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Bildung & Erziehung Gesellschaft Südkids

Zum Knutschen schön – inklusives Leben

Dienstag, 21. März 2017 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Nur eins von vielen Merkmalen ist, beim 21jährigen Yannick, sein Down-Syndrom. Vor allem nämlich ist er: witzig, herzlich, zielstrebig und ein guter Kollege. Das spüren auch die Kinder aus dem „Baui“ genannten Jugendzentrum Bauspielplatz im Friedenspark.
„Wenn ich hier von der Schule ankomme, begrüßt mich immer als Erstes Yannick mit High Five, einer super Laune und alles ist schön. Dann kann es direkt losgehen mit dem Baui-Tag“ sagt zum Beispiel Tristan, 11 Jahre alt, über Yannick, der wirklich jeden Baui-Besucher beim Namen kennt.

Das Lesen nicht verlernen

Gerade ist Yannick mit dem Vorlesen fertig, die Kinder, die hier fest in die Übermittagsbetreuung kommen, saßen zusammengekuschelt und mucksmäuschenstill in der Sofa-Ecke des Baui-Cafés „Schickeria“ und haben aufmerksam seiner Geschichte vom Schmetterling zugehört. Jetzt brandet Applaus auf, Yannick, im Schneidersitz auf dem Vorlese-Stuhl, breitet die Arme aus und ruft, stolz und erschöpft nach der anstrengenden Lesung „Yeah, Ihr dürft mich umarmen!“. Und das lassen sich die Kids nicht zweimal sagen – sie stürzen sich kreischend auf ihn, drücken und kosen ihn so ungestüm, dass ihm die Brille ganz schief ins Gesicht rutscht und zeigen damit: Yannick ist hier absolut geschätzt und macht seinen Job gut. Damit er Lese- und Schreibfähigkeit nach Ende seiner Schulzeit nicht verliert, übt er zweimal die Woche privat mit einer Lehrerin und bereitet einmal monatlich für die Baui-Kinder einen Text zum Vorlesen vor.

 

 

Das gehört als feste Aufgabe zu seiner Arbeit hier. „Wir haben hier sehr viele unterschiedliche Kinder und Jugendliche, in den offenen Angeboten, aber auch im Übermittag – es gibt überhaupt keine Negativ-Erfahrung, im Gegenteil, Yannick ist hier voll akzeptiert, genau so, wie er ist.“, sagt Marietheres „MT“ Waschk, die Baui-Pädagogin.

Einen richtigen Arbeitsplatz

Den wollte Yannick unbedingt. Schon in seinem Schülerpraktikum auf dem Baui vor ein paar Jahren hatte er sich in den Kopf gesetzt, einen Kiosk zu bauen und daraus den Kindern Eis zu verkaufen im Sommer. „Er hatte das in einem Portugal-Urlaub gesehen, dass es da am Strand so Bretterbuden gab mit Eisverkäufern und hatte klare Vorstellungen.“ erzählt „MT“. „Denn: er wollte Geld verdienen für eine Thailand-Reise, weil – was wolltest Du da unbedingt?“ fügt sie hinzu und stupst dabei fragend Yannick an: „Auf einem Elefanten reiten!“ antwortet dieser sofort. Und genau das sei ihm auch gelungen, so Waschk, denn seinen Eisverkauf habe er ausdauernd im Jugendzentrum und bei allen Veranstaltungen rund um den Bau, wie zum Beispiel dem Edelweißpiratenfestival, durchgezogen. Nach Ende der Schulzeit an der Michaeli-Schule habe für Yannick dann festgestanden, dass er weiter am Baui arbeiten will, und zwar nur da. Eine Behindertenwerkstatt kam für ihn nicht in Frage.

Bürokratische Hürden

„Zuerst, also als Eisverkäufer, konnten wir ihn mit Übungsleiterpauschalen bezahlen, er war damals ja schon 16 Jahre alt. Jetzt, nach zähen Verhandlungen, haben wir viele bürokratische Hürden genommen und in Kooperation mit dem Caritasverband erreichen können, dass er in einer gut zweijährigen Berufsvorbereitungsmaßnahme hier weiter arbeitet – das ist quasi ein Außenarbeitsplatz der Werkstätten der Caritas, die haben da toll mitgespielt.“ erklärt MT. Ein paar graue Haare habe ihr das ganze Verfahren aber schon eingebracht, doch die Anstrengung habe sich gelohnt, „Besonders Yannicks Mutter ist eine echte Kämpferin, sie wollte das einfach für ihren Sohn durchsetzen. Und wenn die berufliche Vorbereitung abgeschlossen ist, dann ist es seine Entscheidung, wie er sein persönliches Budget, das ja jedem behinderten Erwachsenen zusteht, einsetzt, Zum Teil eben vielleicht für die Assistenz, die er braucht, um zu arbeiten. Und das wäre dann schon ziemlich besonders, das gibt es kaum.“

 

 

Star der „Schickeria“

Neben dem Küchendienst, den Yannick dreimal wöchentlich leistet und für den er eine extra küchenhygienische Schulung gemacht hat, ist seine Lieblingsaufgabe das Schmeißen der Theke im Baui-Café, genannt Schickeria. „Da kommen viele Leute“ sagt er, das gefalle ihm, dass alle vorbei kämen und mit ihm sprechen, die Kinder sich Süßigkeiten und Limo kaufen. „Er macht seinen Job richtig gut und gibt auch immer das richtige Wechselgeld ´raus“ bestätigt Tristan und MT, die Yannick beim Rechnen und Liste-Schreiben hinter der Theke unterstützt, ergänzt „Mir war vorher nie so klar, wie abstrakt eigentlich Geld ist. Also ein Euro kann ja aus zwei Mal fünfzig Cent oder fünf mal zwanzig Cent oder hundertmal ein Cent bestehen – das ist noch ein bisschen schwierig für ihn, aber er lernt wahnsinnig viel.“

 

Ob Tischtennisschläger herausgeben, süßer Schlumpf, saure Schlange, Bionade oder Toast – Yannick bedient seine Kundschaft mit höchster Konzentration und Begeisterung, immer wieder klatschen ihn die Kinder ab, auch sein Kollege, Koch Oli, der mittwochs mit ihm das Mittagessen zubereitet, ist zufrieden. „Ich arbeite ab spätnachmittags in einem Restaurant, aber mittwochs hier, das ist mein Lieblingstag, da hab ich direkt gute Laune mit Yannick in der Küche.“ lacht er, als die beiden die Sauce abschmecken.

„Es ist ein Glücksgriff, für alle.“ meint MT. Und nur die eigenen Barrieren im Kopf seien es, die an vielen Stellen solche Lösungen unmöglich erscheinen ließen.
Für Yannick ist sein Traum wahr geworden. „Von mir aus, bis Du ein Opa bist, was Yannick?“ so MT. „Genau!“ so Yannick. High Five!

 

Mehr dazu
„Vorhang auf für Yannick“ in der WDR Lokalzeit, Dienstag, 21.03.2017, 19:30h WDR Fernsehen
 

Oder Yannick als Eisverkäufer: http://www.meinesüdstadt.de/vor-der-haust%C3%BCr/auf-ein-k%C3%B6lsch-mit/auf-ein-eis-bei-yannick

Text: Judith Levold

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