es besonders wichtig, dass wir andere Menschen erreichen“, so die Studentin. „Wir machen viele Projekte, die interessant sind, aber sehr viel davon bleibt bei uns. Die ganzen kritischen Gedanken und Fragen werden sehr oft bei uns gestellt aber man erreicht keine Leute, die andere Gedanken haben und andere Sachen beitragen können. Dadurch, dass wir das hier zeigen, erreichen wir, dass andere Leute kommen, wir mit ihnen ins Gespräch kommen und einen Diskussionspunkt haben““, erklärt sie.

Die meisten Reaktionen auf die Intervention, wie die Studenten ihr Projekt nennen, sind positiv. Viele von denen, die stehen bleiben, unterhalten sich angeregt mit den Künstlern. „„Diese Kunst bewirkt Kommunikation über neue Asylrechte, sowas erregt Aufmerksamkeit. Finde ich gut!““ teilt eine Passantin mit. Ein Vater, der ebenfalls interessiert um den Zaun herumgeht, steht der Thematik eher ambivalent gegenüber. Er ist der Meinung, dass die Antwort auf die Forderung nach absoluter Bewegungsfreiheit nicht so einfach ist. Doch auch er findet: „“Es ist auf jeden Fall gut, einen Denkanstoß zu geben.““

Am Montag (22.05.2017) weiht Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Chlodwigplatz offiziell ein. „Unknown Autonomy“ ist dann schon wieder verschwunden. Ob die Studierenden damit ein weiteres Mal im öffentlichen Raum „intervenieren“, ist unklar – schwierig zu entdecken ist der hohe Maschendrahtzaun immerhin nicht.

 

 

Autorin: Sarah Koldehoff ist Nachwuchs-Autorin zwischen Abitur und Studium, Südstadt und dem Rest der Welt.

 

Text: Sarah Koldehoff

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