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Südstadt

Zusammenstehen, wenn es am nötigsten ist – TraumaNetz Köln

Dienstag, 28. Juni 2022 | Text: Evelyn Maria Denda

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Denn he hällt m’r zesamme, Ejaal wat och passet, In uns’rem Veedel“, singen schon die Bläck Föös. Dass das nicht nur im Fastelovend der Fall ist, hat der Stiftungstag der RheinEnergie am Wasserwerk in der Südtstadt am vergangenen Wochenende gezeigt. Im Nachgang zu dem Stiftungstag haben wir mit Astrid Petry, Systemische Therapeutin bei der Logo gGmbH in Köln gesprochen. In unserem Interview gibt sie Einblicke in die Anliegen von TraumaNetz Köln und verrät uns ihre Vorlieben in der Südstadt.

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Meine Südstadt: Du warst gestern auf dem Stiftungstag – wie hast Du ihn erlebt und welchen Anlass hatte Deine Teilnahme?
Astrid Petry: Ich war am Samstag das erste Mal auf einer Stiftungsveranstaltung. Das war echt toll gemacht. Es gab viele interessante Aktionen, wie den Gebärdenchor Singfinger, total klasse. Oder Spielaktionen für Kinder. Und das alles auf diesem besonderen Gelände in der Südstadt. Ich selbst war dort, um die RheinEnergieStiftung kennenzulernen. Für ein neues Projekt, das TraumaNetz Köln, suchen wir nämlich noch Verbündete und Unterstützer:innen.

Du engagierst Dich im TraumaNetz. Was verbirgt sich hinter dem Namen?
In meiner Arbeit als Familientherapeutin beim Jugendhilfeträger Logo gGmbh begegnen mir täglich Familien, in denen mindestens ein Familienmitglied traumatisiert ist, zum Beispiel durch Krieg oder Gewalterfahrungen. Dadurch ist die gesamte Familie oft sehr belastet. Die Menschen finden aber meistens gar nicht so leicht passende Hilfe, weil das Thema in der Gesellschaft langsam erst bewusst wird. Wir haben daher bei Logo die Idee des „TraumaNetz Köln – Kompetenz für seelisch verletzte Familien“ entwickelt. Wir möchten in Köln ein Netzwerk aufbauen, in dem sich therapeutische und pädagogische Fachkräfte, die das Thema „Trauma“ beschäftigt, kennenlernen und verbinden können. Bisher gibt es nach unserer Erfahrung nämlich viele Einzelkämpfer*innen in diesem Bereich. Und es ist gar nicht so bekannt, welche*r Therapeut*in oder welche Einrichtung sich schon ganz gut auskennt und deshalb besonders hilfreich sein könnte für Eltern oder Kinder, die Schlimmes erlebt haben. Und aus diesem Netzwerk soll ein neues „SicherheitsNetz“ für Familien in Köln entstehen, in dem Betroffene frühzeitiger passgenaue Hilfen bekommen. Wir wollen leicht erreichbar sein für Eltern, Kinder und Jugendliche, informieren, „erste Hilfe“ leisten, auffangen und weitervermitteln.

Der Stiftungstag an einem besonderen Ort im Veeedel (Foto: privat)

Welche Anliegen verfolgt das TraumaNetz?
Unser wichtigstes Ziel ist es, dass seelisch verletzte Familien schneller Hilfe bekommen. Wir erleben, dass etwa Eltern, die selbst traumatisiert sind, lange gar nicht wissen, dass die Folgen ihrer seelischen Verletzung sich auf ihre Kinder auswirken können. Sie haben zum Beispiel seit Jahren Schlafstörungen, sind besonders ängstlich um ihre Kinder, unruhig oder auch aggressiv, wenn das Kind sie durch sein Verhalten an alte traumatische Situationen erinnert. Das als Mutter oder Vater selbst zu verstehen ist schon ein ganz wichtiger Schritt. Dann können traumaorientierte Techniken helfen, sich in solchen Situationen zunächst zu beruhigen und dann mit dem Kind zu interagieren. Darüber brauchen Eltern aber erst einmal Informationen, und an die kommen sie aktuell in Köln leider noch nicht so einfach.

Du bist in Deiner Arbeit oft mit persönlichen Schicksalen konfrontiert. Wie kannst Du am besten abschalten?
Du merkst, dass ich eigentlich die ganze Zeit von „uns“ rede, wenn ich von meiner Arbeit spreche. Das liegt daran, dass ich seit vielen Jahren mit meinem wunderbaren Kollegen Josch Henke zusammenarbeite. Wir sind ein Co-Team. Das ist tatsächlich ein Riesenschatz in Arbeit. Wir unterstützen uns gegenseitig, ergänzen uns in unserer Unterschiedlichkeit und können uns über diese schweren Themen austauschen. Eigentlich gehen wir immer erst in den Feierabend, wenn alles Wichtige besprochen ist. Und danach ist natürlich wichtig, etwas Gutes für sich zu tun. Ich wandere zum Beispiel gerne und feiere leidenschaftlich Karneval. Meistens in der Südstadt versteht sich…

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Der Stiftungstag fand in der Südstadt statt. Was macht die Südstadt für Dich aus?
Die Südstadt steht für mich seit Jahren für Zusammenhalt, engagierte, tolle Menschen und natürlich Karneval. Außerdem ist dieses Veedel für mich gerade im Sommer immer ein Ort, der sich mit den vielen schönen Restaurants und dem Rhein fast wie Urlaub anfühlt.

Deine Wünsche für den Sommer?
Mein größter Wunsch, dass noch diesen Sommer die Ukraine wieder in Frieden leben kann, wird sich wahrscheinlich nicht erfüllen. Aber ich wünsche es mir trotzdem. Bis es soweit ist, wünsche ich mir aber, dass wir hier in Köln so viel wie möglich Gutes erleben können. Für Kinder kann es das Schwimmbad sein, für Eltern eine kleine Auszeit im Urlaub. Für mich selbst wünsche ich mir, dass auch ich viele Aktionen draußen machen kann, zum Beispiel zu Wandern, Essen zu gehen oder ein Konzertchen. Das gibt Kraft für alle Aufgaben, die wir mit dem TraumaNetz Köln jetzt angehen wollen. Es gibt nämlich viel zu tun. Packen wirs an!

 

 

Text: Evelyn Maria Denda

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